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Spione kuesst man nicht

Spione kuesst man nicht

Titel: Spione kuesst man nicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ally Carter
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Evapopapier. Sie schrie: »Wir kriegen Geheimoperationen!« Sie klang völlig verängstigt, und mir kam der Gedanke, dass sie bestimmt das einzige Gallagher Girl war, das Liz im Faustkampf besiegen könnte. Ich sah Liz an, und selbst sie verdrehte die Augen bei Annas hysterischem Anfall. Schließlich weiß jeder, dass wir im zweiten Highschooljahr Aufgaben bekommen, die echten Einsätzen gleichen. Wir haben dann zum ersten Mal mit richtiger Spionage zu tun, aber Anna schien zu vergessen, dass der Unterricht leider nur ein Kinderspiel war.
    »Ich bin ziemlich sicher, dass wir das schaffen werden«, tröstete Liz und rupfte das Papier aus Annas zarten Händen. »Mrs Buckingham erzählt uns höchstens Horrorgeschichten über Dinge, die sie im Zweiten Weltkrieg gesehen hat, und zeigt uns Dias, das weißt du doch. Seit sie sich die Hüfte gebrochen hat, ist sie –«
    »Aber Mrs Buckingham ist weg!«, schrie Anna, was mich echt aufhören ließ.
    Ich starrte sie ein oder zwei Sekunden lang an, bevor ichsagte: »Professor Buckingham ist da, Anna.« Wobei ich nicht erwähnte, dass ich den halben Vormittag damit verbracht hatte, Onyx, ihre Katze, vom obersten Bücherbrett in der Bibliothek der Lehrer zu locken. »Das ist bestimmt nur wieder so ein Gerücht, das am Schulanfang kursiert.« Davon gab es immer viele – irgendein Mädchen sei von Terroristen entführt worden oder ein Lehrer habe beim Glücksrad hunderttausend Dollar gewonnen. (Letzteres stimmte sogar.)
    »Nein«, sagte Anna, »du verstehst nicht. Mrs Buckingham ist in einer Art Halbruhestand. Sie hilft den Neuen bei der Orientierung und Akklimatisierung, aber sonst macht sie nichts. Sie unterrichtet gar nicht mehr.«
    Wortlos wandten wir unsere Köpfe um, und wir zählten die Plätze am Lehrertisch. Es gab einen zusätzlichen Stuhl.
    »Und wer bringt uns dann GehOp bei?«, fragte ich.
    Im selben Augenblick verbreitete sich lautes Gemurmel, als meine Mutter durch die Tür in den riesigen Saal schlenderte, gefolgt von den üblichen Verdächtigen, den zwanzig Lehrerinnen und Lehrern, vor denen ich in den vergangenen drei Jahren gesessen und etwas gelernt hatte. Zwanzig Lehrerinnen und Lehrer. Einundzwanzig Stühle. Ich weiß, ich bin das Genie, aber rechnet ihr das mal aus!
    Liz, Anna und ich schauten uns an und dann wieder zum Tisch der Lehrer, wo wir prüfend in die einzelnen Gesichter blickten und zu begreifen versuchten, was es mit diesem Extrastuhl auf sich hatte.
    Ein Gesicht war tatsächlich neu, aber darauf waren wir gefasst, weil Professor Smith immer mit einem neuen Look aus den Sommerferien zurückkommt, und zwar im wahrsten Sinne des Wortes. Seine Nase war größer, seine Ohrenabstehender, und seine linke Schläfe hatte jetzt einen kleinen Leberfleck, um das auf drei Kontinenten meistgesuchte Gesicht – wie er behauptete – unkenntlich zu machen. Gerüchten zufolge wurde er von Waffenschmugglern im Nahen Osten, ehemaligen Auftragskillern des KGB in Osteuropa und einer sehr aufgeregten Ex-Ehefrau irgendwo in Brasilien gesucht. All diese Erfahrungen machen ihn natürlich zu einem hervorragenden Professor für Länder der Welt (LdW), aber das Beste, womit Professor Smith die Gallagher Akademie beschenkt, ist die jährliche Vorfreude auf das Raten, welches Gesicht er wohl angenommen hat, um seine Sommerferien genießen zu können. Bisher ist er noch nicht als Frau zurückgekehrt, doch das ist wohl nur eine Frage der Zeit.
    Die Lehrer setzten sich, aber der eine Stuhl blieb leer, als meine Mutter ihren Platz in der Mitte des langen Tisches einnahm.
    »Frauen der Gallagher Akademie, wer kommt hierher?«, fragte sie.
    Alle Mädchen (selbst die Neuen) standen auf und erklärten einstimmig: »Wir sind die Schwestern von Gillian.«
    »Warum kommt ihr hierher?«, fragte meine Mutter.
    »Um ihre Fähigkeiten zu erlernen. Ihr Schwert zu ehren. Und ihre Geheimnisse zu wahren.«
    »Wofür lernt ihr?«
    »Für die Gerechtigkeit und Erleuchtung.«
    »Wie lange werdet ihr danach streben?«
    »Solange wir leben.« Wir waren fertig und ich kam mir vor, als ob ich in einer der Seifenopern mitspielte, die meine Großmutter sich so gerne anschaut.
    Wir setzten uns, aber Mom blieb stehen. »Willkommenzurück, liebe Schülerinnen«, sagte sie und strahlte. »Es wird ein wundervolles Jahr hier an der Gallagher Akademie werden. Unseren neuesten Mitgliedern« – sie wandte sich dem Tisch mit den Siebtklässlern zu, die unter ihrem eindringlichen Blick zu zittern

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