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Sommersturm (German Edition)

Sommersturm (German Edition)

Titel: Sommersturm (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Olaf Büttner
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draußen war Superwetter. Wer
konnte, aalte sich lieber am Strand als sich hier in die Finsternis zu setzen.
    Ich
aber liebte seit jeher die Atmosphäre von Kinos. Auch mein Vater und meine
Mutter hatten ihr erstes Rendezvous im Lichtspielhaus gehabt, was das Einzige
war, das ich vom Anfang ihrer Liebe wusste, eigentlich von ihrer Liebe
überhaupt.
    Zielbewusst
steuerte ich auf die letzte Reihe zu und klappte einen Sitz nach unten. Die
anderen trabten mir schweigend hinterher, die Stimmung war seltsam.
    Der
Hauptfilm hatte noch nicht begonnen, was ganz gut war, denn so, wie wir saßen,
machte es einfach keinen Sinn. Henry rechts neben mir, Ulla links und Luisa
wieder links von ihr. Aber ich konnte die drei nicht einfach wie Marionetten
hin und her schieben. Deshalb gab ich Henry ein Zeichen und wir gingen zum Klo.
    „Bist
du verrückt?“, platzte es aus ihm raus, während er sich linkshändig zum Pinkeln
freimachte, weil sein rechter Arm noch immer in der Schlinge steckte. „Was soll
denn Luisa hier? Wieso ausgerechnet die?“
    „Wer
denn sonst?“ raunte ich ihn zu, als würden wir belauscht. „Von all den
Schnepfen an der Schule ist sie noch am wenigsten schnepfig .
Ein bisschen darf ich schließlich auch an mich denken. Aber erst mal muss ich
mit Ulla den Platz tauschen. Oder willst du mich küssen?“
    „Du
kannst mich mal!“ Mir wurde klar, wie sauer er war. Offensichtlich hatte ich
unterschätzt, wie sehr  er auf Luisa stand. Vor lauter Wut und dann auch
noch mit der linken Hand, brauchte er mehrere Versuche, bis er seinen
Reißverschluss wieder zubekam. weil nur mit Links. Leicht dämlich sah ich ihm
zu, bis er zornig aus dem Klo rannte. Mit etwas Abstand folgte ich ihm. Im Saal
sah ich ihn gerade noch nach draußen verschwinden, offenbar hatte ich alles
versaut.
    „Was
ist denn plötzlich in den gefahren?“, fragte Ulla. „Hat er was vergessen?“
    „Es
geht ihm nicht gut“, sagte ich. Ulla zuckte zusammen.
    „Ist
es ... was Schlimmeres?“ fragte sie und sprang auf.
    „Keine
Ahnung!“, rief ich ihr hinterher. Sie hatte einen panisch schnellen Gang
eingelegt. Kein Wunder, schließlich glaubte sie, er sei todkrank. Wer wusste
schon, ob sich da nicht möglicherweise sogar sein Ende anbahnte.
    „Was
ist denn mit den beiden los?“, fragte Luisa.
    „Keine
Ahnung!“, log ich erneut und ließ mich resigniert auf den Stuhl neben ihr
fallen. „Bleiben wir trotzdem?“
    „Natürlich!“,
sagte sie, noch immer gut gelaunt. „Schließlich bin ich gekommen, um endlich
mal wieder Brad Pitt zu sehen. Meinst du, die Gelegenheit lass ich einfach so
sausen?“ Sie grinste wie ein Honigkuchenpferd. Ich lächelte schwach zurück. Auf
der Leinwand lief schon der Vorspann.
     
    Über
dem Stadion lag eine Bratwurstduftwolke.  Auf dem Rasen stand es, wenn ich
mich nicht verzählt hatte, 0:0. Das Spiel war todlangweilig. Als wäre ein Preis
ausgesetzt worden für den Spieler, der sich am wenigsten bewegte. Der einzige Begeisterte
im Stadion schien Roger zu sein. Gerade hatte er sich seinen dritten
Plastikbecher mit Bier geholt, der Alkohol und die Aufregung färbten seine
Wangen rötlich. Diesmal hatte ich mir sogar ein Bier von ihm spendieren lassen,
das ich nach wenigen Schlucken, natürlich rein aus Versehen, umkippte. Dann war
Halbzeit und als Roger mit zwei Bratwürsten ankam, legte ich los: „Ich freu
mich echt, dass Betty endlich jemanden gefunden hat, der sie versteht. Um nicht
zu sagen: der sie liebt.“
    Abwechselnd
betrachtete ich Roger und die Bratwurst in seiner Hand, als gäbe es einen
direkten Zusammenhang zwischen den beiden und seinen Gefühlen für Betty. Fast
zwangsläufig dachte ich wieder an seine besonderen Qualitäten , was
mittlerweile zu einer echten Manie geworden war, mindestens dreimal am Tag
überfiel mich die Vorstellung und die Bilder davon drückten auf mein Gemüt.
    Roger
biss herzhaft in die Wurst und lächelte erwartungsvoll, was noch kommen würde.
Ein Stückchen Fleisch blieb in seinem Mundwinkel hängen.
    „Ehrlich
gesagt“, fuhr ich endlich fort, „hatte ich die Hoffnung schon fast aufgegeben,
dass sich noch mal jemand Vernünftiges für sie finden würde.“
    Verständnislos
sah Roger mich an. Ich hatte keine Lust auf Bratwurst, schon bei dem Geruch
nach Fett und Rauch wurde mir übel.
    „Deine
Tante ist eine sehr attraktive Frau“, sagte er und tauchte seine Wurst in den
Senfklecks auf seinem Pappteller. „Warum sollte sie niemand finden? Außerdem
ist sie

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