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Sophia oder Krieg auf See

Sophia oder Krieg auf See

Titel: Sophia oder Krieg auf See Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Braband
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seine Füße herum und blickte lustvoll aus seinen bernsteinfarbenen Augen auf Corins nicht gerade saubere Zehen. Corin wusste nicht, was für ein Problem das Flatterding hatte, aber irgendwie hatte dieser Möwenterrorist es auf seine Extremitäten abgesehen. Corin war sich aber ganz sicher, dass er keine seiner Extremitäten abzugeben hatte, nicht mal für viel Geld, unendliche Weisheit oder ein kühles Bier.
    Dabei war es zweifelhaft, ob der gefiederte Nerventöter überhaupt irgendetwas im Austausch für seinen kleinen Zeh anzubieten hatte. Pah. Mit seinem kleinen Schnabel konnte das Viech ihm ohnehin nichts abknabbern. Oder? Vielleicht hatte es eine Säge unter seinem Flügel.
    Gab es Sägen, die man mit einem schwimmbehäuteten Fuß bedienen konnte? Oder einem Flügel? Gab es fliegende Sägen? Oder sägende Flügel? Corins Bewusstsein driftete weiter ab, er fing an zu sabbern und schlief endlich ein.
    Watschel, watschel.
    Gerade tollten Vater und Mutter Säge mit ihren vier minderjährigen Sägekindern über eine riesige Blumenwiese, als Corin wieder hoch schreckte.
    Da stand sie, breitbeinig, der Wahnsinn in Federn, und wollte Corins Körper.
    »Ksch!«, scheuchte Corin die Elfenbeinmöwe fort und der Vogel machte sich davon. Corin fiel genervt auf den Boden seines Käfigs zurück. Er wollte doch einfach nur schlafen!
    »Schiffe voraus«, brüllte der Ausguck und es war mit einem Schlag vorbei mit Corins Müdigkeit. Er hastete aus dem Käfig und lief nach vorne zum Bug des Raben.
    Claas, Ole und Sture waren bereits dort und musterten die drei Schiffe fern am Horizont in Küstennähe. »Ihr Konvoi, vermute ich mal«, brummte Ole und rieb sich mit der Hand über die Bartstoppeln seiner dunkelbraunen, ledrigen Wangenhaut. Claas fuhr mit seiner Pranke durch den eigenen vollen Bart und Corin fragte sich, wie viele Lausfamilien wohl soeben kreischend unter ihren Frühstückstischen in Deckung gegangen waren.
    Doch Kapitän Claas hatte keine Läuse, dafür umso mehr Bedenken. »Was, wenn die Königin gar nicht an Bord ist«, argwöhnte Claas, »sondern uns eine Meute schwer bewaffneter Soldaten erwartet?«.
    »Du kannst sogar sicher sein«, antwortete Sture, »dass ihre Schiffe randvoll sind, mit Soldaten. Aber sie wird sie nicht einsetzen«. Diese Prophezeiung hatte Ole, Claas und Corin neugierig gemacht. »Warum bist du da so sicher?«, schnaubte der Kapitän. Sven Sture sah ihn an, lächelte siegessicher und ging dann ohne ein weiteres Wort zu äußern nach achtern 119 . Claas grunzte. »Grinsen war immer schon die denkbar schlechteste aller Antwort«, murmelte er.
    Eine halbe Stunde später hatte sich der Rabe so weit der Küste und dem Flaggschiff des Konvois genähert, dass Sture den Anker hatte werfen lassen. Es war offensichtlich, dass es sich bei dem fremden Segler um das Flaggschiff mit der Königin an Bord handelte. Der mächtige Holk war nicht nur das größte Fahrzeug und trug mit drei großen Kronen 120 auf dem Segeltuch das Siegel der Regentin, es war auch das einzige Schiff direkt an der Küste. Die anderen beiden Schiffe kreuzten weiter draußen auf der offenen See.
    Das Flaggschiff war gerade so weit entfernt, dass man die dutzenden Männer an Bord, die gebannt hinüber zum Roten Raben starrten, problemlos erkennen und zählen konnte.
    »Das gefällt mir nicht«, grummelte Claas und sprach den meisten seiner Kumpanen aus der Seele. Sture hingegen gefiel die Sache außerordentlich. Hatte er tatsächlich Bedenken, konnte er diese hervorragend hinter seinem Lächeln verstecken. Groß genug war es dafür auf jeden Fall.
    Der Piratenkommandant ließ ein Ruderboot zu Wasser bringen und winkte Corin zu sich.
    »Toll«, nörgelte Corin und legte sich wenig später mächtig und vor allen Dingen alleine in die Riemen, »das ist also der Grund, warum ich mitkommen sollte«. Sture lachte beherzt und beobachtete dann weiter den Küstenabschnitt, den sie gerade ansteuerten.
    Öland war zwar eine sehr lange Insel, aber ungeheuer schmal und flach. Der große Sandstrand mit den folgenden Wiesen vermittelte den Eindruck, das Eiland würde ein paar Mannslängen weiter schon wieder enden, zumal Bäume auf diesem Abschnitt gänzlich fehlten. Nahe dem Strand ragte als besonderes Merkmal eine große Hütte aus dem Sandboden. Das Holz des Gebäudes war von Wind und Wetter in dunklem Graubraun gefärbt. Ein großes Holzgerüst in der Nähe bestätigte die erste Vermutung, dass hier normalerweise Fischer arbeiteten und ihre

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