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Titel: Sonderauftrag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: G. Heidenreich; T. Trczinka
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»Sind doch nur noch wenige Tage, dann kannst du deine Frau wieder in die Arme schließen.«
    »Sicher, heute ist ja schon Dienstag und am Sonntag ist mein geliebtes Weib wieder bei mir. Danke für den Trost!«
    »Horst, ehrlich gesagt, ich wäre froh, wenn meine Frau mich mal eine Woche allein lassen würde.« Dr. Hüpenbecker grinste bei diesem Satz, als hätte er einen schlüpfrigen Witz gerissen.
    »Ja, du ! Mach es doch wie Kollege Schneider, ein Lehrgang jagt den nächsten.«
    Kröger zeigte auf den verwaisten Schreibtisch, der in der einen Ecke des Büros stand.
    »Nee, lass mal, dann lieber meine Frau immer um mich rum.« Nach einer kurzen Pause fügte er hinzu: »So, Männer, ich hau jetzt wirklich ab. Wenn es was Neues gibt, lass ich es euch wissen.« Er schüttelte beiden die Hand und schloss hinter sich leise die Bürotür.
    Vollert sah ihm nach. »Wann kommt Schneider wieder?«
    »Übermorgen haben wir wieder das Vergnügen mit unserem Kollegen.«
    »Vergnügen ist gut! Können wir ihn nicht gleich zum nächsten Lehrgang …«
    »Bestimmt nicht! Der Chef hat mich schon diesmal gefragt, ob unsere Abteilung nur diesen einen Kollegen hat, und als ich ihm antwortete, dass wir zurzeit nur auf diesen einen verzichten könnten, schien er gerade auf eine Zitrone gebissen zu haben.«
    »Aber das stimmt doch! Auf Schneider können wir getrost verzichten. Ob der nun da ist oder nicht, die Arbeit müssen doch eh wir erledigen.«
    »Nun mach ihn nicht ganz so schlecht.« Auf Krögers Stirn bildeten sich Falten. »Er hat seine Ecken und Kanten wie wir alle. Schau mal«, setzte er schnell hinzu, als er sah, dass Vollert antworten wollte, »er ist nicht der beste Kriminalist, zugegeben, aber du hast persönliche Probleme mit ihm und das ist nicht gut. Klär das endlich mal mit ihm.« Er war aufgestanden und blickte Vollert direkt an.
    Der winkte ab. »Ich akzeptiere Mitarbeiter, die ihre Arbeit 100-prozentig erledigen. Die Kollegen aus Berlin waren damals bestimmt froh, als sie Schneider zu uns delegieren konnten.«
    »Red doch kein Blech.« Die Falten auf Krögers Stirn vertieften sich.
    »Dich stört, dass er aus der Großstadt kommt, eine andere Vita hat als wir und dass er ein Selbstbewusstsein an den Tag legt, wie wir es nicht kennen.«
    »Quatsch!« Vollert tippte sich mit dem Finger an die Stirn.
    »Was mich stört, ist seine Art. So von oben herab, und dann, sei mal ehrlich, der Hellste ist Schneider nicht.«
    Krögers Stirn glättete sich und die Grübchen in den Wangen vertieften sich wie immer, wenn er lächelte.
    »Wer ist das schon? Wir haben alle unsere Schwächen, und man muss die Menschen nehmen, wie sie sind. Und glaub mir, doof ist Schneider nicht.«
    Vollert musterte seinen Kollegen. »Deine Einstellung möchte ich haben, immer nur das Gute im Menschen zu sehen.«
    Kröger lachte auf. »Ich bin Optimist.«
    »Optimist, so, so. Und warum konnten wir nicht Roggenthin vom Einbruchsdezernat bekommen? Ein erstklassiger Mann.«
    »Und mit dem würdest du besser klarkommen?« Er tippte Vollert auf die Brust.
    »Na klar! Und weißt du, warum?«
    »Weil er aus Hamburg und nicht aus Berlin ist?«
    »Weil er seinen Job erstklassig macht.«
    »Und das kannst du beurteilen? Auch Roggenthin wird Fehler haben, so wie du und ich. Sprich dich mit Schneider aus, wenn er wieder da ist.«
    Als Vollert zur Antwort ansetzte, unterbrach Kröger ihn erneut .
    »Keine Widerrede, bitte. Sobald Schneider vom Lehrgang wieder da ist, rede mit ihm. Und jetzt komm!« Er schlug Vollert krachend auf die Schulter.
    »Lass uns noch mal nach Reedich fahren.«
    Die Fahrt verlief schweigsam, beide hingen ihren Gedanken nach. Kröger war innerlich bei seiner Frau und spürte einmal mehr, wie sehr er sie vermisste, und Vollert dachte über diesen seltsamen Fall nach. Keiner von ihnen hatte einen Blick für die Natur, obwohl die Felder, an denen sie vorbeifuhren, quittengelb leuchteten, der Raps stand in voller Blüte.
    Der betäubende, süße Duft drang schließlich in das Fahrzeuginnere und weckte in Kröger Assoziationen zu frischen Brötchen mit Honig. Jetzt nahm er die Umgebung wahr. Er liebte diese Jahreszeit. Die Natur war verschwenderisch mit Farben und Düften und entschädigte für den langen Winter. Die Alleebäume prangten in frischem Grün und die Sonne zeichnete eigenartige Schattenspiele auf den Asphalt. Es war kaum Verkehr und so kamen sie zügig voran.
    Gelb wie der Raps leuchtete auch das Ortseingangsschild von Reedich.

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