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Sonnenwanderer

Titel: Sonnenwanderer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Greenland
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einige Sicherheitsfirmen haben nicht Ihr Bestes im Sinn.«
    Die Frau stockte nicht ein einziges Mal, glaubte sich selbst jedes Wort, wie es alle Wahnsinnigen tun. Tabea fragte sich, wer ihr die Reden schrieb? Hinter ihr standen die Rotmützen in ihren gestärkten schwarzen Hemden, mit scharf geschnittenen Gesichtern und zuversichtlich wie Priesterschüler. Die Brückenleute saßen stumpfsinnig und unglücklich da, man hatte sie aus ihrer Routine gerissen. Käpt’n Jute beobachtete die Obristin.
    »Außerhalb dieser Kuppel«, sagte die Anführerin der Rotmützen in einem Tonfall, der meinte: wie auch darinnen , »sind wir die einzige glaubwürdige stabilisierende Kraft. Die Passagiere dieses Fahrzeugs glauben, dass es an der Zeit ist, Ihnen diese Kraft zur Verfügung zu stellen.«
    Käpt’n Jute knabberte an einem Nagelbett, biss ein winziges Stückchen Haut ab, drehte sich zur Seite und blies es aus dem Mund. »Suchen Sie Sarah Zodiak«, sagte sie. »Dann sehen wir weiter.«
    Die Obristin atmete auf. Sie hob ihr Armbandset an den Mund und redete. »Achtung, an alle Einheiten, hier spricht Stark, hier spricht Stark. In allen Verwaltungsbezirken nach VIP Zodiak, Vorname Sarah fahnden …«
    »Persönlich, Obristin. Na los. Sie tun es für mich. Danach reden wir über die Zukunft.«
    Die Obristin sah in die Runde, musterte die Wachmannschaft der Brücke. Ihr Blick glitt über die lädierten Servos, das fettige Haar, die Stiefel aus Gürteltierleder.
    Kenny grollte laut und mürrisch. Unter Schranten galt das als tödliche Beleidigung; aber ein Grollen ist ein Grollen, egal in welcher Gesellschaft.

    Die Echos rollten davon. Obristin Stark zeigte sich unbeeindruckt. »Ich kann nur hoffen, dass Ihre Leibwächter gegen Tollwut geimpft sind«, sagte sie.
    »Keine Sorge, Stark«, sagte Lomax leise. »Reptilien wie Sie sind immun gegen den Erreger.«
    Das gefiel den Jungs.
    Tabea stand auf. Sie trug ihren langen schwarzen Ledermantel. Mit ihrem wüsten Haarschopf und ihrer launischen Feindseligkeit wirkte sie wie ein taktierender Desperado, der sich mit einer Hand voll Raumsoldaten konfrontiert sieht.
    Gott, war sie müde. »Ich möchte mich ganz herzlich für Ihre Unterstützung und Loyalität bedanken, Obristin«, sagte sie. »Und jetzt verpissen Sie sich. Gehen Sie meinetwegen in die Chaos-Kaverne, wenn Ihnen nichts Besseres einfällt.« Kaum hatte sie die Worte aus dem Mund, wusste sie nicht mehr, ob sie ihr wirklich oder nur in Gedanken über die Lippen gekommen waren.
    Lomax und eine Rotmütze grimassierten um die Wette. Tabea hörte, wie Lomax den Milizionär fragte: »Mal drüber nachgedacht, wie du deine Zähne mit gebrochenen Fingern auflesen willst?«
    Tabea zeigte auf Lomax.
    »Das ist sein Umgangston, Obristin«, sagte sie. »An Leute wie Herrn Lomax gewöhne ich mich allmählich. Sanftmütig sind sie nicht. Domestiziert, ja. Aber nicht mehr als nötig.« Auch das gefiel den Jungs. Natürlich auch der Brücken-Crew. »Dasselbe gilt für das Schiff, Obristin. Ja, auch für das Schiff. Aber jetzt machen Sie einen Abgang«, sagte sie leiser, »und bringen mir Sarah Zodiak, und zwar unversehrt. Dann können wir über mein Verteidigungspotenzial reden.«
    Während Käpt’n Jute redete, hatte sich Kenny näher an die
Obristin herangepirscht. Er bleckte die Zähne und ließ den Kopf hin und her pendeln. Zurückschreckend griff die Obristin nach der Waffe.
    Im Handumdrehen starrte es von Waffen.
    Die Rotmützen hatten sie an die Decke gerichtet. Die Wachleute auf die Rotmützen. Verwirrte, aufgeregte Stimmen. Ein Schuss fiel. Dann war für eine Weile nur das Knistern von Elektrizität zu hören. Elektroimpulse ionisierten die Luft. Mikrogeschosse schnirpten.
    Eine Rotmütze stürzte, blutete aus einem Loch in der Brust. Sofort kniete sich ein Kamerad auf den Boden und ließ ein Erste-Hilfe-Köfferchen aufschnappen. »Rückzug!«, brüllte die Obristin.
    Die Getroffene lag wie tot da. Viel konnte man nicht für sie tun. Ein Kamerad bückte sich und schulterte sie. »Dafür gab es keinen Grund«, rief Obristin Stark über die Schulter, als Lomax’ Leute sie aus der Kuppel trieben. »Das ist ein Nullsummenspiel, völlig destabilisierend …«
    Tabea rief die Obristin über Bordfunk auf. Als das verbitterte Gesicht auf ihrem Display erschien, wiederholte sie: »Finden Sie Sarah, und wir unterhalten uns. Versprochen.« Ohne die Verbindung zu kappen, wandte sie sich an die ganze Brücke: »Die Obristin hat recht, es gab

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