Spartan Frost: Das Logan-Quinn-Special aus der Welt der "Mythos Academy" (German Edition)
links von uns die Zimmer abgingen. Wir hielten bei jedem Raum an und spähten hinein, doch immer noch entdeckten wir niemanden. Aber jemand war hier gewesen. Nicht nur waren alle Lichter an, sondern ich konnte auch in der Ferne eine Heizungsanlage brummen hören, und die Luft war angenehm warm. Ich bildete mir sogar ein, gebratenen Speck zu riechen. Aber das lag wahrscheinlich nur an meiner Enttäuschung darüber, dass ich nicht fertig gefrühstückt hatte.
Ich sah mich sorgfältig in jedem Raum um, aber die Einrichtung entsprach dem, was man in einem Skiresort erwarten konnte. Jede Menge offene Kamine, gepolsterte Sessel und Sofas, eine Menge farbenfrohe Teppiche auf den glänzenden Parkettböden. Doch es gab noch andere Gegenstände – Gegenstände, die mir verrieten, dass dies definitiv ein Schnitterversteck war.
Wie zum Beispiel die Loki-Masken an den Wänden.
Wir entdeckten sie in der Nähe eines Nebeneingangs. Fast ein Dutzend Loki-Masken aus Gummi hingen an einer Reihe von Haken an der Wand, mit weit geöffneten Augen und hängenden Kiefern, als wollten die leeren Gesichter jeden Moment losschreien, um die Schnitter vor uns zu warnen. Unter den Gummimasken hingen lange, schwarze Roben, als wäre dies eine vollkommen normale Garderobe – und nicht etwas viel Unheilvolleres.
Ich schauderte und löste den Blick von den Masken. Ich fing keine Schwingungen von Dingen auf, nicht wie Gwen, aber die verbogenen Gummigesichter anzustarren sorgte trotzdem dafür, dass mir schlecht wurde. Loki hatte sich innerhalb meines Kopfes aufgehalten. Sein eines blaues und sein zweites rotes Auge hatten sich in mein Hirn gebrannt. Ich brauchte keine Erinnerung an sein Aussehen. Ich wusste auch so, dass eine Seite seines Gesichtes glatt und perfekt und die andere zerstört und geschmolzen war. Ich würde niemals das schreckliche Bild vergessen, das sich wieder und wieder in meinen Geist gedrängt hatte. Und niemals würde ich vergessen können, wie ich mich gefühlt hatte, während der böse Gott mich befehligt hatte – als würde er alles, was mich ausmachte, aus mir herausschaufeln, um stattdessen sein eigenes verdorbenes Ich in meinen Kopf zu füllen.
Und die ganze Zeit über hatte er gelacht.
Das war fast das Schlimmste gewesen – auf sein Lachen in mir lauschen zu müssen und zu wissen, dass ich nichts tun konnte, um den bösen Gott davon abzuhalten, die Kontrolle über meinen Körper zu übernehmen. Selbst jetzt hörte ich noch ein leises Echo seines tiefen, heiseren Lachens in meinen Kopf, das wieder und wieder erklang, wie die Schläge der Standuhr heute Morgen …
Dad berührte meine Schulter. Ich zuckte überrascht zusammen, und er suchte meinen Blick. »Geht es dir gut, Logan?«
Ich biss die Zähne zusammen, um das verletzte, wütende Knurren zurückzuhalten, das tief aus meiner Kehle aufsteigen wollte. Ich wusste, dass mein Dad sich Sorgen um mich machte, dass er mir nur helfen wollte, trotzdem schüttelte ich seine Hand ab.
»Mir geht’s prima«, murmelte ich.
Inari und Sergei starrten mich ebenfalls an, nachdenklich und ein kleines bisschen wachsam. Ich fühlte förmlich, wie die drei den Atem anhielten, als könnte der Anblick der ganzen schwarzen Roben und der Lokimasken einen Schalter tief in mir umlegen und dafür sorgen, dass ich in den Schnittermodus schaltete. Wut stieg in mir auf, als mir klar wurde, dass sie mir nicht trauten – nicht mehr –, auch wenn sie das Gegenteil behaupteten. Aber ein Teil von mir war auch froh, dass sie mich misstrauisch und wachsam im Auge behielten – weil ich Angst vor mir selbst hatte.
Loki, Agrona und der Rest der Schnitter hatten mich gezwungen, Gwen anzugreifen und fast umzubringen. Wer wusste schon, welche Magie sie noch auf mich gelegt hatten? Wer wusste, was für schreckliche Dinge sie in mir angerichtet hatten? Wer wusste schon, zu was für Taten sie mich jeden Moment zwingen konnten?
Wieder stieg brennende Wut in mir auf und bannte die letzten Erinnerungen an Lokis Gelächter und alles andere. Es blieb nur mein Verlangen, jedem Schnitter auf dem verdammten Gelände wehzutun.
»Kommt«, sagte ich mit noch harscherer Stimme als vorher. »Lasst uns in Bewegung bleiben.«
Ich drängte mich an meinem Dad, Inari und Sergei vorbei und ging weiter.
»Logan, warte …«, rief Dad leise.
Doch es war schon zu spät.
Denn aus dem Raum direkt vor mir traten drei Schnitter.
Für einen Moment standen wir alle einfach nur da, weil wir so überrascht waren, den
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