Späte Familie
Ella Miller, Ella Miller.
Als sie erreicht haben, was sie wollten, werden sie sachlich und ungeduldig, sie telefonieren schnell mit dem Rechtsanwalt der Käufer, gehen noch einmal den Vertrag durch, und ich, nachdem ich meine Aufgabe erfüllt habe, kann verschwinden, meine zittrige Unterschrift zurücklassend, kann ich mich auf meinen neuen Weg machen, aber ich klebe noch an diesem paragrafenreichen Vertrag, weigere mich, den Blick von meinem Namen loszureiÃen, der da neben seinem steht, wie auf einer Heiratsurkunde, die Schicksalhaftigkeit des Augenblicks wird in banale Paragrafen zerlegt, die Trennung hat viele Gesichter, wie sich herausstellt, und die meisten zeigen sich erst im Lauf der Zeit, wenn man glaubt, das Schlimmste schon hinter sich zu haben.
Ich wünsche euch beiden viel Erfolg, ihr habt das Richtige getan, verkündet Gabi, verherrlicht den Moment und macht ihn damit zugleich lächerlich, ich habe das Gefühl, dass er genau dasselbe vor sieben Jahren gesagt hat, als wir diese Wohnung kauften, wie tröstlich hätte dieser Satz sein können, wäre er nur zum richtigen Zeitpunkt über die richtigen Lippen gekommen, ihr habt das Richtige getan, und ich lächle beide an, ein unsicheres Lächeln, und zu meiner Ãberraschung blicken sie beide voller Sympathie zu mir, meine Not scheint sie zu rühren, entlockt ihnen ein bisschenFreundlichkeit, und Amnon bestellt für mich noch eine Tasse Kaffee, ohne Schlagsahne, betont er, um zu beweisen, dass er sich noch an meine Vorlieben erinnert, eine Tasse Kaffee für eine halbe Wohnung, was für ein Geschäft, und ich betrachte sie erstaunt und frage mich, ob mir ab jetzt jeder Mann groÃartiger vorkommen wird als der, an dem ich mein neues Leben festgemacht habe, wie ein Fahrrad an einem rostigen Geländer im Treppenhaus. Wie sensibel sie plötzlich sind, angesichts meines Verzichts, sie strahlen eine sanfte Ritterlichkeit aus, ohne jede Schadenfreude, wie zwei Engel behandeln sie mich, und mir fällt es schwer, mich von ihnen zu trennen, aber als ich den letzten Schluck Kaffee getrunken habe, stehen sie wie ein Mann auf, Gabi schlieÃt den Vertrag in seiner Tasche ein und wünscht uns noch einmal viel Erfolg, mit einer übertriebenen Betonung, als hätten wir ihm unsere Verlobung mitgeteilt, und Amnon beugt sich zu mir und fragt, ist alles in Ordnung, und ich nicke, sein Körper verströmt das vertraute Gefühl eines Blutsverwandten, und als ich ihm nachschaue, kommt es mir vor, als sähe ich Gili auf seinen Schultern, wie einen Vogel auf einem Baum.
Menschen aus dem Viertel gehen an mir vorüber, Menschen, die mir halbwegs bekannt vorkommen, ihre Blicke streifen mich, während ich in der Tür des Cafés stehe, neben dem Wachmann, der die Handtaschen der Eintretenden kontrolliert, ich stehe da wie eine Trauernde neben einer rasch aufgebauten Trauerhütte. Bald werden sich die Passanten in einer langen Reihe vor mir aufstellen, sie werden mir die Hand drücken und mir tröstende und ermutigende Worte sagen, das Leben geht weiter, werden sie sagen, was war, ist vergangen, es lohnt sich nicht, um die Vergangenheit zu trauern, du musst nach vorne schauen, denke an das, was du hast, nicht an das, was du nicht hast, das ist die Hymnedes Lebens, die laut von den StraÃen aufsteigt, die Hymne derer, die vorwärts streben, und ich muss nur einstimmen, damit wir uns zu einem einzigen Chor vereinen, wir streben vorwärts, alle wie ein Mensch, trotz Leid, Enttäuschung, Kränkung, trotz der Angst vor dem Verlassenwerden, vor einer Katastrophe, vor einem Irrtum.
Nirgendwo in dieser groÃen Stadt gibt es ein Haus, in dem ich zu Hause bin, dabei ist sie so groÃ, dass ich einige Neubauviertel noch nie betreten habe, viele Tausend dicht bewohnter Häuser, und kein einziges wird sich mir öffnen, wenn ich eines Tages die Wohnung in der Gasse der BuÃgebete verlasse, Gili an der Hand, der seinerseits Teddy Scotland festhält, wenn ich bereit bin zuzugeben, dass die Operation misslungen ist, das Transplantat nicht angenommen wurde. Wo werden wir hingehen, vielleicht in das verbrannte Haus im jüdischen Viertel, das am achten Elul zerstört worden ist, im Jahr siebzig nach der Zeitrechnung, wie auch die anderen Häuser der Jerusalemer Oberstadt, oder zu den Grabhöhlen, die in die Felsen des Flusses Kidron gehauen sind, Grabhöhlen, die die Stadt wie ein Gürtel umgaben,
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