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Waffenproben … chemischer Art, Giftgas oder biologische Waffen.«
»Schön Schiet!« Unwillkürlich war Kröger einen Schritt zurückgetreten. »Biologische Waffen oder Giftgas? Kann uns das heute noch gefährlich werden?« Er schaute zu dem Gerichtsmediziner, der sich wieder dem Skelett gewidmet hatte.
»Ja, Horst. Eindeutiges Ja! Noch heute werden wiederholt Überreste von chemischen Kampfstoffen, die nach dem Zweiten Weltkrieg in der Ostsee versenkt wurden, angespült, und leider führen sie immer noch zu Verletzungen. Phosphor ist einer dieser Stoffe. Du glaubst, Bernstein gefunden zu haben, steckst dir den Brocken in die Tasche und nach einigen Augenblicken brennt der Phosphor lichterloh. Letztes Jahr hat sich auf diese Weise ein Urlauber auf Usedom schwerste Brandverletzungen zugezogen.«
»Und das 50 Jahre nach dem Krieg.« Auf Krögers Stirn bildeten sich Unmutsfalten.
»Ja, unsere Eltern und Großeltern hätten sich 1945 wohl nicht träumen lassen, dass die Hinterlassenschaft des Dritten Reiches noch 1995 ein Problem sein würde.« Der Gerichtsmediziner war aufgestanden. Sein Knie gab ein knackendes Geräusch von sich. »Also, ich bin erst mal fertig. Ich kümmere mich dann um den Abtransport, einverstanden?«
Dr. Brauner und Kröger stimmten zu.
»Bis wann kann ich eure Berichte haben?« Krögers Blick wanderte von einem zum anderen.
Dr. Brauner lachte auf und der Gerichtsmediziner zeigte dem Kriminalisten ungeniert einen Vogel. »Geduld sollst du haben, Horst, Geduld! Und nicht jetzt schon nach dem Bericht gieren.«
»Man wird doch mal fragen dür…«
»Fragen darfst du, aber auch die Antwort respektieren. Ach, ihr Beamten …« Er machte eine wegwerfende Handbewegung und ging in Richtung des Ausganges.
Dr. Brauner lächelte Kröger an. »Wo er recht hat …, nur das mit den Beamten, das hätte er nicht sagen sollen.« Dann widmete er sich erneut dem rätselhaften Behälter. Kröger ging schmunzelnd dem Arzt hinterher.
Dr. Hüpenbecker stand vor dem Kellereingang und zündete sich eine Zigarette an.
»Auch eine?« Er hielt dem Ermittlungsbeamten die Schachtel hin.
»Nee, lass mal sein. Deinetwegen fang ich nicht wieder an.« Kröger streifte sich den Anzug ab. »Und du als Arzt?«
Dr. Hüpenbecker nahm einen tiefen Zug und meinte: »Ja, ja, ich weiß. Irgendwann werden diese Sargnägel mich umbringen, aber ein Laster muss der Mensch ja haben.«
Kröger knüllte den Schutzanzug zusammen und schaute sich um, wo er ihn lassen könnte.
»Gib schon her!« Der Arzt trat die Zigarette aus und nahm Kröger das Bündel aus der Hand. »Ich sag’s ja – Beamte.«
»Pass mal auf, mein Lieber. Das werden wir auf der Tatami klären.«
»Gerne, Sportsfreund Kröger. Judotraining Mittwochabend – aber komm diesmal bitte. Hast schon die zwei letzten Trainingstage verpasst.« Er verbeugte sich vor Kröger, der den Gruß erwiderte.
Der Kriminalist blickte sich suchend nach seinem Kollegen um. Vollert kam soeben aus dem Bauwagen und ging auf ihn zu.
»Und?«
»Na ja, ein Werner Peters fand das Skelett, zusammen mit dem Lehrling Alexander Rudnik. Die beiden gaben an, seit sieben Uhr den Gewölbeteil freigelegt zu haben. Es handelt sich um einen Raum von etwa drei mal vier Metern, der irgendwann in der Vergangenheit zugemauert wurde. Der Lehrling hat dann uns informiert, und zwar rief er vom Büro des Bürgermeisters an. Betreten haben sie den freigelegten Raum nicht.«
Kröger musste heftig niesen. Der Kellerstaub forderte seinen Tribut.
»Gesundheit!«
Heftig schnäuzend dankte er. »Wem gehört das Gebäude?« Kröger verstaute sein Taschentuch in der Hosentasche.
»Das konnten mir die zwei nicht sagen, irgendeiner Gesellschaft.«
»Und sonst jemand, der uns darüber Auskunft geben könnte?«
»Zurzeit nicht! Der Polier ist unterwegs, muss irgendein Werkzeug besorgen. Ich habe mir aber die Telefonnummer des Baubetriebes geben lassen. Und bei dir?«
Kröger setzte seinen Kollegen ins Bild. Sie gingen zur Staatsanwältin hinüber, die abseits im Schatten der Ulmen wartete und die wachsende Schar Neugieriger im Auge behielt. »Schauen Sie, endlich was los im Dorf.«
Kröger und Vollert informierten sie über die ersten Ermittlungsergebnisse. Sie beschlossen, die Berichte der Spurensicherung und des Gerichtsmediziners abzuwarten.
4
In der Dienststelle angekommen, hieß es für Kröger und Vollert erst einmal, routinemäßig Papier auszufüllen. Die Anfertigung der Berichte nahm den restlichen
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