Spielregeln für Gewinner
an und teilte ihm mit: »Hallo, Schatz. Die Bedenkzeit, um die ich dich gebeten hatte, ist vorbei. Ich werde dich weder heiraten noch sonst irgendwas in dieser Richtung tun. Und übrigens, nur für den Fall, dass du nochmal zu mir kommen willst, um mich herumzukommandieren: Deine Koffer stehen gepackt neben der Garage. Tschüss!«
Was diese Frau auszeichnete, war die Konsequenz, mit der sie ihr Leben sofort entscheidend veränderte. Sie erkannte das Zauberwort, um das es bei dieser Thematik geht,
und das eine Eigenschaft bezeichnet, die allen Gewinnern dieser Welt eigen ist. Es geht um Selbstverantwortung !
Schieben Sie es nicht auf die anderen!
Machen Sie sich Folgendes bewusst: Sie sind die lebende Ursache für alle Umstände und Wirkungen, die Sie tagtäglich erfahren. Es ist nicht Ihr »unfairer« Chef, nicht Ihr »nerviger« Ehepartner, und es sind auch nicht die »fordernden« Kinder oder Eltern. Nur Sie selbst! Sie sind selbst verantwortlich für Ihr Leben und für die Art und Weise, wie es bisher verlaufen ist. Sie sind ebenso zu 100 Prozent selbst dafür verantwortlich, wie Ihr Leben in Zukunft verläuft und was Sie aus der jetzigen Situation machen. Bemitleiden Sie sich nicht selbst und geben Sie nicht anderen die Schuld an Ihrer derzeit misslichen Lage. Seien Sie ehrlich zu sich! Das Ganze haben Sie sich selbst eingebrockt, und Sie müssen auch von selbst wieder rauskommen.
Vielleicht verfluchen Sie mich jetzt für diese Ausführungen. Jetzt wütend zu werden und Ihre Emotionen durch derartige Ausbrüche zu kanalisieren, ist durchaus eine Möglichkeit - allerdings eine schlechte. Besser wird es dadurch nämlich nicht.
Ich kann solche Gefühle aber nachempfinden, da ich mich selbst damals in der gleichen Situation befand. Ein Mensch, der erkennt, dass er nichts und niemand anderem die Schuld für seine Probleme geben kann als sich selbst, reagiert zunächst oft frustriert. Ich habe vor einigen Jahren innerlich getobt, nachdem ich diese Gesetzmäßigkeit
verstanden hatte. Das Muster, andere Menschen oder Umstände für meine Probleme verantwortlich zu machen, war bis dahin so einfach gewesen. Jetzt war diese Seifenblase des Selbstbetrugs zerplatzt, und ich erkannte, dass nicht um mich herum das Problem lag, sondern in mir selbst. Eine verheerende Erkenntnis für jemanden, der sich nur zu gerne auf die Unfähigkeit anderer herausredete, um die eigene Inkompetenz in Sachen Selbstverantwortung zu verdrängen.
Als Tennisspieler bestreite ich bis zum heutigen Tag Turniere. Ich weiß nicht, wie viele Matches ich früher dadurch verloren habe, dass ich irgendeinem unglücklichen Umstand die Schuld an dem wenig vielversprechenden Spielverlauf gab. Wenn es heiß und sonnig war, jammerte ich über die Hitze. Wenn es kühl war, hatte ich aufgrund meiner kalten Hände kein Gefühl beim Schlag. Wenn Wind wehte, fehlte mir aufgrund der Böen die Präzision beim Schlag. Ich fand immer einen Grund, warum irgendetwas mein Spiel behinderte - mit Ausnahme meiner eigenen Unfähigkeit, mit diesen Situationen umzugehen. Die Tatsache, dass der Gegner auf der anderen Seite ebenso mit Wind oder Hitze fertigzuwerden hatte, verdrängte ich. Tennis ist zwar nur ein Spiel, doch die Angewohnheit, die Selbstverantwortung an irgendwelche Umstände abzugeben, hat ein Mensch immer oder gar nicht. So zog sich diese Denkweise bei mir auch durch andere Lebensbereiche - mit entsprechendem Ergebnis.
Das ging bei mir bis zu dem Tag, als ich bei einem Tennisturnier auf der Anlage von Trainerlegende Niki Pilic antrat und dort eine besondere Erfahrung machte. Pilic war
und ist bis heute eine Ikone des Tennissports, die ich bis zum damaligen Tag nur aus dem Fernsehen kannte.
Mein Gegner in der ersten Runde war ein junger, spielstarker und extrem motivierter Bursche, der sich bei jedem gewonnenen Punkt lautstark selbst anfeuerte. Die Sonne brannte gnadenlos auf den Platz, und die hohen Temperaturen sowie die sehr extrovertierte Art meines Gegenübers ließen meinen Geduldsfaden schnell dünner werden. Ich verlor den ersten Satz klar mit 2:6. Die einzige Möglichkeit, gegen den jungen Hitzkopf auf der anderen Seite Punkte zu gewinnen, war, ihn in lange Ballwechsel zu verwickeln, damit seine Kondition, seine Beinarbeit und somit sein offensives Spiel schwächer wurden. Lange Ballwechsel hätten für mich allerdings auch bedeutet, bei dieser Gluthitze selbst einen konditionellen Kraftakt zu vollbringen. Genau das Gegenteil von dem, was ich wollte
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