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Party Girl - Roman

Party Girl - Roman

Titel: Party Girl - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Blobel
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1. Kapitel
    Eigentlich hätte das, was mit Mona in diesem Herbst pas sierte, gar nicht geschehen dürfen. Eigentlich war es so gut wie ausgeschlossen, dass ausgerechnet sie in so eine Situati on geraten würde.
    Denn die Wahrheit war, dass Mona sich aus Partys gar nichts machte. Sie gehörte nicht zu den Mädchen, die abends unruhig wurden, sich stundenlang im Bad ein schlossen. War keine, die sich vorher mit Musik zudröhnte, um schon mal in Stimmung zu kommen, die Anlage volle Power aufgedreht, immer auf der Suche nach einem Kick, einer Erregung, einem Abenteuer. Sie hatte keine Angst, et was zu verpassen. Der Gedanke, dass sie vielleicht mit sieb zehn oder achtzehn immer noch Jungfrau wäre und noch nie gekifft hätte, bereitete ihr keine schlaflosen Nächte.
    Sie hatte auf dem einzigen Popkonzert, auf dem sie je ge wesen war, keinen hysterischen Anfall bekommen, als der Sänger mit seiner Gitarre einen Geschlechtsakt simulierte, während Julia, die sie zu dem Konzert mitgenommen hatte, hysterisch kreischend ihre Bluse aufriss. Mona hatte auch noch nie einem Jungen heimlich einen Liebesbrief in seine Jackentasche geschmuggelt. Hatte überhaupt noch nie we gen eines Typen heiße Tränen vergossen, Herzrasen oder schlaflose Nächte gehabt.
    Sie hielt sich selber, was Sex und Drogen betraf, für eine Spätentwicklerin. Sie war nicht stolz darauf, aber sie fand es okay.
    Kuschelfeten und Schmusepartys, auf denen man wild herumknutschte und tanzte wie in Trance, fand Mona eher gruselig. Das alles wirkte so hysterisch! So überdreht! So wollte sie nicht sein. Sie tanzte zwar gern, behielt ihre Bewe gungen dabei aber immer unter Kontrolle.
    Wenn sie sah, wie sich ein Pärchen küsste, war ihr der An blick grundsätzlich peinlich und es sah so stümperhaft aus! Nie so romantisch wie im Film. Sie litt mit dem Mädchen, wenn sie beobachtete, wie der Typ seine Zunge zwischen ih re Zähne schieben wollte, sie konnte förmlich die klebrigen Küsse schmecken, die verschwitzten Hände fühlte sie am ei genen Körper. Und sie schämte sich insgeheim dafür, dass das Mädchen das gierige Gefummel des Jungen kichernd über sich ergehen ließ als Preis dafür, dass sie ein Paar waren. Oder weil sie viel zu zugedröhnt war, um zu merken, was der Typ mit ihr anstellte.
    Mona hatte bislang noch keinem Jungen erlaubt, seine Zunge in ihre Mundhöhle zu stecken und ihr unter den Pul li zu fassen. Sie stellte sich die ganze Fummelei zwischen Jungen und Mädchen schleimig und ein bisschen eklig vor. Das ganze Liebeskummer-Gerede ihrer Klassenkameradin nen ging ihr entsprechend auf den Nerv.
    Gab es etwa nichts Wichtigeres, über das man reden konnte?
    Gab es nichts anderes, worüber man sich Gedanken ma chen sollte?
    Die Welt war voller Wunder und Überraschungen, aber die meisten in ihrem Alter merkten das nicht. Die Pubertät hatte sie fest im Griff und machte aus ihnen, wie Mona fand, peinliche, dumpfbackige, dampfende und schwitzen de Teilnehmer einer Freak-Show.
    Vor jeder Party, vor jedem Freitagabend das gleiche Thea ter: Alle Mädchen in heller Aufregung. Wie eine Schar auf geregter Hühner tauschten sie Neuigkeiten über Schön heitstipps oder Aufputschmittel aus, über Pickelprobleme, Haarstyling oder Smokey Eyes, und wenn die Party vorbei war, ging das Getuschel und Gekicher, das Geraune und Ge flüstere auf dem Schulhof nahtlos weiter. Wie viele Kleine Feiglinge wer runtergekippt hatte und welche Alkopops am besten wirkten. Oder welche Pillen-Kombi einem den schönsten Kick bescherte.
    Das Ganze ging Mona furchtbar auf den Wecker. Wenn Verena, die neben ihr saß, bei jedem neuen Pickel vor einer Party einen Weinkrampf bekam; wenn Marcia am Tag nach der Party anfing, alle zehn Sekunden heimlich ihre SMS zu checken. Welcher Typ wollte ein Date mit ihr? Wer war scharf auf sie? Und: Wer konnte sich überhaupt noch an gestern Nacht erinnern?
    Und ständig die immer gleiche Frage, die so ernsthaft und leidenschaftlich diskutiert wurde, als ginge es darum, wer den nächsten Nobelpreis für Medizin bekommen sollte: Was ziehst du an?
    Als gäbe es nichts Bedeutenderes auf der Welt, als sich darüber den Kopf zu zerbrechen, ob Push-ups einen schöne ren Busen machen als normale BHs. Ob Neckholder den Busen größer oder kleiner wirken lassen. Ob Hüfthosen dick machen. Oder ob man zum Minirock Western-Boots tragen kann. Oder Wollsocken zum Sommerkleid.
    Mona interessierte sich nicht für Klamotten. Vielleicht, weil ihre Mutter für ihre

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