Spionin in schwarzer Spitze (Baccara) (German Edition)
inne. „Dabei bist du gar nicht unschuldig, stimmt’s?“
Jack erhob sich langsam und funkelte sie zornig an. „Was soll denn das jetzt wieder heißen? Du hast doch gerade erst gesagt, du glaubst nicht, dass ich meinen Vater getötet habe.“
„Natürlich hast du deinen Vater nicht umgebracht.“
„Was zum Teufel hast du denn dann gemeint?“
„Dass du vorhast, alles zu zerstören, was dein Vater als sein Lebenswerk aufgebaut hat.“ All diese Geheimnisse, all diese dunklen Pläne – das machte Nikki ganz fertig, obwohl viele Fäden dazu in ihrer Hand zusammenliefen. Sie seufzte. „Es war ein Fehler, dass wir etwas miteinander angefangen haben.“
„Oh, das sind ja ganz neue Erkenntnisse. So weit war ich auch schon.“
Nikki hatte das Gefühl, jetzt endlich zum Kern des Problems vordringen zu müssen: Jacks irrationalem Feldzug gegen die Kincaids. Sie näherte sich ihm wieder etwas und sah das Begehren in seinen Augen erneut aufflammen – ein Begehren, das sie teilte. Sie fuhr sich mit der Zunge über die Lippen und unternahm einen neuen Anlauf. „Jack … hast du eigentlich je den Brief gelesen, den dein Vater dir hinterlassen hat?“
Mit dieser Frage hatte er nicht gerechnet. „Nein.“
„Er hat jedem seiner Kinder einen hinterlassen. Und deiner Mutter auch, soweit ich weiß. Dafür muss es doch einen Grund gegeben haben. Etwas, was er jedem Einzelnen von euch mitteilen wollte. Macht dich das denn kein bisschen neugierig?“
„Meine Beziehung zu meinem Vater war … kompliziert.“
„Meine Beziehung zu deinem Vater nicht“, erwiderte sie.
„Was soll denn das jetzt heißen? Das musst du mir schon näher erklären.“
Sie zögerte. Darüber sprach sie nicht gern. Es weckte in ihr die Erinnerung an Leid und Schmerz. Aber wenn Jack verstand, warum sie für die Kincaid Group arbeitete, würde er auch verstehen, warum sie sich in ihrer Loyalität so hin und her gerissen fühlte. „Hätte es deinen Vater nicht gegeben, dann hätte ich keine berufliche Zukunft gehabt.“
Jack zuckte mit den Schultern. „Na schön. Er hat dir eine Einstiegschance gegeben. Na und?“
„Nein, so war das nicht. Ich hatte vorher schon einen anderen Job.“
„Dann hat er …“
„Er hat mir geholfen, meinen guten Ruf zu retten, nachdem mein erster Arbeitgeber ihn ruinieren wollte.“ So. Jetzt war es heraus. „Er hat mir aus einer sehr, sehr engen Klemme geholfen.“
Jack zog die Stirn in Falten. „Was um Himmels willen war denn passiert?“
Sie redete wirklich nur sehr ungern darüber. Rückblickend konnte sie nur schwer begreifen, wie sie so dumm und naiv hatte sein können. Zumal ihr Vater Polizist gewesen war und sie nicht nur zu Ehrlichkeit und Aufrichtigkeit, sondern auch zur Vorsicht erzogen hatte. Trotzdem war sie unvorsichtig gewesen. Und hatte sich in einen Mann verliebt, der sich als mieser Typ entpuppte.
In diesem Moment wünschte sie sich, sie hätte den Drink angenommen, den Jack ihr vorhin angeboten hatte. Ihr Mund war trocken. „Es war mein erster Job nach dem College. Ich hatte gerade meine Abschlüsse in Polizeiwissenschaft und Betriebswirtschaft gemacht.“
„Mangelnden Fleiß kann dir jedenfalls niemand vorwerfen.“
Sie musste lächeln. „Habe ich schon meinen Nebenfach-Abschluss in Strafjustiz erwähnt?“
„Du hattest mal gesagt, dass du auch gerne in den Polizeidienst gegangen wärst?“
Ihr Lächeln erstarrte. „Das konnte ich meiner Familie nicht antun. Mein Dad ist doch im Dienst ums Leben gekommen. Na ja, auf jeden Fall habe ich den klassischen Fehler gemacht, den so viele junge Frauen machen, wenn sie ihren ersten Job antreten.“
„Du hast dich in deinen Chef verliebt.“
Beschämt schlug sie die Augen nieder. Wie jung und dumm sie gewesen war! „Ja. Und er meinte, es wäre besser, wenn wir unsere Affäre vorerst geheim halten würden. Er hat mir sogar die Heirat versprochen. Und wenn wir erst verheiratet wären, bräuchten wir nichts mehr geheim zu halten. Ich vermute mal, wäre mein Vater noch am Leben gewesen, dann wäre das alles nicht passiert.“
„Ja, du hast mal erzählt, dass er eine exzellente Menschenkenntnis hatte.“
„Und ich dachte, die hätte ich auch.“ Unruhig ging sie im Büro auf und ab, wie um eine Distanz zwischen sich und die schmerzliche Erinnerung zu bringen. „Vielleicht war ich deshalb so unvorsichtig.“
Jack stellte sich wieder an die Hausbar, schenkte sich nach und goss auch Nikki einen Drink ein. „Hier, ich glaube, den
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