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Sommersturm

Sommersturm

Titel: Sommersturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Olaf Buettner
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Schon gar nicht mit dem schmerzenden Fuß.
    Vor
allem sollte sie wissen, warum ich mich drum herum gedrückt hatte, mit ihr zu
schlafen: Dass es mein erstes Mal gewesen wäre und ich mehr Zeit gebraucht
hätte.
    Aber
als ich jetzt vor mich hin humpelte, dachte ich, dass es vielleicht doch ganz
gut war, dass ich das alles nicht zu ihr gesagt hatte. Vielleicht hätte sie es
falsch aufgefasst und das wollte ich nicht. Denn ich mochte sie sehr. Und ich
fand selbst, dass es nicht einfach war, mich zu verstehen.

 
    19
     
    Betty
bekam ich kaum noch zu Gesicht. Sie erklärte es mir nicht, aber ich dachte,
dass sie wohl mehr arbeitete als sonst. Auch über den Besuch von Kullik,
Marthas Anschuldigungen und das Gespräch, das sie verlangte, sprachen wir nur
ein einziges Mal, und das ganz kurz. Rückblickend denke ich heute, dass Bettys
mir absichtlich aus dem Weg ging, wann immer es möglich war.
    Damals
war ich nur enttäuscht, dass sie sich keine Zeit für mich nahm, immer auf dem
Sprung war, kurz angebunden und nicht bereit, über die drängenden Probleme zu reden,
was ich immer wieder versuchte. Sie wirkte zerstreut und sagte andauernd Sachen
wie: Ich solle mir keine Gedanken machen und nichts werde so heiß gegessen wie
es gekocht wird und ähnliches Zeug. Ich fühlte mich total im Stich gelassen.
Wenn sie so weitermachte, würde Martha es leicht haben, uns auseinander zu
bringen. 
    Sie
gab mir auch keine Gelegenheit, die Fragen zu stellen, die mich immer mehr
bedrängten. Hätte es Henry nicht gegeben, wäre ich ganz allein auf mich
gestellt gewesen. Er war der einzige, der zu mir hielt in dieser komplizierten
Lage. Und tatsächlich schaffte er es, ein Treffen mit Kurt auf die Beine zu
stellen.
     
    Es
war bereits Herbst und wir waren die einzigen Gäste in der Eisdiele. Der
Kellner war Eros- Ramazotti -Fan und sang ununterbrochen
dessen Songs mit, die aus den Lautsprechern dröhnten. Wenigstens konnte er so
nicht hören, was wir sprachen.     
    Kurt
fiel die Kinnlade runter, als er mich sah. Ich glaube, am liebsten wäre er auf
der Stelle wieder rausgerannt . Aber dafür war es
schon zu spät, unsere Blicke hatten sich bereits getroffen. Er kam an unseren
Tisch und ich stellte Henry als einen Freund vor.
    Als
ich Kurt aufforderte, sich zu setzen, tat er es. Ich bestellte drei Cappuccino,
Kurt reagierte nicht. Der Schweiß stand ihm auf der Stirn. Plötzlich wusste ich
nicht mehr, wie ich das Gespräch eröffnen könnte. Unerwartet kam Henry mir zu
Hilfe.
    „Die
Sache mit den Anrufen tut mir Leid“, sagte er und zog eine Zigarette aus einem
zerknitterten Päckchen.
    „Aber
wir haben nach einer Möglichkeit gesucht, mit Ihnen ins Gespräch zu kommen.“
    Kurt
wandte sich direkt an mich, als er erwiderte:
    „Ich
verstehe nicht, Julian. Wieso sagst du es mir nicht einfach, wenn du etwas mit
mir bereden willst?“
    Der
singende Kellner brachte unsere Cappuccino. Kurt blickte zerstreut in seine
Tasse.
    „Es
handelt sich um ein heikles Thema“, antwortete ich. „Wie du dir ja sicher
denken kannst.“
    „Nach
diesen Anrufen allerdings“, erklärte Kurt und beäugte die Tasse noch immer so mißtrauisch , als vermute er darin pures Gift.
    Ich
trank einen Schluck, das Zeug war lauwarm. Henry streute Zucker in seine Tasse.
    „Also“,
fragte Kurt, „was soll das alles?“ Er schaffte es nicht, wirklich böse zu
klingen, noch nicht mal richtig ärgerlich.
    „Keine
Idee?“, fragte ich mit Pokerface. Er sollte meine vollkommene Ahnungslosigkeit
nicht erkennen, vielmehr denken, dass ich alles wusste und nur noch ein
paar Detailfragen hatte. Die Sache schien zu klappen.
    „Es
ist eine äußerst unangenehme Geschichte, die ihr da aufgewühlt habt“, begann
Kurt nach quälendem Schweigen. „Wollt ihr mich etwa erpressen?“
    „Weiß
Martha nicht Bescheid?“, hakte ich vorsichtig nach.  
     Kurt
lachte bitter. „Natürlich weiß sie Bescheid“, sagte er. „Wie hätte ich das wohl
vor ihr verheimlichen sollen? Hat ja schließlich einen riesigen Wirbel gegeben,
damals.“
    „Warum
sind Sie dann heute überhaupt gekommen?“, fragte Henry.
    „Ich
will einfach nicht“, sagte Kurt zermürbt, „dass dieses leidige Thema zwischen Martha
und mir immer wieder hochkocht. Eigentlich hatten wir es schon längst ad acta
gelegt, aber in letzter Zeit ...“
    Er
schien zu überlegen, griff nach seiner Tasse und trank den Rest in einem
einzigen Schluck aus.
    „Es
begann mit dem Tod deines Vaters. Als Bettina wieder

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