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Finnisches Inferno: Kriminalroman (Arto Ratamo ermittelt) (German Edition)

Finnisches Inferno: Kriminalroman (Arto Ratamo ermittelt) (German Edition)

Titel: Finnisches Inferno: Kriminalroman (Arto Ratamo ermittelt) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Taavi Soininvaara
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    Gennadi Protaschenko ahnte nicht, dass ihm schon bald ein Kampf auf Leben und Tod bevorstand. Er hatte am Abend einen langen, anstrengenden Flug vor sich und wollte deshalb noch etwas ausspannen. Es war erst zehn Uhr an diesem Montagvormittag in Miami, aber sein Arbeitstag lag schon hinter ihm. Vor einer Stunde hatte ihm der »Hund« die letzten Dokumente geliefert, die Guoanbu, dem chinesischen Sicherheitsministerium, noch fehlten. Jetzt konnte Guoanbu in
Wiremoney
, das Programm der National Bank für den elektronischen Zahlungsverkehr, einbrechen. Die noch junge Geschichte schwerer Straftaten auf dem Gebiet der Informationstechnologie würde neu geschrieben werden.
    Die Balkontür im Hotel »Marriott Biscayne Bay« öffnete sich quietschend, die schwüle Luft schlug ihm ins Gesicht wie der Atem des Teufels. Protaschenko legte seine Tasche auf den Glastisch und zündete sich eine Zigarette an. Er atmete den Rauch tief ein und schaute aus dem siebenundzwanzigsten Stockwerk auf die vor Hitze flimmernde Landschaft und das türkisgrüne Wasser der Biscayne-Bucht. In der Ferne zeichnete sich Miami Beach ab, das eher wie ein Dorf wirkte und für seine Art-Déco-Häuser und wunderbaren Badestrände bekannt war. Rechts sah man einige kleine Inseln, auf einer von ihnen lag der verkehrsreichste Passagierhafen der Welt. Die riesigen Kreuzfahrtschiffe, die Milliarden gekostet hatten, warteten auf ihre Gäste wie Wale auf die Planktonschwärme. Dersüßliche Duft des Meeres erinnerte ihn an seine Kindheit und den Sommer in Odessa.
    Am liebsten hätte Protaschenko die Badehose angezogen und in einem bequemen Liegestuhl am Swimmingpool des Hotels eiskalte Daiquiris und Margaritas geschlürft. Das »Marriott« war bei den Fluggesellschaften beliebt, am Pool fände sich bestimmt eine einsame Stewardess, die dem gutaussehenden Geschäftsmann gern Gesellschaft leisten würde. Er stellte sich eine aufreizende Schönheit im Bikini vor und konnte das Bild nur mit Mühe wieder verdrängen. Eigentlich gab es guten Grund, zu feiern. Doch die Dokumente, die der »Hund« ihm übergeben hatte, besaßen einen unermesslichen Wert, er durfte sie nicht einen Moment aus den Augen lassen. Wie sollte er sich die Zeit bis zu seinem Flug nach Helsinki vertreiben, es waren noch zehn Stunden?
    Schließlich bestellte er beim Zimmerservice in fast akzentfreiem Englisch Riesengarnelen und Wodka Smirnoff. Ob er es wagen könnte, den Girlservice »X-Styles« anzurufen und sich eine Professionelle kommen zu lassen?
    Protaschenko kehrte auf den Balkon zurück. Vor seinen Augen lag ein Paradies. Hier bekam man alles, was sich mit Geld kaufen ließ. Er hoffte, dass Miami sein nächster Einsatzort sein würde. Das war durchaus möglich. Die Stadt bildete eine Brücke zwischen den Wirtschaftsgebieten von Süd- und Nordamerika und galt als eines der größten Bankenzentren der Welt. Deshalb unterhielt Guoanbu in Miami eine große Nachrichtendienstfiliale. Es könnte sich als Vorteil erweisen, dass er Spanisch beherrschte. Das war die Muttersprache der Hälfte aller zwei Millionen Einwohner von Groß-Miami. Durch den lateinamerikanischen Lebensrhythmus wirkte die Stadt offen und gastfreundlich. Von der puritanischen Halsstarrigkeit, auf die man an der Ostküste oft stieß, fand sich hier keine Spur.
    Am Horizont zogen dunkle Wolken auf. Protaschenko fürchtete, dass der tropische Sturm, der in der Karibik tobte, Miami noch vor dem Abend erreichte. Dann würde möglicherweise der Flughafen geschlossen. Die dreißig Grad warme Luft trieb ihm den Schweiß auf die Stirn. In den Zeitungen war zu lesen, der bald zu Ende gehende Januar sei außergewöhnlich heiß gewesen. Er schloss die Balkontür, setzte die Sonnenbrille ab und stellte gerade die Klimaanlage ein, als es an der Tür klopfte. Der Zimmerservice im »Marriott« funktionierte wie ein Schweizer Uhrwerk
    Protaschenko zog das Jackett seines schwarzen Seidenanzugs über, damit man seine Pistole, eine Makarow PM, im Schulterhalfter nicht sah, dann ging er zur Tür und beugte sich zum Spion. Ein schönes Mexicano-Girl hielt ein Tablett in der Hand und wartete ungeduldig. Vielleicht würde sie ein, zwei Stunden für seine Unterhaltung sorgen, wenn er ein entsprechendes Bündel Dollarscheine sehen ließ, überlegte Protaschenko, öffnete die Tür und zeigte sein charmantestes Lächeln.
    Plötzlich gruben sich kräftige Finger in seinen Hals und drückten auf die Luftröhre. Angst durchfuhr ihn, als er den

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