Sonea - Die Heilerin: Roman
Türsklave trat in den Raum und warf sich Dannyl zu Füßen. Die junge Heilerin, die ihm folgte, betrachtete den Sklaven voller Entsetzen, dann schaute sie zu Dannyl auf und nickte respektvoll.
Er öffnete den Mund, um sie willkommen zu heißen, aber die Worte kamen ihm nicht über die Lippen, weil ein bunt gekleideter Mann, der hinter ihr herging, seine ganze Aufmerksamkeit beanspruchte. Der Mann musterte den Raum mit lebhaften, neugierigen Blicken.
Dann traf der Blick des Mannes den Dannyls, und seine Augen funkelten, als ein vertrauter Mund sich zu einem breiten Lächeln dehnte.
»Seid mir gegrüßt, Botschafter Dannyl«, sagte Tayend. »Mein König hat mir versichert, dass die Gilde Elynes Botschafter in Sachaka ein Quartier geben würde, aber wenn diese Bitte ungelegen kommt, bin ich mir sicher, dass ich in der Stadt eine passende Unterkunft finden kann.«
»Botschafter …?«, wiederholte Dannyl.
»Ja.« Tayends Lächeln wurde noch breiter. »Ich bin der neue elynische Botschafter in Sachaka.«
Obwohl eine Verbindung zu Verbrechern nicht länger gegen irgendeine Regel der Gilde verstieß und es für Sonea nur folgerichtig war, sich bei der Jagd auf wilde Magier mit Cery zu beraten – er hatte ihr bereits in der Vergangenheit geholfen, einen zu fangen –, traf Sonea sich lieber heimlich mit ihm. Manchmal erschien er in ihrem Quartier in der Gilde, manchmal traf sie ihn in einem abgelegenen Bereich der Stadt. Der Lagerraum des Nordseite-Hospitals hatte sich als einer der sichersten Orte für solche Zusammenkünfte erwiesen; er war durch eine Geheimtür auch von einem Nachbarhaus aus zugänglich, das Cery gekauft hatte.
Es war sicherer, sich heimlich zu treffen, weil der mächtigste Dieb der Stadt, der wilde Magier, auf den sie Jagd machte, gewiss nicht erfreut darüber gewesen wäre zu erfahren, dass Cery der Gilde geholfen hatte, seine Mutter, Lorandra, zu fangen und einzusperren. Skellin besaß noch immer großen Einfluss in Imardins Unterwelt und hätte alles getan – einschließlich der Ermordung seiner Verfolger –, um zu verhindern, dass auch er gefangen wurde.
Allerdings gab es seit Monaten nicht mehr die geringste Spur von Skellin. Obwohl Sonea endlich die Erlaubnis erhalten hatte, sich frei in der Stadt zu bewegen, waren ihre Nachforschungen über das Versteck des wilden Magiers ergebnislos geblieben. Cerys Leute, die vermutlich leichter etwas über den Wilden in Erfahrung bringen konnten, hatten ebenfalls nichts herausbekommen. Ein in seinem Äußeren so exotischer Mann wie Skellin sollte eigentlich Aufmerksamkeit erregen, aber es hatten sie keine Berichte über einen schlanken Mann mit rötlich dunkler Haut und fremdartigen Augen erreicht.
»Seine Feuel-Verkäufer sind überall in meinem Territorium«, erzählte Cery ihr. »Sobald ich ein Glühhaus schließe, öffnet ein anderes. Ich kümmere mich um einen Verkäufer, und zehn weitere tauchen auf. Ganz gleich wie ich mit ihnen verfahre, nichts schreckt sie ab.«
Sonea wollte nicht fragen, wie es aussah, wenn Cery sich um jemanden »kümmerte«. Sie bezweifelte, dass es bedeutete, dass er ihn freundlich bat zu verschwinden. »Klingt so, als hätten sie vor Skellin größere Angst als vor dir. Das heißt gewiss, dass er noch in der Stadt ist.«
Cery schüttelte den Kopf. »Er könnte jemand anderem den Auftrag gegeben haben, die Verkäufer in seinem Namen einzuschüchtern. Wenn du genug Leute hast, die für dich arbeiten, und außerdem Verbündete, kannst du ein Geschäft aus der Ferne betreiben. Als einziger Nachteil bleibt, dass es immer etwas Zeit kostet, Nachrichten und Befehle zu übermitteln.«
»Können wir das überprüfen? Wir könnten etwas tun, worum Skellin sich persönlich kümmern muss. Etwas, das seine Verbündeten und Handlanger nicht für ihn entscheiden können. Wir werden herausfinden, wie lange es dauert, eine Reaktion zu erzielen, und das könnte uns verraten, ob er in Imardin ist oder nicht.«
Cery runzelte die Stirn. »Es könnte funktionieren. Wir müssten uns etwas ausdenken, das groß genug ist, um seine Aufmerksamkeit zu erregen, das aber niemanden in Gefahr bringt.«
»Etwas Überzeugendes. Ich bezweifle, dass er der Typ ist, der in eine Falle tappt.«
»Das stimmt«, pflichtete Cery ihr bei. »Das Problem ist, ich kann nicht …«
Sonea runzelte die Stirn. Sein Blick war auf etwas über ihrer Schulter gerichtet, und er hatte sich vollkommen verkrampft. Von der Tür hinter ihr kam ein leises Kratzen.
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