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Sommernachtsgeflüster

Sommernachtsgeflüster

Titel: Sommernachtsgeflüster Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katie Fforde
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Kapitel 1
 
    T hea stand in der Mülltonne und versuchte, deren Inhalt mit den Füßen so weit zusammenzuquetschen, dass sie den Deckel schließen konnte, als sich vom Flur her Stimmen näherten.
    »Komm in die Küche. Und entschuldige das Durcheinander. Da sieht es immer so aus.«
    Unter dem Druck ihrer Absätze gab eine Pizzaschachtel nach. Gleichzeitig betrat Petal, ihre jüngste und anspruchsvollste Untermieterin, die Küche. Sie hatte einen Mann im Schlepptau, den Thea nicht kannte.
    »Hallo, Thea! Was machst du denn im Mülleimer?«, fragte Petal neugierig, aber doch nicht so interessiert, dass sie die Antwort abgewartet hätte. »Das hier ist mein Onkel Ben. Ah, das ist mein Handy.«
    Während Petal in ihrer Tasche nach ihrem wichtigsten Begleiter kramte, versuchte Thea, aus dem Abfalleimer zu steigen, ohne hinzufallen. Es war in keiner Weise ehrenrührig, Pizzaschachteln, Müslidosen und Ketschupf laschen zusammenzupressen und so zur Verringerung des Deponiemüllvolumens beizutragen. Trotzdem hätte sie auf Zeugen gut verzichten können. Petal, die sich auf ihr Handy gestürzt hatte wie eine Möwe auf einen Happen Fastfood, ging, bereits in ihr Gespräch vertieft, hinaus.
    Über Gebühr erbost, tastete Thea nach der Wand, um nicht das Gleichgewicht zu verlieren. Die Tonne schwankte, und Thea brach mit einem Fuß in die Schicht von Pappabfällen ein. Was darunter lag, war undefinierbar. Beim Versuch, sich zu befreien, verfing sie sich mit dem Absatz im Henkel eines Trinkdosenhalters und geriet nun doch aus dem Gleichgewicht. Einen Augenblick lang sah sie sich selbst der Länge nach auf dem Boden liegen, inmitten von Eierschalen, Kaffeesatz und Gemüseabfällen. Sie streckte die Hand aus, um irgendwo Halt zu finden, konnte aber die Wand nicht mehr erreichen.
    Der Fremde erkannte ihre Zwangslage, kam quer durch den Raum, fing erst ihre zappelnde Hand und dann sie selbst auf. Gleichzeitig hatte er auch die Mülltonne stabilisiert.
    Wenn sie nicht in so schlechter Stimmung gewesen wäre, hätte sie die Sache vielleicht von der komischen Seite gesehen und ihn angelacht. Aber so, wie die Dinge lagen, wurde sie nur furchtbar rot. Sie sah ihn nicht einmal an, während er sie festhielt, weil sie nicht wissen wollte, ob er über sie lachte. »Heißen Dank«, murmelte sie dem Mülleimer zu. Wenigstens ließ er sich jetzt wieder schließen. »In was für Situationen man sich manchmal bringt!« Petal verfügte über die einzigartige Gabe, Thea unmöglich zu machen. Jetzt war sie stark versucht, Petals so genanntem Onkel zu erklären, das alles sei Petals Schuld; sie hatte nämlich versprochen, neue Müllbeutel zu besorgen, nachdem sie Theas Bestand ganz aufgebraucht hatte. Aber obwohl das der Wahrheit entsprach, wäre es doch außerordentlich kleinlich gewesen, darauf herumzureiten. Es war schon schlimm genug, sich vor Fremden schlecht gelaunt zu zeigen und lächerlich zu machen. Da musste man sich nicht auch noch als kleinlich erweisen.
    »Halb so wild«, sagte er. »Das hätte jedem passieren können.«
    Nur wenn er dumm genug war, in eine Mülltonne zu steigen, dachte sie, aber sie sprach es nicht aus. Um seine Aufmerksamkeit von dem Teebeutel abzulenken, der sich an ihrem Schuh verfangen hatte, deutete Thea mit demKopf in Petals Richtung. »Das Mädchen telefoniert, bis das Telefon an beiden Enden heiß läuft. Ich hoffe, es versengt ihr nicht eines Tages das Gehirn.«
    Petals Onkel, der Thea samt ihrer näheren Umgebung anscheinend etwas verwirrt, aber doch sehr konzentriert gemustert hatte, erwiderte: »Vielleicht hat es das schon.«
    Es fiel Thea schwer, zu ihrer gewohnten Heiterkeit zurückzufinden. Er war ein großer, dunkler Typ mit tief in den Höhlen liegenden Augen, und sein ruhiges, ernstes Benehmen konnte leicht als Missbilligung aufgefasst werden. Am liebsten hätte sie ihn hinausgeschickt und im Flur auf Petal warten lassen, doch unglücklicherweise litt sie unter chronischer Gastfreundschaft. Wie unwillkommen und uneingeladen ein Besucher auch sein mochte - Thea konnte niemanden davonkommen lassen, ohne etwas zu essen und zu trinken anzubieten. »Möchten Sie vielleicht eine Tasse Kaffee? Oder Tee?« Sie schob den Kessel auf die heiße Seite der Kochplatte ihres Rayburns. Sie brauchte dringend selbst eine Tasse, wollte sich aber keine gönnen, wenn er nicht ebenfalls eine nahm.
    »Ich denke, wir werden nicht lange bleiben. Ich bin nur kurz mit Petal hergekommen, um einige Sachen abzuholen.«
    »Heißt

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