Soulmates - Ruf des Schicksals
Menschen gemieden wird, so soll es auch deinem geschehen.«
Edward durchsuchte seine Taschen. Er war dankbar für seine Angewohnheit, immer sein Tagebuch und etwas Kohle mit sich zu führen, ehe er begann, hastig mitzuschreiben. Vielleicht würde er in seinen Büchern etwas finden, um diesen schrecklichen Fluch wieder zu lösen.
»Dein Erstgeborener wird die Verlockung der Nacht und die Lust des Mondes erleben«, intonierte Anne und blickte zu der silbernen, kreisrunden Scheibe auf, die am nachtschwarzen Himmel hing, während Tränen über ihr Gesicht strömten. »So wie sein Sohn und der Sohn seines Sohnes, solange der Samen der Sterlings Früchte trägt.«
Während ihrer Sprechpausen suchte Edward fieberhaft den Boden der Lichtung ab, sammelte Zweige von Eberesche, Pappel und Weide und streute sie um Annes Kreis herum. Dabei flüsterte er Worte des Schutzes in der Hoffnung, sie würden wenigstens einen Teil der magischen Kraft abwehren, um den Fluch zu mildern.
»Vom Sonnenuntergang des ersten Vollmondes an, nachdem ein Sterling zum Manne gereift ist, wird das Biest von ihm Besitz ergreifen. Blut wird zu seinem Wein werden, der Hunger seine Seele erfüllen und er wird sich in eine Kreatur wie aus einem Alptraum verwandeln. Er wird die Lust einer Frau erfahren, aber niemals ihre Liebe und er wird nimmermehr Frieden finden, während er sucht, wonach sein Herz sich sehnt. So wird es beginnen, so wird es bleiben, bis die eine, die wahre Liebe, die hätte sein sollen, endlich erblüht. So möge es sein.«
Edward legte sein Tagebuch beiseite und starrte Anne an, die die beschworenen Kräfte wieder erdete und den Schutzkreis löste. Noch immer konnte er nicht glauben, dass sie so unerbittlich gehandelt hatte.
Sie wusste um die Gefahr, einen Zauber zu wirken, der anderen Schaden zufügte, ganz besonders dann, wenn er im Zorn gesprochen worden war. Der Fluch würde dreifach auf Anne zurückfallen. Aber durch ihren Schmerz hatte sie all die gewissenhaften Lehren ihrer Großmutter ignoriert.
Da sie die gesamte Linie der Sterlings verflucht hatte, würde ihre Tat auch auf die gesamte Familie der Northlands zurückfallen. Er konnte sie beinahe hören, die herzzerreißenden Schreie der unschuldigen, ungeborenen Kinder.
Anne trat auf ihn zu, ihre Augen erfüllt von Hass und Triumph.
»Damit hast du nichts gewonnen, Schwester«, sagte Edward, stand auf und klopfte sich die Blätter von der Kleidung. »Stattdessen hast du uns alle verdammt. Wie konntest du das nur tun?«
»Wie ich das tun konnte? Frag‘ doch denjenigen, der mein Herz und meine Unschuld gestohlen hat.«
Kopfschüttelnd schloss Edward sein Tagebuch und schob es zurück in seine Tasche. »Was hast du da?«, fragte Anne misstrauisch und ihre Augen blitzten.
»Ich habe deine Worte aufgeschrieben. Ich werde hoffentlich einen Weg finden, um diesen Fluch zu brechen.«
»Du musst es zerstören!«, befahl Anne. »Es ist ein Beweis schwarzer Magie. Wir werden beide verbrannt werden.«
»Nein, Schwester. Ich werde es gut verbergen und im Geheimen studieren, und was immer die Konsequenzen dieser Nacht sein werden, wir werden sie beide akzeptieren. Die einzige Hoffnung, das Böse zu beenden, das du beschworen hast, steht auf diesem Papier. Sollte ich scheitern, so wird in der Zukunft vielleicht jemand Klügeres als ich Erfolg haben.«
New York ~ Heute
Unruhig ging Benjamin Sterling in seinem Büro auf und ab und hielt schließlich vor dem Fenster inne. Der Mond war schon jetzt deutlich am späten Nachmittagshimmel zu erkennen. Noch war der Vollmond eine ganze Woche entfernt, doch er spürte bereits seinen mächtigen Einfluss.
Er musste seine Arbeit in der Stadt schnell abschließen und auf seinen Landsitz zurückkehren, wo er die Nacht über jagen konnte, ohne eine Entdeckung fürchten zu müssen.
Penelope Marsden, seine Assistentin, schlüpfte unauffällig ins Zimmer und wartete schweigend darauf, von ihm bemerkt zu werden.
»Ja, Penny?«, fragte Benjamin, während er an seinen Schreibtisch zurückging und halbherzig versuchte, seine Gedanken zu ordnen, indem er durch die Akten blätterte, die auf der Platte lagen.
»Draußen steht ein junger Mann, der zu Ihnen möchte, Sir. Er sagt, er sei aus London angereist und wird nicht wieder gehen, bis er persönlich mit Ihnen gesprochen hat.«
»Ich empfange niemanden, der keinen Termin hat«, fauchte Benjamin.
»Das habe ich ihm auch gesagt, Sir. Er antwortete, ich solle Ihnen ausrichten, sein
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