Soulbound (Ghostbound) (German Edition)
sie zu Fall. Sie landete halb im Bannkreis, direkt neben dem reglosen Körper.
„Danny!“ Verzweifelt richtete sie sich etwas auf. Sie ließ das Messer fallen und streckte die rechte Hand nach ihm aus. Mit dem linken Arm klammerte sie sich eisern an den Körper des jungen Mannes neben ihr, da ein Thug versuchte, sie an den Beinen aus dem Kreis zu zerren. „Danny!“, schrie sie abermals. Sie reckte ihm nun auch ihr Innerstes entgegen, alles, was sie aufbringen konnte. Sobald ihre unsichtbaren Arme ihn zu fassen bekamen, zog sie ihn mit aller Macht an sich.
Daniel öffnete die gepeinigten Augen und griff nach ihrer Hand wie nach einer Rettungsleine. Es sah aus, als stünde er in Flammen. Das gleißende Licht des Amuletts überstrahlte das goldene Leuchten, in das die Morgensonne ihn tauchte.
„Liz“, presste er hervor. Dieses eine Wort allein schien ihm schon unendlich viel Mühe zu bereiten. Sein Gesicht verzerrte sich zu einer gemarterten Maske, als würde er tatsächlich verbrennen und Höllenqualen erleiden.
„Ich hab dich, Danny“, versicherte sie atemlos, während sie blind nach dem Thug trat, der noch immer versuchte, sie zurückzuschleifen. „Keine Angst, ich lass dich nicht los. Gleich haben wir es geschafft!“ Niemals würde sie es zulassen, dass er ausgelöscht wurde. Sie musste ihn nur halten, bis die Sonne über den Horizont gestiegen war, dann war er in Sicherheit.
Doch etwas stimmte nicht. Sie spürte deutlich die Verbundenheit mit ihm, dennoch drohte er ihr zu entgleiten. Sie tat alles, um ihren inneren Griff zu verstärken, doch es gab immer weniger, das sie halten konnte. Es war, als würde seine Essenz wie Sand durch ihre unsichtbaren Finger rinnen.
Plötzlich krümmte sich Daniel wie unter einem Peitschenhieb, nur um sich in der nächsten Sekunde mit einem gellenden Schrei aufzubäumen.
Die Qual, die darin lag, ließ Elizabeths Blut zu Eis gefrieren, und als Daniels markerschütternder Schrei verhallte und seine Gestalt vollständig im Licht des Amuletts aufging, war sie es, die schrie.
Sie schrie, als das blendend helle Licht zu einem Funkenregen wurde, der auf den Körper neben ihr niederging, sich über dem Anhänger sammelte und dann in die Brust eindrang.
Und sie schrie, als der Körper sich daraufhin zu regen begann. Zunächst zuckten nur die Finger, dann die Hände und die Arme. Seine Lippen öffneten sich leicht.
Als sie keine Kraft mehr hatte, um zu schreien, starrte Elizabeth wie betäubt auf den erwachenden Mann, der nun Hamiltons Seele beherbergte und mit Daniels Lebensenergie gespeist wurde.
Schleppend fraß sich die Erkenntnis durch ihr Gehirn, dass das Undenkbare eingetreten war: Sie hatte ihn nicht retten können. Daniel existierte nicht mehr.
Blind tastete sie nach dem Jagdmesser.
Hamilton durfte nicht weiter leben. Er hatte kein Recht dazu. Er war eine Abscheulichkeit, die gestoppt werden musste. Das war das Einzige, was sie noch in der Lage war zu denken und zu empfinden: Sie musste dieses Monster aufhalten!
Ihre Finger schlossen sich um den Griff des Messers. Ohne einen Moment des Zögerns setzte Elizabeth zu einem Stoß an, doch ein jäher Ruck an ihrem Hals riss sie empor, gleichzeitig wurde ihre Kehle erbarmungslos zusammengeschnürt.
Verzweifelt setzte sie sich gegen den Angreifer in ihrem Rücken zur Wehr. Sie wollte schreien, aber alles, was sie hervorbrachte, war ein leises Gurgeln. Panisch krallten sich ihre Finger in das Tuch um ihren Hals und versuchten es zu lockern, während ihre Lunge protestierend nach Sauerstoff verlangte. Dunkle Schatten begannen vor ihren Augen zu tanzen, wurden schnell mehr und immer größer. Woods und Rileys entsetzte Rufe rollten wie hohle Echos zu ihr heran.
Ihr Blick verschleierte sich immer mehr, dennoch konnte sie ihn nicht von dem jungen Mann abwenden, der nun flatternd die Augenlider öffnete und sich desorientiert umsah. Ihre Lunge drohte zu kollabieren, und ihre Muskeln begannen zu erschlaffen. Das Herz schlug in einem holprigen, unregelmäßigen Rhythmus. Ein Teil von ihr bestand darauf weiter zu kämpfen, doch ein weitaus größerer Teil sah darin einfach keinen Sinn.
Der Boden tat sich unter ihr auf.
Das Letzte, was sie sah, ehe das Nichts sie verschlang, waren die Augen des jungen Mannes, die verwirrt ihrem Blick begegneten und sich dann vor Schreck weiteten.
Das Letzte, was sie hörte, war ein tausend Meilen entferntes: „Loslassen! Sie gehört mir!“
14
Sie trieb auf einem
Weitere Kostenlose Bücher