Spione auf Burg Schreckenstein
Mücke Geräuschkulisse spielten. Sehr laut und albern.
Hans-Jürgen zeichnete ein großes Fragezeichen in die Luft. Ottokar deutete zum Kamin, unter dessen Sims, in der Verzierung kaum zu sehen, eine Wanze klebte. Dann setzte er sich an den Tisch.
„Soso... ks...“ Mauersäge hatte endlich verstanden und nickte heftig. ,Ja, auf Burg Schreckenstein ist... ks... immer was los.“
Ottokar schrieb schon wieder. Diesmal länger. Die Ritter redeten weiter und das möglichst durcheinander, damit die Lauscher nicht wussten, woran sie waren.
Mit dem beschriebenen Blatt und einer Leselupe, die er auf dem Tisch gefunden hatte, kam Ottokar zu Mauersäge und reichte ihm beides.
Während der Burgherr mit der Lupe entzifferte, traten die Ritter hinter seinen Sessel, um den Text mitzulesen.
Vom Lesen abgelenkt, vergaß mancher weiterzureden. Einen Text aufzunehmen und gleichzeitig einen anderen zu sprechen — das will gelernt sein — , wie beim Klavierspielen, wo beide Hände Verschiedenes tun.
Damit kein Loch entstehe und mit Bezug auf Ottokars Zettel sagte Stephan laut. „Es ist auch ohne Kartoffelsalat schön mit dem Kaminfeuer. Finden Sie nicht, Graf Schreckenstein?“
Mauersäge hatte mit der Lupe gerade zu Ende gelesen und schaltete mit Kopf und Nase hervorragend: „Das... ks... das finde ich auch. Doch es ist schon spät. Ich werde mich jetzt... ks... zurückziehen.“
„Oooooh!“ machten Klaus und Andi im Ton tiefsten Bedauerns.
„Ja“, fuhr Mauersäge fort.
Dieter tat so, als helfe er ihm aus dem Sessel.
Mauersäge machte den Spaß mit. Er atmete schwer. „Oh, danke... danke. Es geht schon. Man ist halt... ks... nicht mehr der Jüngste“, und er klapperte mit seinen Ledersohlen auf dem Parkett.
Hörbar öffnete Dampfwalze die Tür.
„Danke, danke!“ rief Mauersäge. „Kommt bald mal wieder. Und... ks... gute Nacht!“
„Gute Nacht, Graf Schreckenstein!“ antworteten die Ritter im Chor. Dampfwalze warf die Tür ins Schloss.
„Weg ist er!“ sagte Klaus für die Lauscher.
„Jetzt können wir... ks... reden!“ näselte Dieter, dass sich Mauersäge, der wieder Platz genommen hatte, vergnügt die Hände rieb.
„Also, was machen wir?“ fragte Mücke und rief mit dem Ausdruck der Empörung: „Das können wir doch nicht auf uns sitzen lassen!“
Beifälliges Gemurmel kam auf. Ottokar gab pantomimisch zu verstehen, dass er einen Einfall habe. Etwas, das die Lauscher unbedingt erfahren sollten.
„Passt auf!“ sagte er geheimnisvoll in Richtung Wanze. „Wir haben keine Ahnung wer dahintersteckt. Das ist dumm. Weil wir den Kartoffelsalat aber gern selber gegessen hätten, mache ich den Vorschlag, wir lassen noch mal einen kommen!“
„Das ist es!“ rief Hans-Jürgen.
„Entgehen lassen wir uns nichts!“ grollte Dampfwalze.
„Genau“, pflichtete ihm Andi bei. „Rufen wir drüben an.“
„Und jetzt gehen wir ins Bett“, sagte Stephan. „Ich schaffe sonst morgen die Mathe nicht.“
Alle murmelten beifällig und redeten wieder durcheinander. Mauersäge grinste. Er hielt sich den Zeigefinger vor die Lippen und blieb mucksmäuschenstill. Unverständlich murmelnd verließen alle die Bibliothek.
Neue Taktik
Die leere Schüssel stand in Ottokars Schrank, auf dem Korridor des Südflügels. Am Nachmittag würde sie einer von ihnen nach Rosenfels zurückbringen müssen. Möglichst unbemerkt, versteht sich. „Der Größe nach gehen da mindestens dreißig Portionen rein!“ hatte Mücke noch in der Nacht geschätzt, und Andi hatte kombiniert: „Dann brauchen wir beim Dauerlauf nur zu schauen, wer einen Kugelbauch vor sich herschiebt.“
„Kommt drauf an, wie viele es waren“, hatte Dieter zu bedenken gegeben.
Da jedoch der gesamte Ritterrat davon überzeugt war, dass es sich bei den Kartoffelsalatdieben um eine Gruppe von höchstens drei bis vier Rittern handeln könnte, gab es beim Dauerlauf eine unauffällige, aber genaue, Bauchkontrolle.
Als sie ohne Erfolg blieb, raunte Hans-Jürgen noch vor dem Frühstück seinen Freunden zu: „Schaut, wer wenig Pams isst!“
Pams — so hieß der Haferflockenbrei, der, mit Milch und viel Zucker, bei den Rittern als Grundlage sehr beliebt war. Die geltende Tischordnung erwies sich als günstig. Ohne aufzufallen konnten die acht bequem sämtliche Tische überschauen. Beobachtet, wie sie sich fühlten — zumindest von den Kartoffelsalatdieben — , tauschten sie ihre Eindrücke erst in den Pausen zwischen den
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