Spionin in High Heels
im Büro getroffen? Was, wenn er eine Affäre mit ihr gehabt hatte? Jasmine, die so gerne lauschte, konnte leicht etwas von Greenways und Richards Geldschieberei aufgeschnappt haben. Und sie kam ohne Probleme an Richards Akten heran. Inklusive der Kontonummern. Jasmine hatte Greenway erschossen, dessen war ich mir jetzt sicher.
Schwer atmend rannte ich hinaus in die Hitze und war schon auf dem Weg zur Parkgarage, als mir einfiel, dass ich gar nicht mit dem Jeep gekommen war. Mist!
Ich blieb auf dem Bürgersteig zwischen Bernies Pfandhaus und Starbucks stehen. Ich hatte schon mein Handy gezückt, um Ramirez anzurufen und ihm zu berichten, was ich herausgefunden hatte, zögerte dann aber. Ich war mir zwar sicher, dass Jasmine es getan hatte, aber ich hatte nicht den Hauch eines Beweises. Ich hatte das ungute Gefühl, dass Ramirez mich auslachen würde, wenn er von den Stiefeln erfuhr, und ich mir wieder einmal einen Vortrag anhören musste, weil ich die Sache nicht den großen Jungs überlassen hatte. Außerdem hatte ich ihm versprochen, mich nicht mehr einzumischen (auch wenn ich meine Finger dabei gekreuzt hatte), und ich hatte keine Lust, wieder Bekanntschaft mit dem bösen Cop zu machen.
Ich brauchte Beweise. Irgendetwas, das Jasmine mit Greenway in Verbindung brachte. Etwas mehr als Designerschuhe. Ich musste an ihren Computer. Mir war nicht entgangen, dass sich das Fenster auf ihrem Bildschirm stets mit Lichtgeschwindigkeit schloss, wenn ich die Lobby betrat. Ich würde meine Lieblingssandalen verwetten, dass irgendwo zwischen ihren Solitaire-Spielen die Nummer eines Auslandskontos versteckt war, das seit Kurzem um zwanzig Millionen Dollar dicker war. Ramirez und sein Team hatten sicher Richards Festplatte gründlich durchsucht, aber wer würde schon an den Computer einer Empfangsdame denken?
Ich warf einen Blick auf meine Armbanduhr. Viertel nach fünf. In zwei Stunden würde niemand mehr in der Kanzlei sein. Eines hatte ich gelernt, während ich mit Richard zusammen war: Dass Anwälte erst spät mit der Arbeit begannen, hinderte sie nicht daran, das Steak-Dinner am Abend ihren Klienten zu berechnen. Nach acht Uhr würden die Büroräume menschenleer sein. Und ich hatte freie Bahn bei Jasmines Computer.
Ich ging zu Starbucks und bestellte einen Mocha Frappuccino, den ich zu einem Platz in der Nähe des Fensters trug, von wo aus ich einen guten Blick auf das Kanzleigebäude hatte. Ich saß noch nicht einmal zwei Minuten, als Jasmine herauskam; ihre Prada-Stiefel winkten mir zu, als sie die zwei Blocks zur Garage ging. Ich schlürfte mein Getränk und wartete, während ein Angestellter nach dem anderen das Gebäude verließ. Althea erschien ein paar Minuten später. Mit einer Patchworktasche über der Schulter, auf der das Bild einer Katze prangte, schlug sie die Richtung zur Metrostation ein. Als Letzter trat Zucker aus dem Gebäude, stieg in seinen Mercedes und fuhr los, gerade als es dunkel zu werden begann.
Ich zwang mich, noch eine weitere halbe Stunde zu warten, nur für den Fall, dass jemand eine wichtige Akte oder ein Memo vergessen hatte. Die ersten Abendgäste betraten das Café, und plötzlich war es voll mit händchenhaltenden Paaren. Ich bestellte einen zweiten Frappuccino und beobachtete, wie sich draußen auf den Straßen der Innenstadt Theaterbesucher und Obdachlose begegneten. Erst als mein Hintern schon langsam taub wurde und meine Pupillen von zu viel Koffein geweitet waren, griff ich nach meiner Handtasche und ging zurück über die Straße zu den Büros.
Das Gebäude war unheimlich still, als ich mit dem Aufzug in den vierten Stock hochfuhr. Ich wusste, dass die Türen für das Reinigungspersonal unverschlossen blieben, aber als ich aus dem Aufzug trat, war das einzige Geräusch, das ich hörte, das stete Summen der verlassenen Computer.
Langsam drückte ich die Milchglastüren der Kanzlei auf. Meine Haut prickelte vor Nervosität. Vielleicht hatten auch die beiden Frappuccinos ihren Teil dazu beigetragen. Ich schlich durch das dunkle Büro. Der weiche Teppich schluckte die Geräusche meiner Absätze, und das Licht von Jasmines Bildschirm wies mir den Weg.
Auf Zehenspitzen ging ich zu Jasmines Tresen und glitt hinter das Ungetüm aus Mahagoni. Zum Glück ließ sie wie alle anderen auch ihren Computer an, wenn sie abends nach Hause ging. Sie hatte sich aus dem System ausgeloggt, aber mit Richards Passwort war ich schnell wieder drin. Slips. Wie originell. Ich verdrehte im Geist die
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