Von wegen Liebe (German Edition)
EINS
Es war echt immer dasselbe.
Casey und Jess wackelten mit ihren Hintern wie Tänzerinnen in einem Hip-Hop-Video und machten sich wieder einmal total lächerlich. Aber ich vermute mal, dass Typen auf so was stehen. Ganz ehrlich, ich spürte förmlich, wie mein IQ sank, als ich mich zum ungefähr hundertsten Mal an diesem Abend fragte, warum ich mich schon wieder von ihnen hatte hierherschleppen lassen.
Jedes Mal wenn wir ins The Nest gingen, lief alles gleich ab. Casey und Jessica mutierten zu Tanz- und Flirtmaschinen, zogen die Aufmerksamkeit jedes männlichen Wesens in Sichtweite auf sich und wurden irgendwann von ihrer fürsorglichen besten Freundin – nämlich mir – aus dem Laden gezerrt, bevor irgendeiner der geilen Jungböcke die Situation ausnutzen konnte. Aber bis es so weit war, hockte ich den ganzen Abend an der Theke und unterhielt mich mit Joe, dem dreißigjährigen Barkeeper, über »die Probleme mit der heutigen Jugend«.
Wahrscheinlich wäre Joe beleidigt gewesen, wenn ich ihm gesagt hätte, dass eines der größten besagten Probleme dieser verfluchte Laden war. Das Nest war früher eine echte Bar gewesen und vor etwa drei Jahren zu einer Art Jugendtreff geworden. Die altersschwache Theke in Eichenoptik gab es immer noch, aber Joe schenkte ausschließlich Softdrinks aus, während die Kids die Tanzfläche bevölkerten oder den Konzerten lauschten, die hier regelmäßig stattfanden. Es gab einen einfachen Grund, warum ich diesen Ort hasste: Er brachte meine sonst eigentlich ganz vernünftigen Freundinnen dazu, sich wie Idiotinnen aufzuführen. Zu ihrer Verteidigung muss allerdings festgehalten werden, dass sie damit nicht die Einzigen waren. Die halbe Hamilton Highschool kam am Wochenende hier zusammen, und ausnahmslos jeder hatte ein Stück seiner Würde verloren, wenn er den Club Stunden später wieder verließ.
Jetzt mal im Ernst – was war so toll daran, Woche für Woche zu denselben monotonen Techno-Beats zu tanzen? Oder sich von einem der schwitzenden Footballspieler mit Testosteron-Überschuss anmachen zu lassen? Als ob auch nur der Hauch einer Chance bestand, eine tiefschürfende Unterhaltung über Politik zu führen oder über die Welt und das Leben zu philosophieren, während man sich Hüfte an Hüfte aneinander rieb. Großer Gott.
Casey kletterte auf den Barhocker neben mir. »Also echt, B. Statt hier rumzusitzen, solltest du lieber mit uns tanzen!«, sagte sie, vom vielen Hinternwackeln ganz außer Atem. »Das macht so viel Spaß.«
»Sicher«, murmelte ich.
»Oh! Mein! Gott!« Jess setzte sich mit wippendem honigblonden Pferdeschwanz auf meine andere Seite. »Habt ihr das gesehen? Habt ihr das gesehen? Harrison Carlyle hat mich gerade angeflirtet! Habt ihr das gesehen? Ohmeingott!«
Casey verdrehte die Augen. »Er hat dich gefragt, wo du deine Schuhe herhast, Jess. Der Typ ist so was von schwul.«
»Er ist zu süß, um schwul zu sein.«
Casey ignorierte den Einwurf und strich sich eine nicht vorhandene weizenblonde Haarsträhne hinters Ohr – eine Angewohnheit, die noch aus der Zeit stammte, bevor sie sich einen Pixie Cut hatte schneiden lassen. »Komm mit uns tanzen, B. Schließlich sind wir hier, um zusammen Spaß zu haben – was nicht heißen soll, dass man mit Joe keinen Spaß haben kann.« Sie zwinkerte dem Barkeeper zu, wahrscheinlich in der Hoffnung auf ein paar Gratisdrinks. »Aber als unsere Freundin ist es quasi deine Pflicht, dich mit uns zu amüsieren. Ist doch so, Jess, oder?«
»Absolut«, stimmte Jess zu, während sie nach Harrison Carlyle schielte, der in einer der Sitzecken auf der anderen Seite des Raums saß. Dann stutzte sie kurz und wandte sich wieder uns zu. »Moment – was hast du gesagt? Ich hab grade nicht zugehört.«
»Wir wollen doch nur, dass es dir gut geht, B«, fuhr Casey fort. »Und du machst nicht gerade den Eindruck, als hättest du den Spaß deines Lebens.«
»Mir geht’s bestens«, log ich. »Wirklich, ich hab einen super Abend. Ihr wisst doch, dass ich nicht tanzen kann. Ich würde euch nur im Weg rumstehen. Na los … schwingt euch wieder auf die Tanzfläche. Ich bleibe lieber hier sitzen.«
Casey musterte mich mit zusammengekniffenen haselnussbraunen Augen. »Bist du sicher?«
»Ganz sicher.«
Sie runzelte skeptisch die Stirn, zuckte aber einen Moment später mit den Achseln und zog Jess am Handgelenk hinter sich her. »Nicht so schnell, Case!«, kreischte Jess. »Du kugelst mir noch den Arm aus!« Dann steuerten sie lachend
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