Spiel mit dem Mörder
Theater besser funktioniert.«
»Nein, das haben Sie nicht. Das wissen wir beide sehr genau. Gegen Sie hätte ich mich nicht behaupten können. Sie haben dieses ganze Theater aus einem bestimmten Grund speziell für Carly inszeniert.«
»Ich weiß nicht, wovon Sie reden. Und vor allem ist inzwischen meine Schicht vorbei.«
Bevor sich Eve jedoch erheben konnte, packte Areena ihre Hand. »Sie haben es für sie getan. Sie muss damit leben zu wissen, wozu ihr eigener Vater in der Lage war. Zu wissen, was er ihr angetan hat. Zu wissen, dass sie einen Teil seiner Gene hat. Das hätte sie vielleicht zerstört.«
»Trotzdem wird sie damit leben müssen.« Jeden Tag, ging es Eve durch den Kopf. Und vor allem jede Nacht.
»Ja, das wird sie. Aber Sie haben dafür gesorgt, dass sie zusätzlich etwas anderes gesehen hat. Sie haben ihr gezeigt, dass der andere Mensch, der sie gezeugt hat, sie um jeden Preis beschützen und seine eigene Freiheit opfern würde, um ihr ihre Freiheit zu erhalten. Dass dieser andere Mensch sie derart geliebt hat. Dass auch Dinge wie Anstand, Loyalität und Willensstärke ein Teil ihres Erbes sind. Eines Tages, wenn sie sich etwas beruhigt hat, wenn die Wunde ein wenig verheilt ist, wird sie das erkennen. Vielleicht wird sie mir dann verzeihen. Wenn ihr das bewusst wird, Lieutenant Dallas, hoffe ich, hat sie den Mut, Ihnen dafür ebenso zu danken, wie ich Ihnen heute bereits danke.«
Sie schloss die Augen und atmete tief durch. »Könnte ich wohl bitte einen Schluck Wasser haben?«
Eve trat vor den Wasserspender, füllte einen Becher und stellte ihn vor Areena auf den Tisch. »Sie werden beide für das zahlen, was er verbrochen hat. Daran führt kein Weg vorbei.«
»Ich weiß.« Areena nippte vorsichtig an ihrem Becher und kühlte dadurch ihren wunden Hals. »Aber sie ist jung und stark. Sie wird eine Möglichkeit finden, damit fertig zu werden.«
»Sie wird Hilfe bekommen. Dr. Mira wird Gespräche mit ihr führen. Sie ist die Beste auf diesem Gebiet.«
»Das ist gut zu wissen. Ich war so stolz darauf, wie sie sich heute gegen Sie behauptet hat. Sie ist zäh. Und sie ist einfach wunderbar, finden Sie nicht auch?«
»Ja, sehr.«
»Ich habe nicht ertragen, was er ihr antat. Habe den Gedanken nicht ertragen, dass er es womöglich wieder tut.« Tränen stiegen hinter ihren Augen auf, doch sie drängte sie zurück.
Zerbrechlich? Nie und nimmer, dachte Eve.
»Das mit Quim«, fuhr Areena schließlich fort, »war für mich viel schwerer. Ich hatte Angst. Aber er war ein widerlicher kleiner Mann, und ich hatte von widerlichen kleinen Männern einfach die Nase voll. Lieutenant?«
»Ja?«
»Werden Sie mir, wenn ich im Gefängnis bin, Auskunft über Carlys Zustand geben können? Ich möchte nicht aufdringlich sein. Ich würde nur gern wissen, ob die Möglichkeit besteht, mir zu sagen, wie es ihr geht.«
»Ich werde sehen, was ich tun kann.« Eve zögerte und fluchte leise. »Rekorder aus«, befahl sie und schaltete auch die externe Überwachung des Gesprächsraums aus. »Besorgen Sie sich einen Anwalt, der weiß, wie man mit den Medien umgeht, und nicht nur einen, der ein guter Strafverteidiger ist. Am besten nehmen Sie gleich zwei, einen Spezialisten für jedes dieser beiden Gebiete. Sie sollten die Öffentlichkeit auf Ihre Seite ziehen. Sie sollten dafür sorgen, dass die Leute die ganze Geschichte erfahren, dass sie Mitgefühl mit Ihnen bekommen und Draco verabscheuen für das, was er gewesen ist. Machen Sie endlich Gebrauch von Ihren verdammten Rechten und sprechen Sie nicht noch mal mit mir oder irgendeinem anderen Polizisten, ohne dass Ihr Anwalt bei dem Gespräch zugegen ist.«
Areena bedachte sie nun mit einem amüsierten Blick. »Retten Sie eigentlich alle Menschen, Lieutenant?«
»Halten Sie den Mund und hören Sie mir zu. Plädieren Sie auf verminderte Zurechnungsfähigkeit, bedingt durch extremen emotionalen Stress. Selbst wenn die Tat langfristig geplant war, kommen Sie damit vielleicht durch. Sie haben den Mann, der Ihre Tochter missbraucht hat, und einen Erpresser umgebracht. Wenn Sie die Sache richtig angehen, setzen sich wahrscheinlich auch die Medien für Sie ein.« Mit Hilfe von Nadine könnte sie selbst eventuell bereits bewirken, dass die Berichterstattung gleich von Anfang an die von ihr gewünschte Richtung nahm. »Der Staatsanwalt wird keine lange öffentliche Verhandlung wollen, bei der Mütter mit Plakaten vor Gericht und Rathaus stehen. Und das werden sie tun. Er wird
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