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Sonnenfeuer - Der Frieden war nah

Sonnenfeuer - Der Frieden war nah

Titel: Sonnenfeuer - Der Frieden war nah Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thariot
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Bäume als seine gelungenste Lebensform.
     
    Sein letzter Besuch in dieser Nacht galt Siria, einer greisen Renelatin im Dienste des Feuerordens seiner Schwester. Neben vielen anderen unrühmlichen Eigenschaften, war es ihr nahezu unbestechlicher Scharfsinn der sie bemerkenswert machte. Er konnte sich keine bessere Botin vorstellen, um seine Schwester zu täuschen. Wobei sich amüsanter Weise keine der beiden der Dienste für seine Sache bewusst waren.
    Einen Lidschlag später befand er sich auch schon auf der anderen Seite der Welt, seine Staubwolke flog dicht über die stürmische See. Tosend schlug die Brandung an die Grundmauern von Saladan, der steinernen Stadt am Nordmeer. Hier konnte kein Baum gedeihen, er mochte weder das Polarmeer noch diesen kalten Felsen, aber den Renelaten war ihre Heimat heilig.
    Er schoss die Mauern hoch und schwebte für einen Moment unter den Zinnen eines breiten Wehrganges. Dichtes Schneetreiben erschwerte die Sicht, wodurch auch die beiden Wachen arglos vorbeiliefen. Ihre Schilde trugen das rote Wappen des Drachen, das Zeichen ihres Königs. Sobald der Weg frei war, huschte seine Staubwolke unter einer geschlossenen Holztür hindurch.
    Während der letzten hundert Winter war das Banner der Renelaten vielerorts auf Ninis zu sehen, ihr Orden herrschte über weite Teile der Welt. Es hatte ihm keine Freude bereitet, den Siegeszug seiner Schwester zu beobachten: Sie war maßlos geworden!
    Dabei hatten die Renelaten nicht die Wandlungsfähigkeiten der Lamenis: Augenscheinlich ähnelten sich beide Völker, obwohl sich ihr Werdegang kaum stärker unterscheiden konnte. Die Renelaten verdingten sich der Wissenschaft und der Kunde moderner Technik. Mit geschickten Händen beherrschten sie das Handwerk des Eisenbiegens und dominierten mit ihren Luftschiffen den Himmel. Sie wussten allerdings nichts von der Existenz der Lamenis oder dem Jabarital, das hatte er dieser Brut bisher wohlweislich vorenthalten.
    Als erste Schattenseherin war Siria nur der Oberen ihres Ordens und dem König Rechenschaft schuldig. Dabei erstaunte ihn das alte Weib jeden Tag aufs Neue, gefürchtet und gehasst, bot sie ihren Widersachern fortlaufend Motive, sie erschlagen zu wollen, und dennoch hatte sie es geschafft, mehr als sechshundert Winter zu überleben. Sirias besonderes Talent war nicht einfach zu verstehen, sie konnte die Schatten deuten, die Schatten eines jeden gewährten ihr tiefe Einblicke auf das Innerste der Seele. Eine Fähigkeit, die ihr während ihres langen Lebens weder viele Freunde noch Glück eingebracht hatte.
    In dieser Nacht wollte er Siria etwas geben, worauf sie lange gewartet hatte, auch wenn er sicher war, dass sie sich diese Erkenntnis anders vorgestellt hatte. Lautlos löste sich sein Staub aus der Mauer, auch hier sollte ihn niemand bemerken, seine Schwester würde niemals seine Anwesenheit in ihrer Heimstätte dulden.
    Nur wenige Fackeln erhellten den tristen Korridor, seine Staubwolke glitt über die Steinplatten und verschwand unter einem Türspalt. Schemenhaft manifestierte er sich vor einer grauhaarigen Frau, die auf ihrer Nachtstätte von einem Alb gepeinigt wurde. Er umspielte Siria, labte sich am zehrenden Traum der Alten, die Abgründe ihrer Emotionen waren für ihn ein Genuss, dem er nicht widerstehen wollte.
    Was die Renelaten und seine Schwester aus der Welt gemacht hatten, fand niemals sein Einverständnis! Sie konnten dabei so viele Leben nehmen wie sie wollten, aber ihr Hochmut verärgerte ihn jeden Tag aufs Neue. Dafür wollte er die Renelaten schreiend rennen sehen, wenn sie eines Tages das Ausmaß ihrer Impertinenz erkannten. Nur der Macht der Erde, seiner Macht, stand es zu, über das Schicksal von Ninis zu bestimmen.
    Es war nun an der Zeit den Dingen ihren Lauf zu lassen: Er baute sich auf und berührte ihre Stirn, nur ein kleiner Stoß, der wie eine sanfte Woge ihre Glieder beruhigte. Entspannt und wehrlos, gleich einem schlafenden Kind, lag sie nun vor ihm. Stille kehrte ein, ein Hauch würde genügen, um ihr Leben zu nehmen.
    „Nur noch dieses eine Mal”, flüsterte er fürsorglich und löste sich auf. Er hatte Siria einen Gedanken geschenkt, mehr gab es in dieser Nacht nicht zu tun. Durch ihre Angst getrieben würde Siria seine Schwester irreführen und Yirmesa den Weg bereiten, nicht mehr und nicht weniger.
     
    ***
     
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