Speechless (German Edition)
Prolog
Welcome to my Heaven
Cassiel is on the wa y ©
Blogeintrag am: 29. Dezember 2010
Manchmal denkt man, man würde Menschen kennen.
Aber wie oft stellt man fest, dass man sie eigentlich gar nicht kennt?
Ich habe so lange geglaubt, dass ich Freunde von mir kannte.
Aber selbst ich musste dieser Wahrheit schmerzlich ins Gesicht blicken.
Es war als ein ganz normaler Abend unter Freunden geplant gewesen.
Film, Chips, lachen.
So sollte es eigentlich aussehen.
Ganz normal.
Aber es war ein Treffen unter Freunden das mein Leben und das meiner Freunde veränderte.
Von Grund auf.
Denn ich bin einem Menschen über den Weg gelaufen, der mir zeigte, was es heißt, zu leben.
Und ich habe jemanden kennen gelernt, der wusste, wie es ist, alles zu verlieren.
Diese beiden Personen waren Brüder, die so unterschiedlich waren und sich doch zu hundert Prozent ergänzten und sie zeigten mir ganz deutlich, was es hieß, zusammen zu halten und einander zu vertrauen.
Ich lernte viel. Auch, dass ich zwei Personen nicht vertrauen konnte.
Mein bester Freund Rascal kehrte mir den Rücken, als er mitbekam, dass ich einen Mann liebte.
Eine gute Freundin, wandte sich aus demselben Grund von mir ab.
Ich dachte, ich würde allein dastehen. Aber es gab eine Person, mit der ich vorher nicht ganz klar kam.
Claire.
Claire war da, stärkte mir den Rücken und unterstützte mich.
Sie war einfach immer da gewesen.
Und dafür bin ich ihr dankbar.
Dennoch hat es mir gezeigt, dass einige Freunde keine Freunde sind, wenn sie deswegen gehen.
Und zudem noch lügen.
Wem soll man heute schon vertrauen?
Was ist schon die Wahrheit in dieser Zeit?
Was heißt vergeben?
Was heißt leben?
Was bedeutet Verlust?
All diese Fragen begann ich mir zu stellen.
Ich lebte auf einmal auf eine andere Weise in den Tag hinein, als ich wusste, dass sich mein Leben in den Grundfesten geändert hatte.
Dabei war es ein ganz einfacher Abend.
Nur ein DVD-Abend, wie viele ihn abhielten.
Ganz simpel und einfach und doch so ausschlaggebend.
Dieser Abend schenkte mir die Bekanntschaft zu zwei Brüdern.
Raven.
Eneas.
Und die Erkenntnis, dass Freundschaft einen Scheiß bedeutet, wenn man denkt die Person zu kennen.
By Cassiel
Kapitel 1
Es war ein beschissener Tag Mitte Juni gewesen.
Es war dunkel, verregnet und gar nicht das, was man sich vielleicht von einem Sommer erwünschen würde.
Denn bitte, wie soll man die Sommertage genießen, wenn das Wetter so derart für’n Arsch war?
Ging nicht. Aber so gar nicht.
Seufzend sah Cassiel aus dem Fenster seines Arbeitszimmers hinaus in die verregnete Welt.
Seine schlanken Finger glitten durch das strohblonde, kurze Haar, ehe seine braunen Augen sich wieder auf dem Laptop vor sich richteten.
Wie er es hasste.
Warum nahm er sich die Arbeit überhaupt immer mit nach Hause?
Es war bei W eitem nicht so, dass er seinen Job als Journalist nicht mochte. Es war eher so, dass er es verdammt noch mal nie lassen konnte, etwas mit nach Hause zu nehmen, damit er es endlich fertig bekam.
Er hatte noch eine ganze Ecke an dem Text umzuschreiben, an dem er schon seit drei Tagen schrieb und alles wieder änderte.
Dabei wollte er eigentlich was anderes machen.
Und nicht diese absolut überflüssigen Hochzeitsberichte. Viel lieber würde er für eine andere Sparte der Zeitung schreiben.
Historisches oder vielleicht etwas Ethisches. Aber nein. Bei der einen Zeitung abgelehnt, musste er sich nun diesen Kulturscheiß geben, weil er sonst ohne Arbeit da stehen würde und das war nun auch nicht sein Ziel gewesen…
Ein Blick auf die Uhr im rechten, unteren Bildschirmrand.
Wieder ein Seufzen.
In weniger als zwanzig Minuten sollte er eigentlich bei einer alten Bekannten sein.
Aber so wie er das sah, wäre er mal wieder der Letzte, der auf die Bildfläche tanzen würde.
Wie immer, dachte er sich, speicherte das Dokument ab, klappte den Laptop zu und erhob sich von seinem Schreibtischstuhl.
Wenn er sich beeilen würde, würde er es eventuell noch rechtzeitig schaffen. Aber nur, wenn er sich nun wirklich beeilen würde.
Der Weg in sein Schlafzimmer war nicht lang. Die Suche nach etwas passenderer Kleidung verlief schnell.
Immerhin konnte er nicht im Jogginganzug dort auftreten.
Was die anderen sagen würden… Ok, das wollte er nicht wissen.
Schnell wurde die Sporthose gegen eine enge Jeans getauscht, die flauschige Trainingsjacke gegen ein violettes Hemd.
Seine Fuße in
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