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Spionin in eignener Sache

Spionin in eignener Sache

Titel: Spionin in eignener Sache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amanda Cross
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wäre ich nie auf unsere Ehe zu sprechen gekommen. Schließlich sind wir verheiratet, und du hast davon angefangen.«
    »Ich entschuldige mich. Kleinmütigst. Ich hatte nur das Gefühl, du würdest dich auf deine übliche hintergründige Art auf ein einzelnes, kleines Problem kaprizieren, das in Wahrheit Teil eines viel größeren ist. Ich meine, können wir nicht darüber sprechen, was dich wirklich bewegt?«
    »Wenn ich es wüßte, würde ich es dir sagen, ehrlich. Kannst du mir nicht auf die Sprünge helfen?«
    »Wenn du es genau wissen willst, du benimmst dich wie eine Frau, die eine Affäre hat.«
    Kate starrte ihn an. »Du meinst wohl eher, daß ich mich wie jemand verhalte, der sich nicht mehr ganz so glücklich – nein, sagen wir lieber, nicht mehr ganz so selbstverständlich – verheiratet fühlt.
    Aber das Ganze«, fügte sie hinzu, ehe er etwas einwenden konnte,
    »ist wahrscheinlich allein mein Problem. Ich bin ruhelos, fühle, daß etwas zu Ende geht, aber einen Neuanfang sehe ich nicht. Im Grunde hat es gar nichts mit uns beiden zu tun.«
    Welch kühne Worte, dachte Kate. In Wahrheit war sie viel näher dran, eine Affäre zu haben, als sie sich, oder gar Reed, eingestehen wollte. Seit einiger Zeit hatte sie einen angenehmen und irgendwie 23

    beruhigenden Flirt mit einem jüngeren Kollegen; angefangen hatte es mit gemeinsamen Mittagessen, dann Nachmittagsdrinks, und schließlich waren sie – seine Frau war gerade verreist – in seinem Apartment gelandet, wo es zu einem leidenschaftlichen, wenn auch
    »nicht vollzogenen« Zwischenspiel kam. Kate, die seine Frau kannte, kam sich schrecklich dabei vor und ging nie wieder in seine Wohnung; sie hatten von einem Hotel gesprochen. Kein Zweifel, so konnte es endlos weitergehen. Es hatte andere Gelegenheiten gegeben, bei denen Kate »gestreunt« war, doch sie maß dem wenig Bedeutung bei. Sie hatte nie mit Reed darüber gesprochen und hatte es auch jetzt nicht vor. Wie eine Figur aus einer Geschichte von Sylvia Townsend Warner hielt Kate Beständigkeit für das Wichtigste in einer Beziehung, Treue weniger. Es hatte viele Männer gegeben, denen Kate zugetan war, und gelegentlich hatten diese Freundschaf-ten zu einer »Affäre« geführt. Und immer war der Sex die Würze, aber nicht die Basis der Freundschaft gewesen, die meistens fortdau-erte, wenn die Leidenschaft erloschen war. So war Kate, so sah sie sich, und wie sie fürchtete, sah auch Reed sie so.
    Was ihr im Augenblick zu schaffen machte, war nicht die Möglichkeit einer Affäre, auch nicht Reeds Anspielung darauf. Seine Bemerkung war zwar höchst untypisch für ihre Beziehung und ver-hieß nichts Gutes, aber das war auch nicht das Problem. Das Problem war, daß irgend etwas eigenartig schief lief in ihrer Ehe, und die Möglichkeit einer Affäre, vollzogen oder nicht, bekam ein übergro-
    ßes Gewicht, weil es um Ernsteres ging als Ruhelosigkeit, günstige Gelegenheiten und wechselseitige Faszination.
    »Dann laß es mich eine Dürreperiode nennen«, schlug Kate vor, nur um irgend etwas zu sagen. »So was fällt mich offenbar an wie andere Leute der Heuschnupfen.«
    »Und auf welche Weise hat diese Dürre mit uns zu tun? Mit mir?« fragte Reed. Plötzlich fühlte Kate, wie sie vor Liebe zu ihm überströmte, zu seiner Ehrlichkeit, seiner Ernsthaftigkeit, der Tatsache, daß seine Zuneigung größer war als sein Wunsch, darüber zu argumentieren.
    Sonderbar – nun, so sonderbar auch wieder nicht in einer im Grunde gefestigten Ehe – erkannte sie plötzlich einen Teil des Problems und konnte es benennen.
    »Als ich dich kennen und lieben lernte, warst du Bezirksstaatsanwalt. Natürlich hast du dich dauernd über deinen Job beschwert, die knappen Geldmittel, die inkompetenten, jungen Anwälte und die 24

    Polizei mit ihren eingeschränkten Handlungsbefugnissen, alles. Aber du hast dich engagiert, und manche Fälle gingen dir wirklich nahe.«
    »Und jetzt bin ich bloß noch Juraprofessor.«
    Kate nickte. »Es hört sich albern an, ich weiß, und anmaßend aus dem Mund einer Professorin für englische Literatur. Aber du kommst mir nicht mehr so lebendig vor wie früher. Irgend etwas ist dir verlorengegangen, Reed. Du bist so liebenswert wie immer, aber du sprühst nicht mehr.«
    »Aber ich starte doch gerade ein Projekt an einer Law School, an der es noch nie eines mit wirklichem Praxisbezug gegeben hat«, entgegnete Reed. »Und da du auch dort lehrst, werden wir gemeinsam Neuland entdecken. Willst du

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