Speechless (German Edition)
Chucks steckend, verließ er seine Wohnung im ersten Stock des Hauses seiner Eltern und schloss die Tür hinter sich zu.
Leise schlich er die Treppe hinunter, nahm seine Autoschlüssel vom Brett und verließ das Haus.
Sauber wurde der Audi ausgeparkt und der Weg zum Haus seiner alten Schulbekanntschaft - Jenny Anniston - eingeschlagen.
Er brauchte ein bisschen, bis er dort ankam.
Viel zu viele Ampeln hielten ihn auf und das Wetter machte es auch nicht gerade besser, bei dieser Uhrzeit – halb neun am Abend.
Aber was wollte er mehr? Er fand einen Parkplatz nicht weit vom Haus entfernt in dem Jenny lebte. Den Wagen abschließend, gelangte er schnellen Schrittes unter das kleine Vordach des eigentlich riesenhaften, alten Hauses und klingelte.
Ein Blick zur Seite verriet, dass der bereits anwesende Rest im Wohnzimmer sein musste. Deswegen sollte es auch nicht lange dauern, bis Jenny endlich mal an die Tür ging.
Durch das milchige Glas der Haustür erkannte er, wie das Licht im Hausflur angeknipst wurde und eine Person auf die Haustür zukam.
Nur hatte diese – allein als dunkler Umriss – wesentlich breitere Schultern und war auch im Allgemeinen größer, als Jenny es jemals gewesen war.
Leicht runzelte Cassiel die Stirn, doch schoss seine linke Augenbraue direkt in die Höhe, als er einem großen, wirklich breitschultrigen jungen Mann gegenüber stand.
„Ja?“, knurrte jener ihn an und wirkte gleich noch bedrohlicher als ohnehin schon.
„Ich wollte zu Jenny Anniston…“, brachte Cassiel dann heraus und musterte den Typen vor sich.
Die dunklen, kurzen Haare. Der Bartschatten. Die riesenhafte Gestalt…
Er wirkte wirklich einschüchternd und bedrohlich. Wirklich. Vor allem aber bestand die Frage, wer zur Hölle dieser Mann war.
„Komm rein“, meinte der Unbekannte, trat zur Seite und ließ Cassiel somit ein.
Dieser zog gleich die Schuhe aus, wechselte sie gegen die im Haus zur Pflicht gewordenen Hausschuhe.
„Die sind im Wohnzimmer. Den Weg wirst du finden.“
Diese Stimme, diese Haltung und erst recht diese dunkle Aura.
Herrje, das konnte ja noch was werden.
„Bist du Jennys Neuer?“, frage Cassiel todesmutig, wie er war, nach. Er wollte wissen, wer dieser Mann war.
„Nein. Ich bin ihr Stiefbruder. Sag’ jetzt nicht, dass du das nicht wusstest“, wurde ihm entgegen gebrummt, dass es Cassiel die Nackenhaare aufstellte.
„Ehrlich? Nein… Ich weiß nur, dass ihre Mutter vor ein paar Jahren neu geheiratet hat.“
„Ja, meinen Vater.“
„Ich bin bei Jenny noch nie ins Bild gekommen. Die erzählt so wenig über sich…“, meinte der Blonde, schüttelte leicht den Kopf.
Nein, er nahm es Jenny gar nicht übel, dass sie nichts gesagt hatte.
Die junge Frau hatte genug Probleme in ihrem Leben gehabt, dass man solche Dinge vielleicht vergisst oder verschweigt. Daher fand Cassiel es nicht schlimm, dass sie nichts von einem Stiefbruder erzählt hatte.
„Sie ist ein Fall für sich, stimmt schon. Mit wem habe ich es zu tun?“
„Oh, s orry. Cassiel“, stellte er sich vor, reichte dem Dunkelhaarigen die Hand.
„Raven“, kam es ebenso zurück und die Hand wurde angenommen.
Ein kurzer Händedruck, bei dem Cassiel selbst dachte, dass gleich seine Hand zerdrückt und verkrüppelt an seinem Arm hängen würde.
Raven sah nicht nur so aus, als hätte er Kraft, nein. Es war auch noch so.
Wie Cassiel schmerzhaft hatte feststellen dürfen.
„Kommst du auch mal zu uns, Cas?“, fragte eine vertraute Frauenstimme jedoch, ehe einer der beiden jungen Männer noch was sagen konnte.
„Ja, tut mir ja leid, dass ich noch arbeiten musste“, kam es dämlich grinsend von Cassiel zurück und er streckte Jenny die Zunge heraus, die im Türrahmen zum Wohnzimmer lehnte.
„Du bist echt unverbesserlich. Und das, obwohl du deine Artikel nicht einmal gern schreibst.“
„Man kann nicht alles haben, was man will, Jenny.“
Raven schüttelte derweil nur den Kopf, verabschiedete sich knurrend und war dann aber auch schon nicht mehr gesehen. Leises Knarzen der Treppen verriet aber, dass er die Treppe hinauf lief.
Cassiel bewegte sich aber doch auf Jenny zu, die ihn erst einmal herzlich umarmte und dann ihre dunklen Haare über die Schultern hinweg zurückstrich.
Sie war eigentlich eine recht hübsche junge Frau. Dunkle Haare, beinahe karamellfarbene Augen und ein ohnehin sehr schönes Gesicht hatte sie.
Wäre da nicht der Nachteil, dass sie so oft so schlampig und
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