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Spiel der Angst (German Edition)

Spiel der Angst (German Edition)

Titel: Spiel der Angst (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Veit Etzold
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er, zu zählen.
    »Eins. Zwei. Drei. Vier. Fünf. Sechs. Sieben. Acht. Neun …«
    »Nimm die Hände hoch!«
    Eine Stimme hinter ihr durchschnitt die Abendluft. Sie sah Jonathan zusammenzucken.
    Sie drehte sich um.
    Und sah die zehn schwarz gekleideten Männer, die Waffen auf Jonathan gerichtet hatten.

75
    Der Anführer des Trosses stand hinter dem schwarz gekleideten Spezialkommando. Er trug einen schwarzen Armani-Anzug, ein graues Hemd und eine schwarze Krawatte. Die mit platinblonden Strähnen durchsetzten Haare waren mit Gel glatt zurückgekämmt, und seine wie in Stein gemeißelten Züge machten einen Eindruck, der irgendwo zwischen Entspannung und höchster Aufmerksamkeit lag.
    »Das Spiel ist aus, Harker«, sagte der Mann. »Wir sind Ihnen schon lange auf den Fersen. Oder glaubten Sie etwa, unser Auftraggeber schaut es sich tatenlos an, wie Sie Ms Waters terrorisieren?«
    Die Männer bewegten sich langsam nach vorn, Gewehre im Anschlag, ihre Augen wie Patronen, langsam einen Fuß vor den anderen setzend. Sie waren eher ein Tsunami, der sich langsam und unvermeidlich nach vorn bewegte.
    Emily blickte Jonathan an. Wer waren diese Leute? In Jonathans Augen erkannte sie die gleiche abwartende Unwissenheit. Doch Angst schien er keine zu haben.
    »Und wer ist Ihr Auftraggeber?«, fragte er. »Wenn ich fragen darf?«
    Der Mann zog die Mundwinkel zu einem Grinsen nach oben, so als würde er sich auf diese Antwort ganz besonders freuen.
    »Mr Thomas Waters«, sagte er. Und fügte dann hinzu. »Emilys Vater!«

76
    Jonathan schaute abwartend erst Emily, dann die Marines und dann Ryan an.
    »Das ist aber eine schöne Show, die ihr hier abzieht«, sagte Jonathan, und es wirkte so, als hätte er nicht die mindeste Angst. »Aber ihr müsst euch drei Fragen stellen. Verlängert euer Aufmarsch die Zeit, bis die Bombe explodiert? Nein! Seid ihr also in der Lage, durch euren martialischen Aufmarsch Naturgesetze zu verändern? Nein! Die Zeit ist selbst wie eine Lunte. Sie ist kurz und brennt schnell. Und ihr könnt nichts dagegen tun. Im Gegenteil!« Er hob die Pistole. »Selbst diese Waffe brauche ich dafür nicht!«
    Anstatt zurückzuweichen, ging er einen Schritt auf die Gruppe zu.
    »Noch gut eine Minute«, sagte er und hob den Zünder. »Und wenn ich es will, geht das Ding sofort hoch!«
    »Lassen Sie die Faxen, Harker«, sagte der Anführer, »wenn Sie sich kooperativ zeigen, kommen Sie mit dem Leben davon. Dass ist mehr, als einer wie Sie verdient hätte.«
    Emilys Blick folgte den Augen des Anführers, schoss zurück zu Jonathan, dann zu Ryan, der nichts tun konnte und sich seinem Schicksal fügen musste.
    Die Zeit schien stillzustehen, als wäre die Realität eingefroren worden – als hätte jemand das Getriebe der Wirklichkeit um drei Gänge nach unten geschaltet.
    Emily merkte, dass sie nicht einmal mehr atmete.
    Wenn sie jetzt nachgaben, dann wäre alles zu Ende. Dann wäre von Ryan nur noch eine amorphe, blutige Masse übrig. Oder gar nichts. Das durfte nicht geschehen! Aber was sollte sie tun?
    Sie setze den traurigsten Blick auf, zu dem sie fähig war. Und sie sah, wie Jonathan sie betrachtete, so als wollte er sich an ihrer Angst weiden.
    Aus diesem Grund sah er nicht, wie sich einer der Marines im Halbdunkel langsam von der Seite an ihn heranschlich.

77
    Zwei Sekunden später war der Marine bei Jonathan, stürzte sich auf ihn. Doch offenbar hatte er Jonathans Reflexe unterschätzt.
    »Hier, fang!« Er warf Emily den Zünder zu, auf dem zwei Knöpfe in Grün und Blau leuchteten. »Drück den richtigen, und die Bombe ist entschärft, drück den falschen, und Ryan explodiert sofort.« Er schaute sie an. »Sieg oder Tod, du hast die Wahl!«
    Weiter kam er nicht, den in dem Moment hatte sich der Marine bereits auf Jonathan gestürzt. Jonathan war schnell und wendig, aber gegen den Marine hatte er keine Chance. Seine Waffe fiel zu Boden.
    Emily blickte auf den Zweikampf, auf Ryan und auf den Zünder wie auf ein verfluchtes Artefakt. Ihre Hände zitterten so stark, dass sie wahrscheinlich beide Knöpfe auf einmal drücken würde.
    Dann wurde ihr Blick wieder zu den Kämpfenden geworfen. Sie sah – nein, das konnte nicht sein! – sie sah, wie Jonathan sich allmählich dem Abgrund näherte und den Marine langsam mitzog. Langsam, einen Schritt nach dem anderen.
    »Harker, was soll das?«, schrie der Marine. »Wollen Sie sich umbringen?«
    Sie standen dort.
    Blickten sich Auge in Auge.
    Emily sah die Gesichter der

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