Sonnenfinsternis
seinem Mund nahm. Sofort eilte ich zum Tisch, holte ein sauberes Tuch und gab es ihm.
„Hol jetzt deine Schwestern. Ich … ich möchte mich verabschieden.“
„Vater, es kann noch nicht soweit sein. Wir haben noch so viel zu lernen. Ich habe noch so viel zu lernen.“
Er rang sich trotz all der Schmerzen ein Lächeln ab. „Du bist mein bester Schüler. Du bist zu Großem auserkoren.“
Ankunft in der Hölle
Ich sah zu, wie meine Freiheit vom Regen weggespült wurde, als Dad mit dem Mietwagen vorfuhr.
Es war zu spät, um wegzulaufen, ich wäre kaum weit gekommen, trotzdem hatte ich darüber nachgedacht. Resigniert stieg ich in den silbernen Mercedes ein.
Vom Züricher Flughafen bis zum Elias-Internat, meinem zu Hause für die nächsten zwei Jahre, war es mehr als eine Stunde Fahrt.
Draußen regnete es in Strömen und Dad hatte eine CD von den Beatles eingelegt, was meine Stimmung nicht hob. Mom war kein Beatles-Fan, also hört er sie nur, wenn sie nicht in der Nähe war. Mein Pech könnte man sagen.
Auch wenn ich zurzeit stink sauer auf meinen Vater war, liebte ich ihn. Er hatte immer alles für unsere Familie getan. Mir war klar, ich würdigte nicht genug, was er mir alles ermöglichte. Durch seinen beruflichen Erfolg als Bauingenieur mussten wir uns nie große Sorgen um unsere finanzielle Situation machen. Wir gehörten zu der ersten Klasse der Gesellschaft. Zum Leidwesen meiner Mutter konnte ich mich nicht wirklich in die höhere Gesellschaft eingliedern. So wie sie es gerne gesehen hätte. Und das hier, war meine Strafe dafür, dass ich, na ja ein wenig rebelliert hatte. Gut, ich hatte mich nicht gerade, von meiner besten Seite gezeigt. Doch das war noch lange kein Grund, mich in die Verbannung zu schicken. Meine ganz persönliche Hölle auf Erden. Ein Internat in der Schweiz. Die Ostküste war ihnen wohl nicht weit genug, nein es musste ausgerechnet Europa sein. So weit weg von meinen Freunden, wie es nur ging.
“Das wird eine tolle Erfahrung für dich Olivia”, sagte Dad, während er mir das Internat versuchte schmackhaft zu machen. “Du wirst dort viele neue Leute kennenlernen und die Chancen auf eine Eliteuniversität zu kommen sind sehr groß, wenn man das Elias-Internat besuchen durfte.”
“Schon gut Dad, du musst es mir nicht schön reden”, sagte ich ein wenig genervt. “Musste es ausgerechnet eine Schule in der Schweiz sein?”, fragte ich ihn. “Die Schweiz, Dad”, betonte ich noch einmal eindringlich. “Ich kann nicht einmal die Sprache.“
"Wir haben dich gewarnt, dein Verhalten würde Konsequenzen nach sich ziehen. Wir erhoffen uns davon, dass du Vernunft annimmst. Außerdem wirst du keine Probleme haben, dich anzupassen. Es wird Englisch gesprochen.”
“Hausarrest hätte auch gereicht”, murmelte ich.
“So wie beim letzten Mal?”, fragte er ohne den Blick von der Straße zu nehmen. “Du hast dich aus dem Haus geschlichen und warst drei Tage verschwunden. Die Polizei hat die ganze Stadt nach dir abgesucht. Wir sind vor Sorge fast umgekommen.”
Darauf konnte ich keinen Einwand bringen, denn es stimmte. Sofort packte mich mein schlechtes Gewissen, das mich leider immer erst nach meinen, etwas unüberlegten Taten, besuchte.
“Es gab keine andere Möglichkeit um dich dem schlechten Einfluss von diesem Joe zu entziehen."
Ich sah ihn böse an. “Joe ist nicht schlecht. Er ist wirklich nett und er mag mich. Wir sind Freunde.” Na gut, wir waren ein wenig mehr als nur Freunde. Ich war ein bisschen in ihn verschossen.
Er brachte mich zum Lachen. Vor allem sah er so verdammt sexy aus, auf seinem Motorrad. Die blonden Haare, dazu diese blauen Augen, bereiteten wohl jedem Mädchen weiche Knie. Und er war schon auf dem College. Ich fühlte mich geschmeichelt, dass er sich für mich interessierte. Das sahen meine Eltern jedoch ganz anders. Sie hatten mir den Umgang mit ihm verboten. Mir passte nicht, dass sie mir vorschreiben wollten, mit wem ich befreundet sein durfte. Deshalb reagierte ich trotzig und lehnte mich gegen sie auf, was, wie man sah, in die Hose gegangen war.
“Natürlich, 19 jährige Jungs auf Motorrädern, die mit einer 16 jährigen für drei Tage verschwinden sind immer nett”, sagte er sarkastisch. "Er kann von Glück reden, dass du uns davon abgehalten hast ihn anzuzeigen."
“Ihr übertreibt das viel zu sehr”, wehrte ich mich.
Mein Vater drehte den Kopf zu mir und sah mich verärgert an. “Die Entscheidung ist gefallen. Durch deine Diskussionen mit mir wird sich
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