Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sportreporter

Sportreporter

Titel: Sportreporter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R Ford
Vom Netzwerk:
wenig hin- und herfährt. Khaki-Hosenrock. Eine weiße Baumwollbluse, die ein Paar ansehnliche Pampelmusen verbirgt.
    »Hallo.« Ich lächle zurück.
    Sie lehnt sich mit der Hüfte gegen den Türrahmen. Unterhalb des Rocksaums sind die Beine stramm und blank wie der Sattel eines Kavalleristen. Ich weiß nicht recht, wo hinsehen, doch das strahlende Lächeln sagt mir: Guck ruhig hin, Jack. Dazu hat Gott es geschaffen . »Sie sind Frank Bascombe, nicht wahr?« Sie lächelt immer noch, als wisse sie etwas. Ein Geheimnis.
    »Ja, der bin ich.« Mein Gesicht wird angenehm warm.
    Augen blitzen und Brauen wölben sich. Ein Ausdruck der Bewunderung, der nichts Zwielichtiges bedeuten muß – eine Feinheit im Benehmen, in den besten Internaten Neuenglands erworben und im Erwachsenenleben gemeistert –, der schlichte, aber provozierende Wunsch, sich vollkommen verständlich zu machen. »Es tut mir leid, daß ich hier so hereinplatze. Ich wollte Sie einfach kennenlernen, schon seit ich hier bin.«
    »Arbeiten Sie hier?« frage ich unaufrichtig, denn ich weiß mit absoluter Sicherheit, daß sie hier arbeitet. Ich habe sie vor einem Monat über den Gang gehen sehen – und erst noch vor zehn Minuten bei der Sitzung für die Footballvorschau – und in ihrer Personalakte nachgeschaut, ob sie die richtigen Voraussetzungen für bestimmte Recherchen mitbringt. Sie ist eine Praktikantin vom Dartmouth College oben, eine Melissa oder eine Kate. Ich kann mich im Moment allerdings nicht daran erinnern, da ihre Art von Schönheit gewöhnlich voller Hingabe von einem stiernackigen Dartmouth-Dan überwacht wird, mit dem sie eine moderne Einzimmerwohnung in der Upper East Side teilt, da sie gemeinsam ein »Urlaubssemester« einlegen, um zu einer Entscheidung darüber zu kommen, ob eine Heirat zu diesem Zeitpunkt klug wäre. Ich erinnere mich jedoch, daß ihre Familie aus Milton in Massachusetts kommt und daß ihr Vater ein kleiner Politiker ist, dessen Namen, wie ich mich vage entsinne, in der Sportgeschichte Harvards einen guten Klang hat (einer der entscheidenden Leute des Magazins ist ein alter Kumpel von ihm). Ich sehe ihn sogar vor mir – klein, vierschrötig, mit pendelnden Schultern, ein kampflustiger Draufgänger, der auf Grund guter Zensuren von Harvard angenommen wurde und dann gleich in zwei Sportarten in die Harvard-Auswahl kam, obwohl in seiner Familie noch nie jemand aus dem Kartoffelacker herausgekommen war. Ein Typ, wie ich sie normalerweise mag. Und hier ist nun seine Tochter mit dem sonnigen Gesicht nach New York gekommen, um ihren Lebenslauf mit ein paar interessanten Details zu würzen, die sie einsetzen kann, wenn sie sich um die Zulassung zum Medizinstudium bewirbt, oder später, wenn sie in Vermont in New Hampshire in die Kommunalpolitik einsteigt, noch während ihre Scheidung von Dartmouth-Dan läuft. Keine schlechte Idee, das eine wie das andere.
    Doch wie sie da in meiner Tür steht, gesund wie ein Kajakfahrer, mit einem Bostoner Akzent, bereits in Dingen »erfahren«, von denen man nur träumen kann – was für ein Anblick für müde Augen. Vielleicht ist Dartmouth-Dan gerade mit Dads Zwölfmeteryacht unterwegs, oder er paukt noch in Hanover oben auf seine Betriebswirtschaftsprüfungen. Vielleicht findet er auch dieses große, in seiner verbindlichen Art schöne Mädchen nicht mehr »interessant« (ein Urteil, das er noch bereuen wird), oder sie ist nicht die Richtige für seine Karriere (die nach einer kleineren oder etwas weniger selbstsicheren Frau verlangt), oder sie müßte aus einer besseren Familie kommen oder Französischkenntnisse haben. Solche Fehler werden immer noch gemacht. Wie könnte sonst auch nur einer von uns in die Zukunft blicken?
    »Ich habe mir eben die Footballsitzung angesehen«, sagt Melissa/Kate. Sie beugt sich zurück, um einen Blick auf den Gang zu werfen. Stimmen verlieren sich in Richtung der Aufzüge. Die Vorschauarbeit ist vorbei. Ihre Frisur läßt die süßen kleinen, schneckenförmigen Ohren frei, so daß sie, wie gerade eben, die Haare von dort wegschnipsen kann. »Ich heiße Catherine Flaherty«, sagt sie. »Ich mache dieses Frühjahr hier ein Praktikum. Von Dartmouth aus. Ich will nicht stören. Sie sind wahrscheinlich sehr beschäftigt.« Ein schüchternes, verschwiegenes Lächeln und erneut ein Wegschnipsen der Haare.
    »Ich hab, ehrlich gesagt, nicht viel Glück mit meiner Beschäftigung.« Ich lehne mich auf meinem Drehstuhl zurück und verschränke die Hände hinter dem

Weitere Kostenlose Bücher