Spiel mit dem Mörder
Ihnen also einen Deal anbieten. Womöglich müssen Sie eine Zeit lang ins Gefängnis, aber mit ein bisschen Glück bleibt es vielleicht bei Hausarrest, und Sie kriegen für den Rest eine saftige Bewährungsstrafe aufgebrummt.«
»Warum tun Sie das für mich?«
»Gibt es nicht ein Sprichwort, demzufolge man einem geschenkten Gaul nicht ins Maul gucken soll?«
»Ja. Das kenne ich.« Jetzt stand Areena auf. »Ich wünschte von ganzem Herzen, wir hätten uns unter anderen Umständen kennen gelernt. Auf Wiedersehen, Lieutenant.«
Wortlos ergriff Eve die ihr gereichte Hand und hielt sie einen Moment lang fest.
Als sie zurück in ihr Büro kam, saß Roarke nach wie vor dort. Sie griff nach ihrer Jacke und ihrer Tasche und fragte: »Wie sieht's aus? Hauen wir ab?«
»Gute Idee.« Statt jedoch zu gehen, nahm er ihre Hand, sah ihr prüfend ins Gesicht und meinte: »Du siehst irgendwie erleichtert aus.«
»Das bin ich auch. Und zwar unheimlich.«
»Und Areena?«
»Eine wirklich erstaunliche Person. Seltsam.« Nachdenklich nahm sie auf der Kante ihres Schreibtischs Platz. »In den elf Jahren, in denen ich jetzt meine Arbeit mache, ist dies das erste Mal, dass ich einer Mörderin begegne, für die ich ehrliche Bewunderung empfinde, und einem Opfer, das mir …«
»… unendlich zuwider war«, beendete Roarke für sie den Satz.
»Ich sollte weder das eine noch das andere empfinden, sondern stoisch meine Arbeit tun.«
»Aber du hast nun mal Gefühle, Lieutenant. Auch wenn dir das die Arbeit nicht immer leicht macht. Und dieses Mal bist du in dem Opfer auf jemanden gestoßen, der einfach verdient hatte, was ihm widerfahren ist.«
»Es ist nie verdient, wenn ein Mensch ermordet wird«, antwortete sie und schnalzte ungeduldig mit der Zunge. »Ach, was soll's. Auch wenn das Urteil auf einer Bühne vollzogen wurde, war es tatsächlich echt. Es war nicht gespielt, als Areena Mansfield Richard Draco das Messer in das Herz gerammt hat, das er gar nicht hatte. Und als sie diesen Schritt tat, hat sie damit der Gerechtigkeit gedient.«
»Die Geschworenen werden ihr aus der Hand fressen, und bevor die Sache abgeschlossen ist, wird sie von ihnen wahrscheinlich als Heilige verehrt.«
»Ja. Verdammt, ich verlasse mich darauf. Weißt du, was mir für ein Gedanke gekommen ist?«
»Erzähl's mir.«
»Man kann nicht in die Vergangenheit zurück, um dort zu reparieren, was falsch gelaufen ist. Aber man kann stetig weiter vorwärts gehen. Und jeder Schritt ist wichtig. Jeder Schritt macht einen Unterschied.« Sie stand auf und rahmte sein Gesicht mit ihren Händen. »Und der beste Schritt in meinem ganzen bisherigen Leben war eindeutig der zu dir.«
»Dann machen wir doch jetzt mal den nächsten Schritt und fahren endlich heim.«
Lächelnd trat sie mit Roarke zusammen in den Korridor hinaus.
Heute Nacht würde sie schlafen. Ruhig und friedlich schlafen. Das wusste sie genau und nahm, da das zu ihrer Stimmung passte, im Gehen fest seine Hand.
Buch
D ie Premiere der neuen Aufführung am New Yorker Globe-Theater findet ein unerwartetes Ende: Auf offener Bühne wird der berühmte Hauptdarsteller erstochen. Jetzt ist Eve Dallas in einer neuen Rolle: Sie ist Augenzeugin und ermittelnde Polizeibeamtin zugleich. Und außerdem hat Eve Dallas einen Fall in der Hand, bei dem die Öffentlichkeit jeden ihrer Schritte beobachten wird. Als dann noch bekannt wird, dass ausgerechnet ihrem Mann Roarke das Theater gehört, steht Eve mehr im Zentrum des Medieninteresses, als ihr lieb ist. Und es gibt nur einen Ausweg, der unerwünschten Aufmerksamkeit zu entfliehen: Sie muss den Täter verhaften. Doch es gibt viel zu viel Verdächtige, denn der berühmte Star hat mehr Feinde als Freunde. Und Eve stellt sich bei ihren Befragungen plötzlich ein völlig unbekanntes Problem: Ihre Verdächtigen sind alle Schauspieler auf der Suche nach Ruhm und Medienaufmerksamkeit. Eve muss sich bald bei jedem sensationellen Geständnis fragen: Spricht er die Wahrheit – oder ist es richtig gute – und verlogene – Schauspielkunst …
Autor
J . D. Robb ist das Pseudonym der internationalen Bestsellerautorin Nora Roberts. Ihre überaus spannenden Kriminalromane mit der Heldin Eve Dallas wurden von den amerikanischen Lesern bereits mit größter Begeisterung aufgenommen und haben seit der Veröffentlichung von »Rendezvous mit einem Mörder« auch in Deutschland immer mehr Fans gewonnen. Vor rund 20 Jahren begann Nora Roberts zu schreiben und hoffte inständig,
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