Sonnenfinsternis: Kriminalroman
Fragen.
«Wie… was ist mit…» Hilflos zeigte ich nach draussen.
«Alle einkassiert», grinste Ivica, zog seinen dunkelblauen Kapuzen pullover aus und reichte ihn mir, bevor er ergänzte: «Zwei werden mor gen einen mächtigen Brummschädel haben, aber alle leben noch.»
Dankbar streifte ich mir den Pullover über und fragte: «Wie viele Bullen sind draussen?»
Ivica schaute Steiner an. Der antwortete mit einem Blick auf die Glatzköpfe an der Wand: «Genug.»
Wie auf Stichwort erschienen drei von Steiners Leuten hinter ihm. Er trat aus dem Türrahmen und machte einen Schritt zur Seite, um sie vorbei zu lassen. Diesen Augenblick nutzte Harald für den Versuch, sich durch einen Sprung aus dem offenen Fenster zu retten. Aber Ivica war darauf vorbereitet und versetzte ihm einen gewaltigen Bodycheck, der ihn kopfvoran an die Wand knalle n liess . Benommen blieb er liegen.
Ivica schloss das Fenster, während die drei Polizisten den Glatz köpfen die Hände mit Kabelbindern auf den Rücken fesselten. Dann führten sie die Meute ab. Keiner wehrte sich. Schliesslich war nur noch Rappolder übrig , der immer noch verdächtig ruhig war . Steiner senkte die MP5 und sagte: «Und jetzt du. Umdrehen und Hände hinter den Kopf! Van Gogh oder Sanader, fesselt den Kerl!»
Ivica war bereits in Bewegung. Er ergriff die Stahlhandschellen, die ihm Steiner hinhielt, und trat hinter Rappolder. «Mach ja keinen Scheiss, Kleiner. Her mit dem Patschhändchen!» Er stellte sich seitlich hinter den verhinderten Führer, packte ihn am linken Handgelenk, führte seine Hand am Körper hinunter auf den Rücken und legte ihm den einen Bügel der Handschellen an. Gerade wollte er ihn am anderen Handgelenk fassen, als plötzlich ein markerschütternder Schrei erklang und sich Mina wie eine Furie auf Rappolder stürzte.
«Du krankes Schwein! Du elende r , verfluchte r Dreckskerl!»
Mina hatte normalerweise einen ordentlichen Schlag drauf für ein so schmales Persönchen, aber jetzt war sie so ausser sich, dass sie nur kratzte und biss wie eine in die Enge getriebene Katze. Wahrscheinlich hätte sie auch an seinen Haaren gerissen, wenn er welche gehabt hätte.
Ivica wurde von diesem Ausbruch überrascht und verlor für einen Moment die Konzentration. Rappolder nutzte die Verwirrung sofort aus. Er schlug mit dem Kopf nach hinten aus und brach Ivica die Nase. Dann drehte er sich blitzschnell um, trat ihn ans Schienbein und schmetterte ihm gleich darauf den Ellbogen so stark an den Brustkorb, dass es an ein Wunder gegrenzt hätte, wenn alle Rippen heil geblieben wären. Den Abschluss bildete ein perfekter seitlicher Fussfeger, der Ivica von den Beinen riss.
Steiner hielt die Maschinenpistole bereits wieder im Anschlag, aber die fassungslose Mina stand zwischen ihm und Rappolder. Verdammt, war der Kerl schnell!
Wie ein Blitz bückte sich der Skinhead und zog dem benommen am Boden liegenden Ivica die Pistole mit einer routinierten seitlichen Drehbewegung aus dem Sicherheitsh olster. Dann packte e r Mina an den Haaren, drehte sie mit einer raschen, brutalen Bewegung um und trat ihr in die Kniekehlen, so dass sie vor ihm auf die Knie sank. E r hielt ihr die Mündung der Pistole an den Schädel und schaute uns triumphierend an , bevor er ruhig fragte: «So, und was jetzt?»
Steiner erwiderte ebenso ruhig: «Lass sie gehen! Du hast keine Chance!»
Rappolder sah das etwas anders. «Halt die Schnauze, du Scheiss bul le! Ich sage dir, wie’s läuft: Ich und die kleine Lesbe werden jetzt ganz ruhig zu meinem Lieferwagen raus gehen und davon fahren. Niemand stellt sich uns in den Weg und niemand folgt uns. Es gibt keine Strassensperren und keine Fahndung. Wenn ihr schön mitmacht und mir nicht auf den Sack geht, lass ich sie vielleicht laufen, wenn ich in Sicherheit bin.»
«Da kann ich leider nicht mitmachen», erwiderte Steiner kalt , «und das weisst du auch.»
«Dann stirbt die verdammte Schlampe!» Rappolder fingerte nervös am Abzug der Glock herum.
«Ich sag dir, wie’s läuft, du Spinner», sagte Steiner. «Du legst jetzt die Pistole hin oder ich erschiesse dich.»
«Verpiss dich! Mein Finger ist am Abzug. Sogar wenn du triffst, nützt dir das nichts. Dann verkrampft sich mein Finger, und sie ist ebenfalls dran.»
Steiner blieb unbeeindruckt. «Nicht, wenn ich richtig treffe. Mein Lauf zielt genau auf die Mitte deines Halses. Wenn ich jetzt abdrücke, durchtrennt die Kugel dein Rückenmark und du bist augenblicklich gelähmt. Dann ist
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