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Sonnenwanderer

Titel: Sonnenwanderer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Greenland
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Horde«, sagte Grant Nichtsweiter.
    Rittlings auf dem Motorrad schenkte Dog Schwartz ihm ein gedankenverlorenes Lächeln. Er kratzte sich das bärtige Kinn. »Absolut, ja, die Horde. Die haben ein paar nette Spielsachen, Chef, Sie würden Augen machen.«
    Grant Nichtsweiter grub die Hände in die Jackentaschen. Seine Mundwinkel zuckten wählerisch.
    »Komm her«, sagte er.
    Dog Schwartz stieg ab. Im Düster sah er die grünen Augen der Schrantin. Sie lag auf dem Bauch, oben auf dem Maschendraht, und beobachtete ihn durchs Laub.
     
    Die Brille von Grant Nichtsweiter machte aus seinen Augen kleine schwarze Knopfdioden. »Hatte ich dir gesagt, du sollst auf diesem Weg kommen?«
    Der Handlanger wollte aufmucken, aber die Glücksmoleküle in seinem Blut verwirbelten die Laune. »Oh, das ist schon was, Chef, glauben Sie mir«, sagte er. »Sie kämen auf Ihre Kosten.« Er sah nach oben und begegnete dem Blick der Schrantin. »Hallo«, sagte er.
    Grant Nichtsweiter streckte die offene Rechte aus.
    Dog Schwartz klopfte die vielen Taschen seiner voluminösen Kleidung ab. Sie waren voller Drogen, aber keine enthielt die richtigen. Schließlich fand er die Schachtel mit Sedativa und legte sie auf die schwarzlederne Handfläche.

    »Ich habe schon vor drei Tagen damit gerechnet«, sagte Grant Nichtsweiter.
    »Ja, ja«, sagte Dog Schwartz, »da unten muss die Zeit wohl langsamer vergehen.«
    »Provozier mich nicht.«
    Ihre Münder dampften in der kalten Luft. Dog Schwartz rüttelte seinen Pferdeschwanz und zog ihn dann durch die Finger.
    Grant Nichtsweiter dachte, dass alle Probleme Systemprobleme waren. Was man brauchte, waren Informationen, reine, frische, masselose Informationen, die man beliebig vervielfältigen konnte. Die Dog Schwartze und Onkel Charlies einer Gesellschaft waren kontraproduktive Funktionen des Systems. Indem sie die Entropie beschleunigten und ständig Lärm produzierten, gefährdeten sie jegliche Information.
    Er warf die Schachtel mit den Ampullen hoch und fing sie auf. »Richte Onkel Charlie aus, dass ich mehr davon brauche«, sagte er. »Und bleib da, bis ich dich rufe.«
    Dog Schwartz blies durch die Lippen. Er warf einen Blick über die Schulter. »Ja, gut, ich sag es ihm.«
    Grant Nichtsweiter betrachtete das klobige Gesicht des Hünen. »Und das heißt?«
    Dog rieb sich die Nase. »Ich muss erst noch ein paar Erledigungen machen.« Es war so offensichtlich, dass er vorhatte, zu seinen Freunden und ihren Spielsachen zurückzukehren, dass es Grant Nichtsweiter die Sprache verschlug. Grant öffnete den anthrazitfarbenen Schal und berührte die mit einem Juwel besetzte Krawattennadel.
    Ein nadelfeiner Lichtstrahl fuhr aus dem Juwel und bohrte sich in Dogs linken Oberschenkel, durchdrang Fleisch und mitternachtsblauen Samt und erstickte im Boden.
    Grant Nichtsweiter kam die Stufen herunter und beugte sich,
den Schal verknotend über Dog Schwartz. »Das wird dich ein Weilchen aus dem Verkehr ziehen«, hörte Dog ihn sagen. Dann wurde ihm rot, dann weiß, dann schwarz vor Augen.
     
    Dog wachte neben dem verlassenen Lift auf. Das linke Bein stand von der Hüfte bis zum Knie in Flammen. Jede Bewegung machte aus den Flammen Protuberanzen.
    Mit der Rechten tastete er sich so weit ab, wie er das Bein nicht zu bewegen brauchte. Alle seine Taschen waren leer. Er dachte an Onkel Charlie. Er dachte an Onkel Charlies Krankenschwestern. Sie wüssten, was jetzt zu tun war. Er rollte den Kopf herum und sah, dass er nicht allein war.
    Er sah sie verkehrt herum. Die Farbige trug ein gestreiftes T-Shirt und einen langen schwarzen Mantel und saß auf seinem Motorrad, einen Fuß auf dem Sattel. Erst hielt er sie für die Geheimnisvolle, die gekommen war, um ihn in den Himmel zu fahren; dann erkannte er den Käpt’n.
    »Die ganze Zeit zermartere ich mir das Hirn«, sagte sie, »wo ich dich schon mal gesehen habe.«
    Die Flammen schienen Dogs Stimme erreicht zu haben. Er schluckte heißen Teer. Die Stimmbänder waren aus verschmortem Plastik.
    »Warum muss ich immer an Marco denken?«, fragte sie. »Ihr seid doch keine Kumpane, oder? Marco Metz? Nein? Warum muss ich dann an ihn denken?« Sie lehnte sich am Lenker vorbei nach vorne. »Ich meine, er lag genauso da wie du, im Sumpf auf der Venus. Sein Bein war gebrochen. Aber das ist nicht … Wie war das noch?«
    Dog Schwartz gab ein kurzes Krächzen von sich.
    »Jetzt weiß ich«, sagte sie lächelnd. »Marcos Bein! Du warst der Mann vom Krankenhaus und wolltest Marcos Bein

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