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Sonnenlaeufer

Sonnenlaeufer

Titel: Sonnenlaeufer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melanie Rawn
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»Zehava kann jeden Kampf gewinnen. Wenn Roelstra einen Angriff wagt, dann wird er sich vollkommen geschlagen nach Felsenburg zurückziehen.«
    »Du Idiotin!«, höhnte Andrade, die nun vollends die Geduld verloren hatte. »Hast du mir denn überhaupt nicht zugehört? Was ist mit den Punkten vier, fünf und sechs?«
    »Ich habe nicht zugehört, weil du die bisher gar nicht genannt hast!«, fauchte Milar. »Wie kannst du von mir eine richtige Entscheidung erwarten, wenn du Informationen zurückhältst?«
    »Tut mir leid«, murmelte Andrade. »Also schön, Punkt vier: Prinz Chale aus Ossetia befindet sich in Roelstras Lager. Er hat ein Handelsabkommen dabei, das sie in diesem Jahr auf dem Rialla bekanntgeben wollen. Fünftens: Lord Daar von der Seeburg Gilad braucht eine Frau und hält Ausschau nach einer Prinzessin. Punkt sechs: Aus denselben Gründen ist dieses Stück Mist, Prinz Vissarion von Grib, ebenfalls auf Roelstras Seite. Glaubst du im Ernst, dass Zehava es mit denen allein aufnehmen kann, zusätzlich zu den Verbündeten, die Roelstra offen eingesteht? Sie haben alle gesehen, was du mit Zehava hier aufgebaut hast. Die Wüste wird niemals ein Garten sein, aber ihr habt Teile davon fast zu so etwas gemacht. Diese Burg, Chaynals Radzyn, Tiglath und Tuath und Whitecliffe Manor – all die Arbeit, die Zehavas Ahnen begonnen haben, trägt endlich Früchte. Glaubst du nicht auch, dass die alle nur nach einer Ausrede suchen, um die Ernte einzutreiben? Die Beleidigung einer Tochter des Fürsten wäre ein feiner Grund für sie, ihre Ehre zu rächen, besonders, wenn einige von ihnen mit ihren Schwestern verlobt oder verheiratet sind.« Sie brach ab, als sie dem Gesicht ihrer Zwillingsschwester ansah, dass Milar endlich den Ernst ihrer Lage begriffen hatte – oder besser gesagt der ihres Sohnes Rohan.
    »Andri«, hauchte sie erschüttert, »wenn das alles so ist, wie du sagst, was können wir dann tun? Ich kann nicht zulassen, dass Rohan eine von Roelstras Töchtern ehelicht – ich würde damit ja selbst seinen Scheiterhaufen anzünden! Und wenn wir ablehnen …«
    »Oh, Rohan wird bestimmt heiraten, und das schon bald«, beruhigte Andrade sie, nachdem sie ihre Schwester genau dort hatte, wo sie sie haben wollte. »Ich habe genau das richtige Mädchen für ihn. Roelstra kann schließlich einem Mann, der bereits verheiratet ist, keine Ehe vorschlagen, nicht wahr?«
    Die Prinzessin sank auf ihrer Liege zurück. »Ist sie hübsch?«, fragte sie traurig. »Und wie ist ihre Familie?«
    »Sehr hübsch«, beruhigte Andrade sie, »und aus guter Familie. Aber selbst wenn sie hässlich wäre wie ein Drachenweibchen und als Tochter einer Hure geboren, so wäre sie dennoch perfekt für Rohan.« Andrade warf den abgerupften Traubenstiel in eine Schüssel und lächelte. »Meine liebe Milar, das Mädchen hat Verstand.«
    Die Mittagshitze war erstickend. Lord Chaynal beobachtete seinen Schwiegervater, wie er mit dem Drachen focht. Er wischte sich den Schweiß von der Stirn und fragte sich, wie lange das noch dauern sollte. Blut sickerte aus Rissen in der goldenen Schuppenhaut des Drachen, und ein langer Schnitt war in einem Flügel zu sehen; den Zuckungen nach zu urteilen war dabei auch ein Nerv getroffen worden. Der Drache fauchte wütend, als Zehava mit ihm spielte. Aber es dauerte lange, bis das wilde Tier überwältigt war, und Chay fing an, sich Sorgen zu machen.
    Auch die anderen Reiter waren ratlos. Sie waren noch immer zum Halbkreis formiert und hatten sich nur geringfügig zurückgezogen, als der Drache von seinem Ausguck abhob, um Zehava vom Maul des Canyons aus anzugreifen. Die Entscheidung, ob sie angreifen sollten oder nicht, oblag Chaynal, und er hatte den Befehl, dies erst dann zu tun, wenn keine andere Wahl mehr blieb. Alle anwesenden Männer und Frauen hatten Übung mit kleineren Drachen, denn Zehava war ein großzügiger Prinz und sah es gern, wenn jeder mit einem Zahn oder einer Kralle als Souvenir aus den Jagden zwischen den Jahren hervorging. Aber nur der Prinz durfte paarende Urväter wie diesen hier töten, und niemand mischte sich ohne einen schwerwiegenden Grund ein.
    Chay wurde immer nervöser und sehnte sich nach den kühlen Lüften in Burg Radzyn. Die Luft geriet bei jedem wütenden Schlag der Drachenflügel um ihn her in wirbelnde Bewegung, aber dennoch saugte die Hitze ihm den Schweiß aus dem Körper, trocknete ihn augenblicklich auf der Haut, noch bevor die Luft eine Chance bekam, den Schweiß kühl

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