Späte Familie
Gesicht voller Vertrauen, als er mit einer unschuldigen, erstickten Stimme fragt, Mama, aber das ist nicht für immer, nicht wahr, das ist nur für einen langen Besuch, ja?
Und wer, mein Sohn, wird die Länge des Besuchs festlegen, ich oder du, oder unsere Gastgeber, ihre GroÃzügigkeit, ihre Freundlichkeit, ihre Geduld, das ist kein Besuch, Gili, sage ich und versuche, Festigkeit in meine Stimme zu legen, das wird unser Zuhause sein, Gili, und er protestiert, aber das hier ist unser Zuhause, er breitet seine kleinen Arme in dem dämmrigen Zimmer aus, und dann fragt er gleich, und wer wird hier wohnen, Papa? Nein, sage ich, wir werden die Wohnung an andere Leute vermieten, und er fragt entsetzt, werden sie auf diesem Sofa sitzen und unser Essen essen? Aber nein, sage ich, wieso denn, wenn wir umziehen, nehmen wir unsere Möbel mit, und natürlich auch das Essen, wir nehmen all unsere Sachen mit in die neue Wohnung, wir lassen hier nichts zurück, und er legt seinen Kopf in meinen SchoÃ, seine Stimme bricht, aber ich will nicht umziehen, ich will hier bleiben, zu meiner Ãberraschung sagt er nichts zu der neuen Familie, die uns erwartet, der wir durch eine Art komplizierte Operation hinzugefügt werden sollen. Gili, ich weiÃ, dass es wirklich nicht leicht ist, sage ich, auch ich bin ein bisschen traurig, aber wir beide werden uns gemeinsam daran gewöhnen und wir werden eine gröÃere Wohnung haben, und ich kaufe dir ein Geschenk für das neue Zimmer, sogar einen Fernseher, verspreche ich in meiner Dummheit, ich bin mir selbst zuwider,schaffe es aber nicht, damit aufzuhören, du wirst im Bett fernsehen können, sage ich, um ihn zu begeistern, als wäre das die Krönung allen Glücks, und sofort versuche ich, wieder die pädagogischere Richtung einzuschlagen, es ist doch schön, etwas zu verändern, es ist vielleicht ein bisschen unheimlich, aber auch interessant, nicht wahr, oder möchtest du dein ganzes Leben lang am selben Ort bleiben?
Ja, antwortet er einfach, bis ich groà bin, und ich küsse ihn auf die Haare, er riecht nach winterlichem Schweià und dem Schlamm des Spielplatzes, als wäre er aus der Tiefe der Erde aufgestiegen, du wächst die ganze Zeit, und die ganze Zeit gibt es Veränderungen, mal gröÃere, mal kleinere, Veränderungen helfen uns zu wachsen, sie helfen uns, stärker zu werden, aber die schwache Glühbirne der Tischlampe wirft einen düsteren Kreis um unsere aneinander gelegten Gesichter, und es scheint, als würden wir immer schwächer, als klammerten wir uns aneinander, um unser Leben zu retten, mein Sohn Gilâad und ich.
Wie einen kranken Säugling wiege ich ihn in den Armen, es ist, als hätte ich ihm jetzt erst von der Trennung seiner Eltern berichtet, von der endgültigen, tragischen Trennung, und all die Tränen, die sich seither angesammelt haben, brechen jetzt aus ihm heraus, lange Schluchzer, die in ihrer Heftigkeit wetteifern, ich will nicht umziehen, es reicht, dass wir uns von Papa getrennt haben, ich will mich nicht von der Wohnung trennen, und ich sage, du wirst sehen, dass du dich an die neue Wohnung gewöhnst, so wie du dich an die neue Schule gewöhnt hast, wie du dich an Papas Wohnung gewöhnt hast, und er schlägt gegen meine Brust, ich will nicht, ich will mich nicht gewöhnen, ich bin an hier gewöhnt, und plötzlich fragt er, wirst du dann auch Jotams Mama sein?
Gili, wieso denn, rufe ich erleichtert aus, zumindest dieseAngst lässt sich leicht nehmen, ich bin nur deine Mama, nicht die Mama von Jotam und Maja, sie haben eine Mama, du kennst sie doch, und Oded wird auf gar keinen Fall dein Papa, du hast einen Papa, der dich lieber hat als alles auf der Welt, und er sagt, aber Jotams Mama ist gestorben, er hat mir erzählt, dass sie gestorben ist, und ich sage erstaunt, aber nein, sie lebt, genau wie ich, und sie ist eine sehr gute Mutter, die meiste Zeit werden sie bei ihr wohnen.
Wird auch Jotams Papa nur wenig dort sein, fragt er, und ich sage, er wird jeden Tag nach der Arbeit kommen und dort schlafen, es wird sein Zuhause sein, aber ich werde öfter da sein, weil ich dieses Jahr zu Hause arbeite, und dann sagt er, aber wenn es uns dort nicht gefällt, können wir doch nach Hause zurückgehen, und ich bin auÃerstande, ihm diese Hoffnung zu nehmen, ja, sage ich, falls es uns dort wirklich schlecht gehen sollte, aber ich bin sicher, dass das
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