Sonnensturm
Datenabschnitt
war jedoch anders. Wie die Computerviren, von denen er entfernt
abstammte, hatte er selbstorganisierende Fähigkeiten. Die
Daten sortierten sich selbst, aktivierten Programme, analysierten
die Umgebung, in der sie sich befanden – und erlangten
allmählich Bewusstsein.
Ja, Bewusstsein. Es gab eine Personalität in
diesen sternüberquerenden Daten. Nein: drei individuelle
Persönlichkeiten.
»Dann haben wir also wieder ein Bewusstsein«,
sagte der Erste und konstatierte das Offensichtliche.
»Juchhe! Was für ein Flug!«, sagte die Zweite
fidel.
»Wir werden beobachtet«, sagte der Dritte.
NACHWORT
Die Idee, mit Spiegeln im Weltall das Klima der Erde zu
modifizieren, geht auf den visionären, aus Siebenbürgen
stammenden Denker Hermann Oberth zurück. In seinem Buch
»Wege zur Raumschifffahrt« (1929) schlug Oberth vor,
große erdumkreisende Spiegel zu verwenden, um Sonnenlicht zur Erde zu lenken, strenge Winter zu verhindern, die
Winde zu regulieren und Polarregionen bewohnbar zu machen. 1966
befasste das amerikanische Verteidigungsministerium sich auch
– freilich aus anderen Motiven – mit dieser Idee. Man
wollte den nächtlichen vietnamesischen Dschungel
erhellen.
Besonders angetan von Oberths Idee waren die Russen, deren
Territorium zum großen Teil in den höheren Breiten
liegt – und die seit jeher von der Sonne fasziniert waren
(Kapitel 42). 1993 testeten sie sogar einen Weltraumspiegel und
entfalteten im Erdorbit eine zwanzig Meter durchmessende Scheibe
aus aluminiumbeschichtetem Kunststoff. Kosmonauten an Bord der
Raumstation Mir sahen einen reflektierten Lichtpunkt über
die Oberfläche der Erde wandern, und Beobachter in Kanada
und Europa sahen dem Vernehmen nach einen Lichtblitz, als der
Strahl über sie hinwegging.
Schon in den 1970ern führte der deutsch-amerikanische
Raumfahrtingenieur Krafft Ehricke eine intensive Studie über
die Nutzung dessen durch, was er als
›Weltraumlicht-Technik‹ bezeichnete (siehe Acta
Astronautica 6, Seite 1515, 1979). Im Zusammenhang mit der
Erderwärmung wurde die Idee des Einsatzes von
Weltraumspiegeln zur Ablenkung des Sonnenlichts von einer sich
überhitzenden Erde von amerikanischen Energieanalytikern im
Jahr 2002 wieder aufgegriffen (siehe Science 298, Seite
981).
Zudem wurden zukunftsweisende Anwendungsmöglichkeiten der
Weltraumlicht-Technik erforscht. Das Weltraumlicht ist der bei
weitem stärkste Energiefluss im Sonnensystem – und
steht uns zu jedem beliebigen Verwendungszweck gratis zur
Verfügung. Wir könnten die nächste Eiszeit
abwenden, wir könnten die Venus abschirmen und bewohnbar
machen, wir könnten den Mars erwärmen – und wie
man Raumschiffe mit Weltraumlicht antreibt, wird in Arthur C.
Clarkes Anthologie »The Wind from the Sun« (2000)
anschaulich beschrieben.
Aurora (Kapitel 9) ist wirklich der Name eines
ehrgeizigen neuen Programms für die Erforschung des
Weltraums, das von der Europäischen Weltraumbehörde ESA
aufgelegt wurde. Das Programm gleicht in groben Zügen der
neuen Richtung in der bemannten Weltraumforschung der NASA, die
Präsident Bush im Januar 2004 verkündet hat. Wenn die
Programme planmäßig in die Praxis umgesetzt werden,
werden sie wahrscheinlich zu einem Gemeinschaftsprojekt
zusammengefasst – sodass der Fahrplan, den wir in diesem
Buch mit Blick auf eine Mars-Landung um das Jahr 2030 aufzeigen,
wirklich eingehalten werden könnte.
Die Idee des Massetreibers, einer elektromagnetischen
Abschussvorrichtung auf dem Mond (Kapitel 19), stammt von Arthur
C. Clarke, der sie in einem Aufsatz im Journal of the British
Interplanetary Society (November 1950) vorgestellt hatte.
Britische Ingenieure haben überhaupt eine stolze
Tradition in der Konzeption plausibler Raumschiff-Designs
(Kapitel 23); siehe zum Beispiel einen kürzlich auf Skylon
erschienen Beitrag von Richard Varvill und Alan Bond im Journal of the British Interplanetary Society (Januar
2004).
Die Entwicklung neuer Werkstoffe scheint das Konzept eines
›Weltraumfahrstuhls‹ (Kapitel 50) der Wirklichkeit
immer näher zu bringen (siehe Arthur C. Clarkes Fountains
of Paradise, 1979). Siehe auch The Space Elevator von
Bradley Edwards, BC Edwards, 2002.
Und am 20. April 2042 wird es wirklich eine totale
Sonnenfinsternis über dem westlichen Pazifik geben.
Nähere Einzelheiten hierzu auf der
›Eclipse‹-Homepage des NASA- Raumflugzentrums
Goddard.
Wir
Weitere Kostenlose Bücher