Sonea - Die Heilerin: Roman
beschäftigt.«
Sie seufzte und ging an ihm vorbei. »Wohin jetzt?«
»Nach Hause«, antwortete er.
Während sie unterwegs waren und die Straße der Diebe verließen, sobald sie einen sicheren Platz erreicht hatten, dachte er über Soneas Nachricht nach. Er konnte ihr keinen Vorwurf daraus machen, dass sie die Gelegenheit nutzte, Lorkin zu sehen. Er hätte das Gleiche getan.
Aber er vertraute Kallen nicht so, wie er ihr vertraute. Nicht nur weil ich ihn nicht so kenne, wie ich Sonea kenne, oder weil er nicht aus der unteren Hälfte der imardischen Gesellschaft stammt, und nicht einmal wegen seiner Vorliebe für Feuel. Der Mann ist zu … Er suchte nach einem Wort und entschied sich schließlich für »starr«. Cery hegte keinen Zweifel an dem Versprechen des Mannes, seine Suche nach Skellin niemals aufzugeben, aber dieses Versprechen wurzelte zuerst in einer Hingabe an das Gesetz und daran, was richtig war, und nicht in dem Verlangen, andere zu beschützen. Er bezweifelte, dass Kallen jemals das Gesetz beugen oder von seiner Vorstellung abrücken würde, was richtig war, und das konnte dazu führen, dass Menschen Schaden nahmen. Die Menschen, die am ehesten Schaden nehmen dürften, sind Anyi, Gol und ich.
Schließlich erreichten sie den Eingang zum Versteck. Draußen war es kalt gewesen, und die Kälte steckte ihnen in den Gliedern. Sie waren alle erpicht darauf, hineinzugelangen und sich aufzuwärmen, zwangen sich jedoch, sämtliche Vorsichtsmaßnahmen zu beachten und mit ihren tauben Fingern alle Sicherungen sorgfältig zu überprüfen. Sobald sie in dem Versteck war, machte Anyi sich daran, ein Feuer anzuzünden, während Gol nachsah, ob ihre Fluchtrouten unentdeckt geblieben waren.
Cery setzte sich. Jemand hatte eine Flasche Wein und drei Gläser auf den Tisch gestellt. Er seufzte. Im Moment wollte er nur eins: ein gewärmtes Glas Bol.
»Gibt es etwas zu feiern?«, fragte er und sah Anyi und Gol an.
Sie musterten ihn mit verwirrter Miene.
Cery deutete auf die Flasche. »Eure Idee?«
Die beiden schüttelten den Kopf.
Er drehte sich um und starrte die Flasche an. Sein Herz krampfte sich zusammen. Ein Rauschen erfüllte seine Ohren. An einer Schnur um den Hals der Flasche hing ein Zettel. Darauf waren drei Worte gekritzelt. Er schaute genauer hin.
Für deine Tochter.
Taumelnd erhob er sich auf die Füße.
»Raus«, stieß er hervor. »Hier war jemand. Wir müssen hier raus.«
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