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Sonnenfinsternis: Kriminalroman

Sonnenfinsternis: Kriminalroman

Titel: Sonnenfinsternis: Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Moor
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Erstaunen: «Lesbenmöse riecht genau wie normale Möse!»
    Seine Adlaten wieherten los wie eine Herde aufgeschreckter Mustangs . Mina sagte nichts. Als sich das Gelächter gelegt hatte, wandte sich Rappolder wieder an mich. Mit einem breiten Grinsen zeigte er auf die Versammlung an der Wand und erklärte im Ton eines Missionars: «Meine Brüder hier drüben sind Krieger der weissen Rasse! Sie kämpfen in einem Krieg, der schon lange läuft und den wir uns nicht ausgesucht haben. Aber wir werden ihn gewinnen! Und in Gefechts pausen brauchen Krieger manchmal Abwechslung, um auf andere Gedan ken zu kommen. Das wussten schon die Japaner.»
    «Ich hätte nicht gedacht», entgegnete ich tonlos , «dass Hirohito zu deinen Vorbildern zählt.»
    Er stiess einen kurzen, humorlosen Lacher aus. «Klar sind die Japsen schlitzäugige Kanaken. Aber immerhin waren sie mit unseren Vorgän gern verbündet, das zählt doch auch was, nicht? Und sie wussten wie gesagt, was ein Soldat zwischendurch braucht: Eine warme Möse und even tuell eine Tube Gleitmittel!»
    Seine Gefolgschaft lachte erneut derb. Das Geräusch war nicht zum Aushalten. Mina schwieg und schloss die Augen.
    Rappolder zeigte auf einen seiner Helfer und schnippte mit den Fingern. Dieser warf ihm eine Schachtel zu. Als Rappolder diese in die Höhe hielt, konnte ich erkennen, dass es eine Jumbopackung Kondome war. «Also», fuhr der selbsternannte grosse Führer im Stil eines Radiosprechers fort, während er sich um die eigene Achse drehte, bevor er sich mir zuwandte , «es läuft nun folgendermassen , van Gogh : Was du dort siehst, ist nur knapp die Hälfte der momentanen Mitglieder unserer Bruderschaft. Die anderen sind draussen und sorgen dafür, dass wir ungestört bleiben. Allesamt junge, vor Testosteron nur so strotzende Hengste. Ich werde sie jetzt wieder rausschicken, was sie sicher furchtbar enttäuscht. Dann gebe ich dir noch eine letzte Chance: Sobald sie draussen sind, stelle ich dir nochmals die gleiche Frage wie vorhin. Beantwortest du sie wahr heits gemäss, machen wir es kurz mit euch beiden. Stellst du weiter auf stur, dann stellen wir der Sau diesen Sägebock unter den Bauch und binden ihr die Fussgelenke daran fest. Und dann rufe ich meine Brüder wieder rein und lasse sie über die verdammte Leckschwester steigen, bis sie aus allen Löchern blutet.» Wie als Nachgedanke fügte er nach einer Sekunde noch boshaft hinzu: «Selbst ver ständ lich mit Gummi, man weiss ja nie, wo sich diese Perversen rum treiben.»
    Wieder lachte seine Gefolgschaft wie auf Kommando . Rappolder hielt die Hand auf, um sie zum Schweigen zu bringen, und ergänzte: «Und wenn sie dann noch bei Bewusstsein ist, kommt gleich danach die Ablösung.» Er trat so nahe an mich heran , dass ich die Wärme seines Atems spürte, während seine Glatzköpfe grölten, klatschten und pfiffen, und schrie mir ins Gesicht: « Hast du verstanden ?»
    Wieder war da dieser irre Ausdruck in seinen Augen. Resigniert nickte ich schwach, so gut es mit dem Kabelbinder um meinen Hals eben ging. Ja, ich hatte verstanden. Es gab keinen Ausweg. Ich musste retten, was zu retten war.
    Rappolder schickte wie angekündigt seine Speichellecker hinaus, und in den nächsten zehn Minuten versuchte ich ihn krampfhaft davon zu überzeugen, dass Mina von nichts wusste, dass ich nur geblufft und keinerlei Abschriften bei irgendwem deponiert hatte, und dass sich die einzige schriftliche Niederschrift meiner Fallnotizen auf meinem Laptop befand, abgesehen von einer Kopie im Wandsafe meines Büros. Nur die Eisprinzessin und Imam Kulenović hielt ich weiterhin aus der Sache heraus.
    Leider war mir Rappolder erneut einen Schritt voraus . « Du bist noch dämlicher, als ich dachte , du armseliger Versager», sagte er schliesslich, «aber stell dir vor, ich glaub dir sogar. Nur eins will ich noch wissen: Was kümmert’s dich überhaupt, wenn ein Kanake verschwindet?»
    «Ich kannte Hasanović und wollte einfach wissen, was passiert ist.»
    « Bullshit ! Du hast kein Geld, aber eine Tochter und eine gierige Exfrau. Unmöglich, dass du drei Monate Arbeit in etwas investierst, das keine Knete bringt.» Er versetzte mir eine n ansatzlosen, aber trotzdem ungemein harten Schlag in die Magengrube, der mir den Atem raubte. Reflexartig wollte ich mich zusammenkrümmen, aber die Plastikfesseln um meinen Hals hielten mich schmerzhaft aufrecht, und ich hustete und spuckte und rang krampfhaft nach Luft, während mich Rappolder amüsiert

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