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Späte Familie

Späte Familie

Titel: Späte Familie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Zeruya Shalev
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nicht passiert, ich bin sicher, dass es uns dort gut geht.
    Ich möchte einen Kakao, sagt er mit dünner Stimme, und als ich in der Küche stehe und die Milch aufwärme, fragt er, gibt es bei Jotam zu Hause auch Kakao? Wenn es keinen gibt, werden wir welchen kaufen, sage ich, du wirst dort alles haben, was du brauchst, mach dir keine Sorgen, und er hält die bunte Dose fest, drückt sie an sich, ich will, dass wir diesen Kakao mitnehmen, und er soll nur mir gehören, sie dürfen nichts davon trinken, ja? Ich wage nicht zu diskutieren, ja, sage ich, wenn es dir wichtig ist, und er fügt leise hinzu, als flüstere er seine Worte dem gemalten Hasen auf der Dose ins Ohr, und wenn wir hierher zurückkommen, nehmen wir unseren Kakao auch wieder mit.
    Am selben Abend, als er in der Badewanne sitzt, von Schaumbergen umgeben, klingelt das Telefon, und ich laufe schnell hin, in der Hoffnung, es sei Oded, der auf meine Nachricht noch nicht geantwortet hat, aber es ist Amnon,offiziell und feindselig wie immer seit unserem letzten Treffen, Ella, ich habe Käufer für die Wohnung gefunden, erinnerst du dich an das französische Paar, das einmal bei uns war? Und ich erschrecke, für welche Wohnung, und er sagt, für unsere Wohnung, aus der du bald ausziehst, korrigiere mich, wenn ich mich irre.
    Wieso denn Käufer, schreie ich, ich habe nicht vor, sie zu verkaufen, ich möchte sie vorläufig vermieten, und schnell schlage ich vor, die Miete werde ich mit dir teilen, aber er antwortet, die Wohnung ist unser gemeinsames Eigentum, und solange du mit Gili darin gewohnt hast, hätte ich nie auch nur daran gedacht, dir einen Verkauf vorzuschlagen, allein schon um den Jungen nicht durcheinander zu bringen, aber wenn du sowieso ausziehst, ist es sinnlos, an dem gemeinsamen Besitz festzuhalten, das macht es doch nur unnötig kompliziert.
    Wir haben einen gemeinsamen Sohn, erinnere ich ihn, was für eine Rolle spielt da eine Wohnung, und er sagt, für mich spielt es eine Rolle, ich brauche das Geld, es gibt keinen Grund zu warten, wenn du sowieso ausziehst, und ich sage, du kannst sie nicht ohne meine Zustimmung verkaufen, und er sagt trocken, und du kannst sie nicht ohne meine Zustimmung vermieten, und ich seufze, gut, dann wird die Wohnung also leer stehen. Ella, ich warne dich, sagt er, ich brauche das Geld und ich habe Käufer, die Lage auf dem Markt ist zurzeit sehr schlecht, ich habe nicht vor, diese Käufer wieder zu verlieren, wenn du mir Probleme machst, zahle ich es dir heim, weißt du, wie sehr man sich beim Rabbinat freuen wird zu hören, dass du noch nicht geschieden bist und schon mit einem anderen zusammenlebst? Ohne ein weiteres Wort lege ich den Hörer auf, Mama, hol mich raus, das Wasser ist schon kalt, schreit Gili aus dem Badezimmer, aber ich sinke in den Sessel neben dem Telefon,ich schaffe es nicht, die Beine zu bewegen, komm allein raus, murmle ich, Schwäche lähmt mich, und als ich die Augen öffne, steht er vor mir, nackt und stumm und tropfend, zwei silberne Gummihaifische in der Hand, und zittert vor Kälte.
    Warum hast du dich nicht abgetrocknet, frage ich, und er sagt, es war kein Handtuch da, und ich stehe schwerfällig auf und schleppe mich zum Schrank, wickle ihn in ein Handtuch, so dunkel wie ein Talar, reibe mit harten Händen seinen zarten, duftenden Körper, au, Mama, du tust mir weh, fährt er mich an und drückt auf die Bäuche der Haifische, aus ihren aufgerissenen Mäulern kommt ein ersticktes Quietschen, diese Haifische nehmen wir mit und die anderen lassen wir da, entscheidet er und legt sie auf den Teppich, häuft weitere Tiere daneben, die er sorgfältig aussucht, das Handtuch fällt ihm von den Schultern, und er läuft nackt zwischen seinen Spielzeugkisten herum, wie ein wunderschöner himmlischer Cherub, versunken in das Ordnen seiner Dinge, wie jemand, der seine Wohnung nur für ein paar Tage verlässt und bald zurückkehrt.

19
    Erst jetzt, einen Tag vor dem Umzug, bemerke ich, dass das Fenster seines neuen Zimmers nach hinten hinausgeht und vom gegenüberliegenden Gebäude verdunkelt wird, er wird auf nackte Rohre blicken, auf hässlich umgebaute Balkone, auf Verputz mit Ruß-flecken, und ich halte mich an der Fensterbank fest, Oded, komm doch mal, und er kommt langsam aus der Küche, ein Glas mit irgendetwas Hochprozentigem in der Hand, was gibt’s, fragt er, und ich deute auf den

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