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Sonnenwanderer

Titel: Sonnenwanderer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Greenland
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wenn ich bitten darf.«
    An der Biegung des Tunnels blickte Johanna über die Schulter. Hinter dem Steuer des sich auflösenden Automobils glänzten die kleinen Augen im fliehenden Licht.
     
    Die Jagdgesellschaft durchquerte eine Zone mit hohen Decken und pulvrigem Boden. Verwelkte Vegetation hing in langen grauen Streifen herunter, ein monochromer Dschungel aus bleichen und schwarzen Farnwedeln. Irgendwo lief Wasser, ein Geräusch, das sie lange nicht mehr gehört hatten. Ihre Lampen entdeckten eine Brücke aus Bambus und Stahltrossen. Sie schien sehr alt zu sein.

    »Wir könnten unsere Wasserflaschen füllen«, schlug ein kleiner Junge zögerlich vor.
    »Bah pfui!«, sagten seine Schwestern wie aus einem Mund.
    »Das kleine Mädchen war die Geheimnisvolle«, sagte Johanna zu Xtaska. »Das liegt doch auf der Hand.«
    »Nein«, sagte der Cherub. »War sie nicht.«
    Käpt’n Gillespie brachte Xtaska bei, wie man Zigaretten dreht. »Meine Hände sind zu kalt«, erklärte sie jedem, der sich wunderte. Im Nu war Xtaska vorne voller elektrostatisch aufgeladener Tabakkrümel. Kichernd wechselte sie ihre Polarität.
    Sepia bestand darauf, immer und überall selbst zu gehen, und weigerte sich auch, Halt an der Untertasse zu suchen. Vor Xtaska nahm sie sich extrem in Acht, hatte doch der kleine schwarze Kobold offen zugegeben, dass er ihr nach dem Wissen trachtete.
    Xtaska hob ihren übergroßen Babykopf, wie jemand, der eine Witterung aufnimmt. »Wir sind wieder auf der Karte«, sagte sie entschieden. Blaues und grünes Licht waberte in der Untertasse und lief an ihrem Körper auf und ab. Anderweitig in Anspruch genommen, hielt sie Dodger die gerollte Zigarette mit dem Schwanz hin. »Ich glaube, die muss noch geleckt werden.«
    Xtaska rief den Thalamus an und schien gar nicht überrascht, dass dort die Rotmützen eine Zeit lang kampiert hatten. »Sind alle wohlauf, Chefin?«, fragte Johanna, die die Antwort nicht gehört hatte.
    »Sie arbeiten tüchtig«, erklärte der Cherub.
    Odin rannte um Sepias Knöchel und schien immer in der Gefahr, unter ihren Fuß oder ihre Krücke zu geraten, wozu es aber nie kam. Die Katze drehte den Kopf um fast 180° und schlug mit der Pfote Staub vom Ohr. Das Tier hatte sich immer noch nicht an die rätselhaften Neulinge gewöhnt und schaute sich fortwährend um, das Auge eine einzige offene Frage.

    Nicht lange, und sie kamen wieder in bewohntes Gebiet. Der Pfad folgte dem Rand einer ansehnlichen Furche, der zum Abgrund hin mit Beton verstärkt war. Auf der anderen Seite tauchten erleuchtete Fenster auf.
    Die Kinder bildeten eine Kette und sangen:
    »Hei-del-di,
Hei-del da,
Heidel-di,
Hei-del-da-ha-ha-ha-ha-ha,
Hei-del-di …«
    In einer Tunnelmündung stand Monsignore Archibaldo mit erhobenen Armen. »Lasst uns beten«, flehte er sie an mit der Stimme einer verstimmten Trompete. »Lasst uns preisen den Allmächtigen, der uns den Weg aus dem düsteren Tal des Todes gezeigt hat …«
    Hinter ihm, im Tunnel, erschien plötzlich ein Dämon.
     
    Eine aufgeschossene, spindeldürre Kreatur entfaltete sich mit einem trockenen Knistern aus dem Dunkel. Sie hatte vier Arme und zwei Beine, und ihr Körper schien aus Dornengestrüpp geflochten. Sie bewegte sich langsam, schwankend, als sei sie aus einem tiefen Schlaf gerissen worden.
    Der Priester kam zu Fall, und die Kreatur stieg achtlos über ihn hinweg.
    Mitten im Geschrei kreischte Professor Xavier hysterisch: »Das ist dein Werk, du ekelhafte alte Hexe!« Als die ersten Schüsse der Sportsmänner faustgroße Löcher in die Wand schlugen, stürzte er sich auf ihre Anführerin.
    Er schlug sie, stieß sie von der Krücke. Käpt’n Gillespie
schnappte sie, umklammerte sie und verlor sie an die Gewalt seines Ansturms. Sie hörte Xtaska über alle Funkfrequenzen rufen.
    Zwischen ihnen stürzten sich Männer nach vorne, drängten die Kinder zurück, gaben ihnen Feuerschutz. Blaue Blitze froren Bruchteile von Sekunden ein. Johanna schrie nach ihr. Sich zurückduckend, geblendet, konnte sie Sepia und den Professor am Rand der Schlucht sehen; dann nur noch den Professor.
    Er lag auf dem Pfad, blickte über den Rand. »Sieh zu, wie du da wieder rauskommst!«, brüllte er triumphierend.
    Als habe er etwas gegen die Brüllerei, langte der Frasqui nach dem Professor. Das Sperrfeuer rang ihm zwar Wut-oder Schmerzensschreie ab, konnte ihn aber nicht aufhalten. Er umklammerte Xaviers Kopf mit einer Klaue, die wie ein Dreschflegel aus Stechpalmenzweigen aussah,

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