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Sonnenfeuer - Der Frieden war nah

Sonnenfeuer - Der Frieden war nah

Titel: Sonnenfeuer - Der Frieden war nah Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thariot
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auch an weniger gepflegten Örtlichkeiten, an denen sie eine wirksame visuelle Abschreckung darstellten. Nur, ohne die Russen hatte sie weder Aufklärung, noch ein Backup. Nur Idioten zogen allein in den Krieg, der kleine Klugscheißer im Ohr hätte es nicht treffender formulieren können und trank einen Wodka auf ihr Wohl.
    Paul öffnete in seiner unnachahmlichen Art bereits die Tür und ging vor. Er zahlte für einen Bodyguard, für Lea, und damit gab es für ihn offensichtlich keine nennenswerten Bedrohungen mehr, mit denen er sich an diesem Tage beschäftigen wollte. Die Mission ging los. Immerhin würde das ganze es nicht lange dauern. Noch achtundfünfzig Minuten.
     
    In der Hotellobby waren schon zahlreiche Gäste unterwegs, was Paul eben jovial als Cocktailparty bezeichnet hatte, war der festliche Ausklang einer Konferenz führender europäischer Energieversorger. Überall stank es nach Geld, dieses Jahr war in der Branche das erfolgreichste aller Zeiten. Jeder der sich für wichtig hielt, strahlte wie ein Gewinner. Das Hotelpersonal und die reichlich vorhandenen Personenschützer hingegen wirkten wie die Wachmannschaft kurz vor dem Sturm auf die Bastille. Und einer Revolution waren sie näher als ihnen lieb sein konnte. Vermutlich gab es auf der Welt gerade keinen Ort, den Autonome, Radikale und Globalisierungsgegner lieber auseinandergenommen hätten. Eine passende Guillotine hätte sich dann bestimmt auch noch gefunden.
    Ein junger, rothaariger Kellner servierte Champagner. Er sah aus wie ein laufender Feuermelder, aber von ihm dürfte keine Bedrohung ausgehen. Lea nippte am Glas und lächelte. Lächeln und schauen, das war ihr Job. Gerade Letzteres konnte sie perfekt, sie hatte bei beiden Anschlägen den richtigen Riecher und Paul rechtzeitig aus der Schusslinie gezogen gehabt. Aber damit würde auch bald Schluss sein. Nach dem Job würde sie erstmal Urlaub machen, nur faulenzen und ihrer Katze beim schlafen zuschauen. Vielleicht würde sie sich auch in Düsseldorf Arbeit suchen oder wieder studieren. Irgendetwas harmloses, dass wäre genau das Richtige für sie. Obwohl sie sich das bereits seit Monaten vorgenommen hatte, ohne auch nur einen Fuß vor die Haustür zu setzen.
    Paul hatte schon den ersten seiner Kunden gefunden, typischer C-Level, sein maßgeschneiderter Smoking saß perfekt und für den Preis der Armbanduhr hätten sich normale Menschen ein Haus gekauft. Von dem Chronographen gab es nur fünf Exemplare auf der Welt, drei davon hatte Lea bereits bei Pauls Kunden gesehen. Jeder, der mit ihm Geschäfte machte, hatte schon vor langer Zeit seine Seele verkauft. Natürlich kannte Lea auch den Namen des C-Levels, sie merkte sich ihn aber nur als C12. Zahlen halfen schneller zu denken, das war einfacher. Der Typ, ein sportlicher Endvierziger, starrte Lea die ganze Zeit auf den Ausschnitt. Sie hasste das. Das Tape zwischen ihren Beinen juckte, wenn er ihr jetzt einen Grund liefern würde die Waffe zu ziehen, könnte sie ihn erschießen und sich endlich kratzen. Lea stellte sich vor, wie sein Schädel platzen würde, wenn das Projektil durch seine Stirn schlug.
    „Darf ich vorstellen, Lea Alexander, sie ist der Engel, der auf mich aufpasst”, erklärte Paul cool. Das stimmte sogar, niemand konnte so gut lügen wie Paul, sogar wenn er die Wahrheit sagte.
    „Lea Alexander, ein wunderschöner Name. Es ist mir ein besonderes Vergnügen Sie kennenzulernen. Wenn Sie mal in Hannover sind, können Sie mich jederzeit besuchen.” Der C-Level lächelte nur süffisant und verstand Pauls Worte, so wie es Paul gefiel. Sein Deutsch hatte einen grauenhaften amerikanischen Akzent.
    „Gerne. Ich liebe Hannover. Sind Sie etwa auch in der Energiebranche tätig?”, fragte Lea und ließ ihre Worte naiv klingen. Natürlich war auch dieser Manager keine Bedrohung für ihren Klienten.
    „Kann man so sagen”, antworte er im vollen Brustton.
    „Kleines, er schmeißt den Laden”, fügte Paul ehrfürchtig hinzu. Lea lächelte nur und spielte ihrem Auftraggeber mit einer koketten Geste weiter in die Karten. Den Typ machte das aber umso mehr an, passend motiviert würde er jeden Preis zahlen. Wie gesagt, Paul war nicht blöd, er hatte hier alles im Griff. Er gab dem C-Level ein daumennagelgroßes Metallstück und zeigte ihm mit einer dezenten Geste sechs Finger. Ein prüfender Blick, ein Lächeln und ein Handschlag besiegelte die Übergabe. Sechshunderttausend Euro für einen USB-Stick, der Deal war gelaufen. Es machte

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