Sommerkuesse
Aber die letzten beiden Typen, mit denen meine Mutter was hatte – urgh … ich mag gar nicht dran denken.«
Dann sind Katrinas Eltern also geschieden.
»Was ist mit euch?«, frage ich in die Runde. »Sind eure Eltern auch getrennt?«
Schweigen.
Nach einer Weile sagt Katrina: »Tja, Nic. Sieht so aus, als wären wir die Einzigen aus zerrüttetem Elternhaus, was? Wir müssen zusammenhalten.«
»Aber meine sind gar nicht geschieden«, stelle ich hastig klar. »Das heißt, sie standen zwar mal kurz davor, aber jetzt haben sie sich wieder zusammengerauft. Diesen Sommer wollten sie dazu nutzen, zusammen ein bisschen rumzureisen. Das ist auch einer der Gründe, warum ich hergekommen bin. Mein Vater ist Künstler und will seine Arbeiten auf Kunstmessen ausstellen. Mom begleitet ihn, obwohl sie ja eigentlich Naturwissenschaftlerin ist …« O Gott, Nic, halt die Klappe. Das interessiert hier doch wirklich kein Schwein.
»Was macht er denn genau?«, erkundigt sich Isaac.
Ich zucke mit den Achseln. »Er zeichnet. Und unterrichtet auch. Ein ziemlich kauziger Typ.«
»Aha! Die Gene haben sich durchgesetzt!«, ruft Katrina. »Nic, zeig Kevin dein Ringbuch.«
Ich will Kevin mein Ringbuch nicht zeigen. Ich will in mein Zimmer gehen und in Ruhe hineinschreiben.
Aber auch diesmal weiß ich nicht, wie ich mich herausreden soll, und schiebe es Kevin schließlich hin.
»Siehst du! Sie ist eine Künstlerin, ganz wie ihr Vater! Ist doch der Hammer, oder?«, schwärmt meine persönliche rothaarige Bewunderin.
Kevin sieht sich die Porträts an. Das von Battle länger als die der anderen. Es scheint mir gründlich misslungen zu sein.
»Der Wahnsinn«, sagt Kevin schließlich und gibt mir das Buch zurück.
»Mensch, kriecht ihr nicht so in den Arsch – ihr könnt ihr doch ruhig sagen, dass die Zeichnungen ziemlich schwach sind«, sagt Isaac. Dann grinst er.
»Danke, dass wenigstens du ehrlich bist«, sage ich und lächle ihn an.
»Einer muss ja bei der Wahrheit bleiben.« Isaac befördert eine Ladung Kohlpampe in den Mund und verzieht das Gesicht. »Schmeckt gar nicht schlecht, wenn man sich erst mal an die Konsistenz gewöhnt hat.«
»Wie war das noch mal von wegen ehrlich?«, fragt Katrina.
15. Juni, morgens halb zwei, in meinem Zimmer
feldbeobachtungen :
isaac:
• kommt aus san franscisco
• war letztes jahr schon mal hier (hatte geschichte belegt, konnte sich noch an battle erinnern)
• ist ziemlich witzig
• scheint nett zu sein
kevin:
• kommt aus seattle
• zieht sich hip an
• merkwürdige, unergründliche mischung aus unglaublich intelligent und unglaublich dämlich. vielleicht ist er aber auch nur dämlich.
über battle und katrina weiß ich viel mehr, weil wir 3 nach dem abendessen noch bis nach eins in k’s zimmer rumsaßen!
katrina:
• raucht (blöd)
• kommt ursprünglich aus new york, wohnt inzwischen aber in santa fe, wo sie es total grausam findet (o-ton: »männer mit pferdeschwänzen und indianerschmuck im ohr haben keine existenzberechtigung.«)
• ihr laptop ist mit aufklebern voll gepflastert und mit schwarzem marker voll geschrieben und heißt »ada« – nach ada byron lovelace, von der ich zwar noch nie was gehört hab, die aber irgendwie wichtig zu sein scheint.
• hatte schon mal sex im internet, aber noch nie in echt. (o-ton: »in santa fe gibt es nur dummgeknödelte flachwichser.«)
• hat einen lila stoffpinguin, viele grüne und rote plastikeidechsen und einen orangen sitzsack als schreibtischstuhl.
• bewahrt ihre klamotten in einem riesigen umzugskarton auf.
battle:
• hasst Rauchen
• kommt aus north carolina (was man ihr auch ein bisschen anhört).
• hat zwei hunde, dante und beatrice. die rasse ist irgendwie besonders und fängt mit »c« an (sind aber keine collies).
• ihr vater ist pfarrer (!!).
• war schon mit ein paar jungs zusammen, mit denen sie aber nur »im kino und danach bei mcdonalds« war.
• ihre eltern ketten sie »mehr oder weniger wie die hunde ans haus« und lassen sie nichts machen (wie – aber mit jungs darf sie sich verabreden??).
punkte, in denen sich b und k von mir unterscheiden:
• hübscher als ich, vor allem battle
• ziehen sich cooler an
• sind gegenüber anderen selbstbewusster als ich
nee, das ist ja total deprimierend! ich schreib lieber die gemeinsamkeiten auf:
• theater-ag!!! ich mache bühnenbild und beleuchtung, katrina spielt selbst und kümmert sich um die kostüme und battle tanzt.
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