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Titel: Sonderauftrag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: G. Heidenreich; T. Trczinka
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Ich vermute, es gab dann dort keinen Platz mehr, deswegen der Eintrag: ›der Gurami ist grün‹ und man wich folglich aus auf das Objekt ›WISV- Schwalbe V‹.«
    »Das alles wusste Frau Dr. Bednarek?«
    »Nein!« Dr. Neumann winkte ab. »Sie hatte das Objekt ›Schwalbe V‹ entschlüsselt. Das, was ich Ihnen eben berichtete, fand ich selbst heraus.«
    »Wo sind Ewas Aufzeichnungen?«
    »Bei mir zu Hause im Schreibtisch. Ich nahm die Aktentasche am Freitag an mich.«
    Kröger musterte Neumann. »Dann schildern Sie uns, was am Freitag genau geschah.«
    Neumann nahm erneut die Brille ab, putzte sie ausgiebig mit einem kleinen Lederläppchen, das er aus einer Hosentasche zog, setzte sie dann wieder auf und schluckte einmal. Dann schien er so weit zu sein. Seine Stimme klang brüchig.
    »Frau Dr. Bednarek rief mich am Freitag an und sprühte förmlich. Als sie mir von der Entschlüsselung erzählte, sah ich meine Chance. Ich bat sie vorbeizukommen, doch sie lehnte ab. Sie sagte, sie habe wenig Zeit, da sie an diesem Abend bei Ihnen eingeladen sei. Ich musste sie förmlich überreden, mich noch vorher zu treffen. Also schlug ich vor, dass wir uns in der Nähe ihres Hotels kurz sehen. Auf halbem Weg zwischen dem Hotel, dem Museum und Ihnen, damit sie einige Minuten für mich erübrigen konnte. Nur kurz sollte das Treffen sein, um ihre Erkenntnisse mit meinen abzugleichen. Ewa stimmte zu und wir trafen uns in der Knieper Vorstadt. Als sie kam, war sie sehr aufgeregt. Ich sichtete ihre Unterlagen. Ihre Schlussfolgerungen waren exzellent. Ich bat sie, noch nicht damit an die Öffentlichkeit zu gehen. Abwarten und das höchste Kapital herausschlagen, das sollte die Parole sein! Doch sie lehnte ab. Verglich mich mit den Kunsträubern, denen es auch nur um Profit gegangen sei. Tja, und da passierte es leider. Ich hatte nicht vor, sie umzubringen, doch die Gelegenheit war günstig.«
    Er blickte kurz zu Kröger, der mit unbewegter Miene zugehört hatte. Dann erzählte er weiter: »Kein Mensch war in der Nähe. Aufgrund des aufziehenden Gewitters war niemand unterwegs. Und wie sie so dalag, begann es zu regnen. Ich öffnete den Kofferraum und sah den kleinen Kanister. Zuerst hatte ich sie einfach nur in den Kofferraum legen wollen. Doch dann überkam mich die Angst wegen eventueller Spuren. So beschloss ich, zur Kiesgrube zu fahren und den Wagen anzuzünden.«
    »Was Sie dann ja auch taten!«
    Neumann nickte.
    »Wir werden Ihre Fingerabdrücke mit denen aus dem Auto vergleichen.«
    Neumann grinste. »Machen Sie das mal. Ich trug Gummihandschuhe aus meinem Sanikasten.«
    »Ach!« Überrascht sah Kröger Neumann an. »Wo parkten Sie eigentlich Ihr Auto?«
    »Zwei Straßen weiter.«
    »Und ganz zufällig hatten Sie die Handschuhe dabei! Ich nehme an, die Staatsanwaltschaft wird in diesem Fall von Vorsatz ausgehen.«
    Er klingelte nach dem Posten.
    »Abführen!«

37
    Wenige Tage später gingen Kröger und Vollert inmitten eines Trauerzuges über den Rakowicki-Friedhof in Krakau. Dr. Ewa Bednarek wurde beigesetzt.
    Es war kühl geworden in den letzten Tagen. Die Hitzewelle war endgültig vorbei und Kröger verkroch sich förmlich in sein schwarzes Jackett. Vollert schritt blass neben ihm her.
    Sie hatten drei freie Tage bekommen, um Ewa die letzte Ehre zu erweisen. Vollert war es außerdem wichtig gewesen, Ewas Familie über die Festnahme des Mörders zu informieren. Kröger hatte dem zugestimmt und dann den Urlaub bei Södermann eingereicht, der ihn auch sofort genehmigte.
    Vor zwei Tagen waren sie angereist. Am späten Nachmittag im Hotel angekommen, hatten sie sich etwas frisch gemacht, dann hatte Vollert ein Telefonat auf Polnisch versucht, was gründlich misslang. Er hatte sich zwar schon in Stralsund die wichtigsten Sätze von einer Polnisch-Kursleiterin der Volkshochschule aufschreiben lassen, doch seine Aussprache musste zu schlecht gewesen sein. Zum Glück sprach Ewas Vater einigermaßen Deutsch, sodass einer Verständigung nichts im Wege stand.
    Kröger verkniff sich etwaige Frotzeleien. Er hatte bemerkt, wie wichtig Vollert das alles war.
    Als Ewas Vater gehört hatte, wer ihn anrief und woher, hatte der Familienrat der Bednareks beschlossen, sie vom Hotel abzuholen. Die beiden Kriminalbeamten wurden von Ewas Eltern herzlich empfangen. Kröger fühlte sich etwas unwohl, doch die beiden alten Herrschaften machten es ihnen leicht und bewirteten sie mit einer Gastfreundschaft, dass es ihnen schon fast unheimlich vorkam.

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