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Späte Familie

Späte Familie

Titel: Späte Familie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Zeruya Shalev
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du nicht, dass ein Mann, wenn er eine Frau erobern will, die größten Anstrengungen unternimmt, die sich nachher in Luft auflösen, hast du das gar nicht in Betracht gezogen? Und ich schüttle beschämt den Kopf, ich habe geglaubt, dass diese Regel nicht für uns gilt.
    Sag, hast du keine Freundinnen, fährt sie fort, hast du niemanden, mit dem du dich beraten kannst? Ich kann es gar nicht glauben, dass du so naiv bist, ich sage nicht, dass er dir absichtlich etwas vorgemacht hat, und bestimmt nicht, dass er ein Ungeheuer ist, er ist ein tiefsinniger und interessanter Mann, und seine Absichten sind gut, aber er hat harte Seiten, er ist innerlich tief verletzt, und darauf baut er seine Herrschaft auf, ist dir das nicht aufgefallen? Er muss herrschen, er muss bestimmen, sonst fühlt er sich bedroht und von allem abgeschnitten. Er war sehr in dich verliebt, vielleicht ist er auch jetzt noch in dich verliebt, aber ihr seid in einem etwas realistischeren Stadium angelangt, man kann vor der Wirklichkeit nicht fliehen, du musst ihn entweder so nehmen, wie er ist, und die schönen Augenblicke mit ihm genießen, wenn sie eben kommen, oder du verlässt ihn, eure Liebesgeschichte hat gerade erst angefangen, wenn sieüberhaupt schon angefangen hat, vergiss alles, was vorher war, es wird nicht zurückkommen.
    Aber es gibt Dinge, die ich auf keinen Fall akzeptieren kann, zum Beispiel sein Verhältnis zu meinem Sohn, sage ich, und sie steckt sich wieder eine Zigarette an, du solltest deine Erwartungen vielleicht überprüfen, Ella, dein Sohn hat schließlich einen Vater, er braucht bestimmt keinen zweiten, übrigens hatte ich auch nicht den Eindruck, dass du ein besonders warmes Verhältnis zu seinen Kindern hast, stichelt sie. Und ich erwidere, glaub mir, ich bemühe mich, aber jedes Mal, wenn ich versuche, ihnen näher zu kommen, wird es durch irgendetwas kaputtgemacht, ich bin sicher, wenn er sich Gili gegenüber anders verhalten würde, fiele es mir auch leichter mit ihnen. Da bin ich mir gar nicht so sicher, sagt sie, mir scheint, als hättet ihr euch völlig in die Sache mit den Kindern verstrickt, statt Liebende zu sein, habt ihr euch zu Anwälten eurer Kinder gemacht, du identifizierst dich mit deinem Sohn, er sich mit Maja und Jotam, und so bleibt euch nichts, woran ihr euch gemeinsam festhalten könnt. Ihr benutzt die Kinder als Stellvertreter für eure eigenen Bedürfnisse, ich glaube nicht, dass dein Sohn unbedingt eine innige Beziehung zu Oded braucht, du bist es, die das braucht, aber ihr müsst euch beruhigen, was die Kinder betrifft, erlaube mir noch zu sagen, dass sie wachsen, vielleicht hast du auch davon noch nie gehört, sie wachsen blitzschnell, Amit ist gestern erst geboren und heute schon beim Militär, die Kinder sind nicht das Problem und auch nicht die Lösung.
    Vom Polsterlager dringen von Zeit zu Zeit Schnarchtöne herüber, sie kommen aus der Kehle ihres Mannes, der sich gleich zu Beginn unseres Gesprächs zurückgezogen und vor dem eingeschalteten Fernseher ausgestreckt hat, sein Schnarchen ersetzt die Gitarre, die inzwischen verklungen ist, vermutlichist ihre Tochter ebenfalls schlafen gegangen, und ich spähe manchmal zum Flur hinüber, wie lange braucht er nur, um Maja ins Bett zu bringen, statt mit ihm zu sprechen, unterhalte ich mich mit seiner Freundin, einer fremden, klugen und grausamen Frau, als wären wir es, die die Scherben unseres Lebens zusammenfügen und eine gemeinsame Zukunft planen müssten, sie bemerkt meine Blicke und fragt, wartest du etwa noch auf ihn, ich bin sicher, dass er längst eingeschlafen ist, komm, schauen wir nach, und ich folge ihr zu dem Zimmer, das für uns bestimmt ist, er liegt auf dem Rücken und schläft, mit offenem Mund, sogar im Schlaf sieht er besorgt aus, seine Arme hat er weit von sich gestreckt wie ein Gekreuzigter, und auf jedem Arm ruht ein Kinderkopf, und ich betrachte enttäuscht die Matratzen, die für uns zusammengelegt wurden, mir bleibt nur die Wahl, neben welchem der Kinder, die mir beide nicht gehören, ich die Nacht verbringen will.
    Nachdem sie mir ein großes Handtuch gegeben hat, wie ein unfreundliches Zimmermädchen, sagt sie, hör zu, ich habe das Gefühl, dass du überhaupt noch nicht verstanden hast, mit wem du zusammenlebst, ich habe mich entschieden, mit einem Felsbrocken zusammenzuleben, das hat Nachteile, aber er wird nie

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