Spiel der Herzen
gerne Hosen«, sagte sie. »Was macht er denn beruflich?«
»Er ist Redakteur.«
Gerti merkte auf. Das interessierte sie wohl.
»Wo?«
»Beim Omega-Verlag.«
»Das ist ein Verlag«, erläuterte Frank, »der Schrifttum für Innenarchitektur herausgibt, darunter auch eine Zeitschrift.«
Gertis Interesse an dieser Sache, auch am Redakteur des Verlages, schien aber rasch wieder zu erlöschen. Sie sagte nichts mehr.
Fast im selben Augenblick kam der Kellner an den Tisch und bat, abkassieren zu dürfen, da er abgelöst werde. Für Frank war das ein Signal. Er seufzte und sagte, daß er beim besten Willen nun nicht mehr länger bleiben könne. Die Pflicht rufe ihn. Den Frauen stellte er anheim, sich von seinem Abgang nicht stören zu lassen und neuen Kaffee zu bestellen.
Doch es wurde ein allgemeiner Aufbruch. Auch die beiden Damen verließen das Café zusammen mit Frank, um noch ein bißchen in der Stadt herumzulaufen. Helga sagte, sie könne Gerti manches Neue zeigen, denn in den vergangenen Jahren sei sogar auch Heidenohl nicht ganz stehengeblieben.
»Und was machen wir abends?« fragte Frank, ehe er sich von den Damen trennte. »Oder haben Sie schon eine Verabredung, Gerti?«
»Nein.«
»Wir essen bei uns«, schlug Helga vor. »Ich werde –«
»Du wirst dich keinesfalls in die Küche stellen«, unterbrach Gerti sie. »Ich schlage vor, ihr kommt zu mir ins Hotel.«
»Aber nur, wenn alles auf meine Rechnung geht«, sagte Frank.
»Das sowieso«, lachte Gerti. »Dachten Sie, wir zwei Hübschen würden Ihnen unsere Gesellschaft umsonst schenken?«
Frank blickte nur Gerti – und nicht auch Helga – an, als er sagte: »Und wenn ich mich finanziell völlig ruinieren müßte, wäre es mir die Sache wert.«
So ganz gefiel das Helga nicht …
Drinnen im Café saßen noch die zwei alten Damen und verarbeiteten die Eindrücke, die sie gesammelt hatten. »Haben Sie die gesehen?« fragte die eine.
»Sicher, das war doch dieser Architekt, der sich ins Warmut-Nest gesetzt hat, mit seiner Frau. Wer die andere war, weiß ich allerdings nicht. Irgendwie habe ich aber das Gefühl, als ob ich die auch schon mal gesehen hätte. Vor Jahren vielleicht.«
»Jedenfalls hat der mit jeder von den beiden etwas, daran zweifle ich keinen Augenblick.«
»Das ist doch heute gang und gäbe.«
»Haben Sie den Ausschnitt von der gesehen?«
»Welche meinen Sie? Seine Frau oder die andere?«
»Die andere.«
»Der von seiner Frau war auch nicht recht viel besser. Schamlos, würde ich sagen.«
»Zeiten sind das!«
Die zwei alten Damen hatten ihren Gesprächsstoff, mit dem sie noch für den ganzen restlichen Nachmittag versehen waren.
Am nächsten Morgen wäre Frank gerne noch länger liegen geblieben, durfte sich das aber nicht erlauben, da sich die Arbeit im Büro häufte. Er und Helga waren sehr spät ins Bett gekommen. Der Abend zuvor im ›Weißen Schimmel‹, zusammen mit Gerti, hatte sich hingezogen. Die allgemeine Lustigkeit hatte hohe Wellen geschlagen, der Alkohol war reichlich geflossen, dazu hatte Frank zwei Schachteln Zigaretten geraucht, und das Resultat von alldem war, daß Franks erste Frage, als ihn der Wecker aus Morpheus' Armen riß, den Spalttabletten galt.
»Wo sind die denn?« wollte er krächzend von Helga wissen.
»Wo sie immer sind«, lautete die nicht übermäßig freundliche Antwort. Helga hatte mit sich selbst zu tun. Der Abend war auch für sie zu lang und zu feucht gewesen. Dazu kam, daß ihre Periode noch einmal ein bißchen eingesetzt hatte, was ihr ebenfalls zu schaffen machte. Zum Glück war sie wenigstens Nichtraucherin und entging dadurch den Spuren des Nikotinmißbrauchs, unter denen Frank zu leiden hatte.
»Reflektierst du auf ein Frühstück?«
Diese Frage Helgas erregte bei Frank, als sie ihn aus dem Bett seiner Gattin heraus erreichte, Abscheu.
»Um Gottes willen, nein?«
»Kommst du zum Mittagessen?«
»Ich glaube nicht.«
»Und zum Abendessen?«
»Frag mich das mal am späteren Nachmittag.«
Frank verschwand hustend im Bad. Als er wieder zum Vorschein kam, schienen seine Gedanken irgendeinen Zusammenhang mit der Alpenflora herzustellen, denn er stieß hervor: »Dieser Scheißenzian!«
Nach einer längeren Pause setzte er hinzu: »Von Knödeln hat sie auch noch geschwärmt.«
»Wer?« fragte Helga.
»Deine Freundin.«
»Davon weiß ich nichts.«
»Das mußt du doch auch mitbekommen haben?«
»Nein.«
»Aber du erinnerst dich doch an diesen Honigaufkäufer aus
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