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Spiel mit dem Feuer

Spiel mit dem Feuer

Titel: Spiel mit dem Feuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcia Muller
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die
Menschen oft göttliche Eigenschaften verkörperten. Wenn man in einer
mondsilbernen Nacht am Meer steht, fällt es leicht, diesen Glauben zu teilen.
Man hat ständig das Gefühl, als ob da etwas ist, was einen beobachtet. Etwas,
was nicht ganz von dieser Welt ist. Dort, unter den schwankenden Ästen des
Eisenbaums. Oder dort, hinter der nächsten Reihe wogenden Zuckerrohrs. Oder
dort, auf dem schmalen Felssims des mächtigen Pali — eines jener Berge, die das
Feuer aus dem Erdinneren geformt hat.
    Die Alten hatten die Redensart »Ahi wela maka’ u«, das heißt »irgendwo zwischen der Liebe
zum Feuer und der Angst vor dem Feuer«, und sie meinten damit jenen
zwiespältigen Gefühlsbereich, in dem man zwischen beiden Extremen hin und her
gerissen ist. Ich verstehe diese Redensart nur zu gut, denn mir ist dieser
Gefühlsbereich immer schon vertraut. Seit meinem letzten Hawaii-Aufenthalt hat
er sich allenfalls noch vergrößert.
    Dort bin ich durch sämtliche
Erscheinungsformen dieses Feuers gegangen.

1. APRIL
     
     

San Francisco
11 Uhr 50
    »Ich bin ein verdammter Trottel.«
    »Was?« Ich hatte nicht richtig
zugehört, was Hy am Telefon sagte, weil ich gleichzeitig zu entziffern suchte,
was mir mein Neffe und Computerexperte Mick Sa vage von der Bürotür aus per
Handzeichen signalisierte. Ich wedelte mit der Hand, um Mick zu verscheuchen.
    »Ein gottverdammter Trottel.« Hy
Ripinsky klang gekränkt; mein Lover und bester Freund kannte mich besser als
jeder andere und hatte ein Radar für die seltenen Situationen, in denen ich ihm
nicht zuhörte.
    »Warum?«
    »Weil ich so blöd war, Virgil zu
trauen. Überhaupt — was für ein Name für einen Bauunternehmer — Virgil? Der
Idiot hat mich auf der Ranch angerufen und verlangt, dass ich hierher an die
Küste komme, nur damit er ein Loch buddeln kann.«
    »Ein Loch.«
    »Ja, bei den Fundamenten des alten
Hauses.« Hy war gerade in dem Häuschen auf unserem gemeinsamen Stück Land in
Mendocino County, wo wir den Bau eines neuen Hauses anzukurbeln versuchten, was
das Wetter, das für die Jahreszeit untypisch schlecht war, jedoch nach Kräften
hintertrieb.
    »Und?«
    Mick erschien wieder in der Tür, mit
leicht verstörtem Blick und steifen blonden Haarstacheln, die der Schwerkraft
trotzten. Wieder wedelte ich ihn weg.
    Hy sagte: »Was wohl? Virgil ist
überhaupt nicht aufgetaucht. Und außerdem stürmt es seit einer Viertelstunde
wie wahnsinnig, so dass ich hier festgenagelt bin, und ich finde einfach keine
Streichhölzer, um Feuer zu machen.«
    »Festgenagelt? Sag nicht, du bist
geflogen.«
    »Hab mir die Cessna ausgeliehen, die
wir vielleicht kaufen wollen.«
    »Die du vielleicht kaufen willst.« In
meinen Augen war die Cessna eine Schrottkiste.
    Er überhörte meine Bemerkung. »Also
sitze ich jetzt hier fest. Bei dem Sturm kann ich unmöglich fliegen und — wo
zum Teufel hast du die Streichhölzer gelassen?«
    »Wo ich sie gelassen habe?« Ich merkte,
dass mein Ton ziemlich scharf war, aber ich hatte auch einen grässlichen
Vormittag hinter mir.
    »McCone, du hast doch Feuer gemacht,
als wir das letzte Mal hier waren. Denk nach.«
    Das stimmte, und ich konnte ihm seine
Gereiztheit nicht verübeln. Das Steinhäuschen am Klippenrand über Bootleggers
Cove mußte feuchtkalt und deprimierend sein.
    »Hast du im Spänekorb nachgeguckt?«
    »Zu allererst.«
    Mick erschien wieder und verdrehte
ungeduldig die Augen.
    »In der blauen Schale auf der
Küchentheke?«
    »Nichts.«
    »Tja...« Mein Neffe hüpfte jetzt herum,
als müßte er dringend pinkeln. »Guck mal in den Wäschepuff.«
    »Warum zum Teufel —«
    »Weil da die Jeans drin sind, die ich
letztes Mal anhatte. Die Streichhölzer stecken vermutlich in der Tasche.«
    »Und da sagen Frauen, Männer seien
merkwürdige Wesen.«
    »Schau einfach mal nach. Ich muß jetzt
Schluss machen.« Ich legte auf und sagte zu Mick: »Was, Herrgott noch mal?«
    »Komm. Schnell!« Er machte kehrt und
stürzte davon. Ich seufzte, stand auf und folgte ihm über den Eisensteg vor den
Büroräumen des Ermittlungsbüros McCone, hoch über dem betonierten Innenhof von
Pier 24 1/2.
     
    Drei meiner fünf Mitarbeiter standen in
Micks Büro um den Schreibtisch herum und starrten auf den funkelnagelneuen
Computer, ein Ding namens Wintel, für das ich, auf Zureden meines Neffen, ein
kleines Vermögen ausgegeben hatte. Ted, mein schlanker, bebrillter Büroleiter,
wahrte Abstand und strich sich nervös das Bärtchen. Craig Morland, der

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