0013 - Ich bezwang den »Lächler«
Daß Joe Bender ein Gangster gewesen war, wußte jeder von uns. Schön, wir waren aus gewissen Gründen sogar bereit, nicht mehr darüber zu reden. Er war in die Staaten zurückgekehrt, um neu zu beginnen. Er hatte sich sogar eine Menge vorgenommen, wollte die Vergangenheit abstreifen wie eine alte Haut. Doch Bender hatte kein Glück, denn das Schicksal verzieh ihm seine früheren Sünden nicht. Es zwang ihm die Pistole wieder in die Hand, und Bender schoß. Schneller als gedacht, befand er sich wieder auf der schiefen Ebene und tat alles, um seine Haut zu retten. Bender besorgte das mit Gründlichkeit und Klugheit, denn er war wirklich nicht dumm. Die Polizei hetzte ihn, und die Gangsterbosse verfolgten ihn mit ihrem glühenden Haß. Es kam zu Gangsterschlachten, die an die unselige Zeit der Prohibition erinnerten. Es ging rund wie in alten Tagen, bis der ›Lächler‹ sein Lächeln vergaß…
Als Joe der ›Lächler‹ aus Mexiko in die Vereinigten Staaten zurückkam, beschäftigten sich alle Zeitungen mit ihm. In langen Serien wurde seine Laufbahn abgerollt, seine Geschichte und seine Taten aufgewärmt, und durch die USA lief noch einmal die gleiche Welle von Begeisterung, die der ›Lächler‹ schon vor fünfzehn Jahren hervorgerufen hatte, denn Joe Bender war einmal so etwas wie das Idol Amerikas gewesen.
Als er nach Mexiko ging, war er siebenundzwanzig Jahre alt und mehrfacher Millionär. Mit achtzehn Jahren hatte er einen halben Dollar den Tag als Sortierer von schmutziger Wäsche in einer Großwäscherei verdient. In den neun Jahren dazwischen hatte sich der schmale Junge nicht nur zu einem millionenschweren Kontoinhaber, sondern auch zu einem Mann von Format entwickelt, der alles schlug, was sich ihm in den Weg stellte.
Mit der Leidenschaft der Amerikaner für Erfolgreiche bewunderte ihn die Bevölkerung, und sie übersah völlig, daß der ›Lächler‹ ein Gangster war und nichts anderes.
Allerdings, er war ein Gangster besonderer Art. Joe war in Boston zu Hause, und als er es leid war, einen halben Dollar pro Tag zu verdienen, sammelte er um sich eine Clique von Burschen, denen es genau so sauer wurde wie ihm, über die Runden zu kommen. Mit dieser Bande nahm er den Kampf gegen die allmächtigen Rackets auf, die Boston damals beherrschten, und er schlug sie alle. Die großen Bosse, die sich wahrhaftig für etwas Besonderes hielten, standen eines Tages mit einem dummen Gesicht da, wenn Joe sie ausgetrickst hatte.
Es muß ungefähr so gewesen sein, als der ›Lächler‹ eines Tages seine Bande von Halbverhungerten um sich versammelte und ihnen eine kurze Rede hielt. »Wir gehen jetzt in den Clifton-Distrikt«, sagte er, »und wir holen uns unseren Teil von der Krippe, die dort reichlich gefüllt ist. Es kommt auf ein wenig Prügel nicht an, aber ich will nicht, daß einer von euch eine Straftat begeht, die mit mehr als sechs Wochen Gefängnis bedroht ist. Ein Holzknüppel ist, richtig angewandt, eine bessere Waffe als ein Colt. Und im übrigen verlaßt euch auf mein Gehirn.«
Der Clifton-Bezirk war Bostons bösestes Viertel. Drei Banden teilten sich in die Erträge, die aus ihm zu ziehen waren, aber die stärkste war jene, die Antonio Brabanti anführte, ein finsterer, brutaler Mördertyp.
Anfangs sahen Brabanti und seine Leute dem Treiben des ›Lächlers‹ zu wie die Riesen im Märchen dem Gehopse der Zwerge. Sie fühlten sich mehr belustigt als bedroht, und sie machten den Scherz auf ihre Weise mit. Einer von Benders Jungen, Al Faster, lief Giorgio und Pazzeck, zwei breitschultrigen Gorillas der Brabanti-Bande in die Hände.
Sie spielten in einem dunklen Hinterhof Fangball mit ihm, und als sie aufhörten, war Al Faster mehr als krankenhausreif. Er hinkte für sein ganzes Leben.
Joe lächelte böse, als er Al im Krankenhaus besuchte, und er ging mit ein paar Leuten hin, stahl den schwarzen Wagen mit der Nummer 53982, von dem jeder im Distrikt wußte, daß er Brabanti gehörte, und sie angelten sich dann Antony, den ›Boxer‹, der einer der Leibgardisten von Lu Ponter, dem zweitmächtigsten Bandenführer von Boston war. Sie drehten den › Boxer‹ durch die Mangel, obwohl ihnen das schwerfiel, denn er war so stark wie drei von ihnen, und dann warfen sie ihn vor Ponters Hauptquartier aus dem Wagen.
Natürlich wurde der Wagen erkannt, und Lu Ponter schäumte vor Wut, daß Brabanti den Waffenstillstand auf diese Weise brach. Er schickte drei Mann los, die sich das erstbeste Mitglied der
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