Bis zum Hals (T-FLAC) (German Edition)
Eins
N un dreh dich schon um, Lady. Ich kann doch gar nicht sehen, was, zum Teufel, du gerade sagst! «
Michael Wright versuchte vom Deck der Nemesis aus, der Unterhaltung an Bord der Serendipity zu folgen, indem er von den Lippen ablas. Sein Boot war gut dreihundertfünfzig Meter vom anderen Schiff entfernt, während es sich im Wellengang hob und senkte und dabei immer mehr vom Kurs abkam.
Tally Cruise und Arnaud Bouchard.
Die Tochter und die rechte Hand seines Erzfeindes Trevor Church.
Welch unheilige Allianz!
Das starke Fernglas brachte die Frau ganz nah heran, sodass er sie ungeniert mustern konnte. Eine unscheinbare Twen-Gestalt. Eigensinniges Kinn. Dunkles Haar. Blaue Augen. Allerdings ein sinnlicher Mund.
Ihr Timing war wirklich völlig daneben. Zum Teufel, Church glänzte doch durch Abwesenheit. Noch …
Michael blieben drei Tage bis zu Churchs Rückkehr. Drei Tage, um den Köder auszulegen und die Falle aufzustellen. Drei Tage nach elf Monaten sorgfältiger Planung.
Die gespannte Erwartung hatte ihm Auftrieb gegeben. Aber eigentlich war er längst tot, und zwar gestorben als Leutnant Michael Wright im vergangenen Oktober auf Paradise Island. Jetzt befand sich der wandelnde Geist des Mannes in seiner äußeren Hülle, um ein für alle Mal das Kapitel Church zu vollenden und dann das Buch zu schließen.
Die Angelegenheit war so persönlich wie geheim und inoffiziell.
Auch wenn er sich dabei nicht an die Vorschriften hielt, würde dies doch sein letzter Einsatz für Uncle Sam sein. Er brauchte keine Auszeichnungen, Orden oder auch nur Anerkennung. Er und sein Partner hatten diese Sache vor ungefähr einem Jahr angefangen.
Und versagt.
Jetzt war er wieder da. Allein.
Diesmal kam ein Misserfolg nicht in Frage.
Er stand bereit. Seine ganze Konzentration richtete sich wie ein Wärme suchender Marschflugkörper nur auf ein Ziel-die Vernichtung von Church. Die langen Monate der Vorbereitung waren auf einige wenige Tage zusammengeschrumpft. Die Stunden verrannen in seinem Gehirn wie das Ticken eines Metronoms.
Bouchard schlang seinen Arm um Tallys Taille und versuchte sie zu küssen. Tally Cruise riss sich los, holte aus und verpasste ihm eine schallende Ohrfeige.
»Aua!« Michael zuckte zusammen. »Das tut sicher weh. «
So schien es auch zu sein; sie schüttelte ihre Hand, und ihre schmalen Schultern wirkten steif, als sie sich abwandte. Wegen der unruhigen See schwankte sie, und sie unterstrich das, was sie sagte, mit heftigen Handbewegungen, während sie über die Planken stapfte.
Man merkte, dass sie erregt und stocksauer war.
Er justierte das Fernglas neu, um besser sehen zu können. Hierbei lag auf besser die Betonung. Das Fehlen des linken Auges spürte er fast gar nicht mehr.
Fast.
Das immer stärker aufgewühlte Meer drei Meilen vor Paradise Island ließ die beiden Yachten wie die beiden entgegengesetzten Enden einer Wippe auf und ab sausen. Dass das Boot wie ein Korken über die Wellen tanzte, trug nicht gerade viel zu Michaels ohnehin schon schlechter Sicht bei. Nach den Berichten der National Oceanic and Atmospheric Administration sollte sich das Wetter sogar noch verschlechtern.
Deutlich übrigens, wenn die Vorhersagen der NOAA stimmten, die ankündigten, dass schwere Wirbelwinde im Laufe des späten Nachmittags über Französisch-Polynesien und die Marquesasinseln hinwegfegen würden.
Sobald Michael von dem sich nähernden Taifun erfahren hatte, kalkulierte er ihn in seiner Planung mit ein. Doch die Anwesenheit der jungen Frau auf dem anderen Boot hatte er bis dato nicht berücksichtigt.
»Verdammt! Dreh dich schon um, Schätzchen, damit ich sehen kann, was du sagst«, schimpfte Michael vor sich hin. »Es ist ja nicht so, dass du keinen hübschen Hintern hättest. « Der Anblick ihrer Sitzfläche war in der Tat erstklassig. Schmale Hände unterstrichen ihre Worte. Sie stürmte übers ganze Deck bis zur Reling am Heck mit der Badeplattform, wo sie in militärischer Präzision eine Kehrtwende machte und den Rückweg antrat.
Ihre schwarzen Locken wallten im zunehmenden Wind um ihren Kopf. Marinehosen verbargen die Form ihrer langen Beine und brachten ihr wirklich Aufsehen erregendes Gesäß großartig zur Geltung. Der Wind drückte ihr weißes, ordentlich in die Hose gestecktes Hemd gegen kleine, hoch angesetzte Brüste und einen flachen Bauch.
Seine Libido war schon vor langer Zeit erloschen. Aber gestorben schien sie nicht zu sein. Nicht, wenn er immer noch einen tollen
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