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Sonnenwanderer

Titel: Sonnenwanderer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Greenland
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und bewegte sich rücklings auf die Tunnelöffnung zu. Der kreischende Professor grapschte an seinem Gürtel herum, als suche er verzweifelt nach einer Waffe. Dann bekam er den brutalen Arm mit beiden Händen zu packen. Sein Blut spritzte. Braune Dornen glitten in sein Fleisch, spießten ihn auf und machten aus seinem Tarnanzug ein Zelt. Ein Jäger hackte mit einem Handbeil nach dem Fuß des Frasqui, ein klebriger weißer Brei spritzte durch die Gegend. Mit einem lässigen Hieb schlug die Kreatur ihn nieder.
    Der Professor bäumte sich auf. Dodger Gillespie packte das Kreuz, das neben dem Priester lag, und drosch damit auf die dünnen, knorrigen Arme ein, die Xavier umschlungen hielten. Das Kreuz zerbrach in einem Schwall aus Spiegelstückchen, und ein vierter Arm kam wie eine Peitsche aus Bambussplittern auf sie herab. Käpt’n Gillespie duckte sich fort, Stoff zerfetzte, Haut zerfetzte, sie fiel über ihren eigenen Absatz und klatschte gegen die Wand.

    »Scheiße!«
    Außer Atem wälzte sie sich herum und sah zu ihrem Entsetzen, wie der Frasqui seine seltsamen Arme krümmte und dem Professor den Kopf abriss.
     
    Inzwischen begann der Frasqui endlich auf den Beschuss zu reagieren. Er wich auf seltsam trippelnde Weise zurück, als suche er den Schutz des Tunnels.
    Die Menschen rückten vor, beharkten die schrill quiekende Kreatur mit purpurroter Strahlung. Die Luft stank nach Ozon und sang wie eine Kreissäge, die Harfe spielt.
    Da lag eine Waffe. Johanna stolperte draufzu. »Bleib zurück!«, brüllte Dodger und krabbelte auf allen vieren voran.
    »Was ist das?«, brüllte Johanna. »Was ist das?«
    »Frasqui!«, brüllte Dodger um die Längsachse rollend. Na klar, das war der Erste, den das Mädel zu Gesicht bekam. Sie erreichte das Gewehr und nahm es an sich. »Verdammt!« Am Schaft blinkte in rascher Folge eine rote LED: leer. Ihr Arm schmerzte. Ihre Seite noch mehr. Der Frasqui büßte einen Arm ein. Als hätte jemand einen Ast geschleudert, wirbelte das Glied in die Finsternis hinauf. Die Kinder jubelten. Der Frasqui heulte jämmerlich. Kein Zweifel, er zog sich zurück.
    Die Kinder stürzten sich auf die mit Spiegelstückchen besetzten Reste des zerbrochenen Kruzifixes. »Mit diesen Spiegeln können wir den Käpt’n warnen!«
    Gemeinsam liefen sie den Pfad hinauf und schickten kleine Blitze über die Schlucht in der Hoffnung, dass sie drüben jemand bemerkte. S-O-S morsten sie im interplanetaren Code.
    Doch der Frasqui war noch nicht fort. Er stürzte urplötzlich aus dem Tunnel und zertrampelte in einem letzten Wutanfall
seine Gegner. Erwachsene mit blitzendem Metall oder Kinder mit blitzendem Glas, er sah da keinen Unterschied.
    Die Kinder ertranken in ihrem eigenen Blut.
    Daraufhin konzentrierte sich die gesamte verbliebene Feuerkraft auf den Frasqui. Es brauchte furchtbar lange, bis er tot war. Es war eher wie ein Filmmassaker, gespickt mit Zeitlupenaufnahmen und sprudelnden Arterien. Die Schützen beharkten den Frasqui mit fünf verschiedenen Waffenarten: Der springende, tanzende, kollabierende Körper schlug mit den verbliebenen fünf Gliedern um sich und besudelte alles mit einer weißen klebrigen Flüssigkeit.
    Als sich der Lärm legte, waren nur noch wenige Expeditionsmitglieder auf den Füßen. Und diese schrien vor Wut und Entsetzen. Einer, der nicht mehr stand, flehte um den Todesschuss, immer wieder flehte er um den Tod.
    Xtaska schwebte niedrig über dem Blutbad und bestrich die Überreste des Frasqui mit einem Schwanzspitzensensor. »Männlich«, bemerkte sie. Johanna besah sich die zerschmetterten und verschmorten Bestandteile und staunte, wie mühelos der Cherub die exotische DNA auslesen konnte.
    Dodger Gillespie, blutverschmiert, bäumte sich auf und packte Johanna beim Kopf. »Bist du okay, Mädel?«, brüllte sie ihr ein ums andere Mal ins Ohr.
    Johanna klammerte sich an Dodger, sie zitterte am ganzen Leib und fing an zu greinen. Ihr Magen schmerzte. Sie hatte sich so oft übergeben, dass es nichts mehr zu erbrechen gab. »Sepia! Der Professor! Die Kinder!«
    »Der Letzte der Legion«, frohlockte Monsignore Archibaldo, während er sich hochrappelte. Er sah aus, als hätte ihm jemand einen Eimer Blut über den Kopf geschüttet. »Steht nicht geschrieben«, sagte er an die Adresse der Überlebenden, hierhin
und dorthin blickend, als suche er jemand Bestimmten, und dann die Gestalt des schwebenden Cherub mit der Taschenlampe anleuchtend - »dass sie vom Himmel in den Abgrund fielen und

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