SPQR - Der Falke von Rom: Teil 1: Imperium (German Edition)
auf Theben, einem Planeten mit weiten Ebenen und fast konstanten Wetterbedingungen über das ganze Jahr. Der Sommer war mal wieder recht kalt gewesen. Aber so war das Wetter halt auf Theben. Selten wirklich warm und dafür viel zu oft kalt und ungemütlich. Auch im Sommer, der hier nur rund zwei Monate lang ist und selten Temperaturen über zwanzig Grad aufweist. Alles in allem ein Planet, der nur deshalb von Bedeutung für die Hegemonie war, weil er Dank des genetisch veränderten Weizens und den unendlich weiten Ebenen einen großen Teil der Nahrungsmittel für den kolonialisierten Raum in diesem Sektor produzierte.
Leonidas Alexander Falkenberg flog mit seinem Vater in ihrem GM Skyflyer MkIII Familienflugwagen zum Parkplatz des Abflugterminals des Raumhafens von Newport. Es herrschte kein großes Verkehrsaufkommen. Woher sollten auch die dafür notwendigen Wagen hier auf Theben herkommen. Theben lag zwar an einer wichtigen stellaren Handelsroute, aber neunzig Prozent der Handelsschiffe passierten das System ohne Zwischenstop.
Über 95 Prozent des gesamten Umschlages auf Theben waren Frachtgüter. Lebensmittel aller Art wurden in standardisierten Mark-I- bis Mark-IV-Containern mit automatisierten oder robotergesteuerten Flugfrachtern oder Magnetbahnen an den Raumhafen angeliefert, dort in Leichter geladen, die die Fracht zu den wartenden Frachtern im Orbit brachten, sie gegen Container mit Konsum-, Luxus- und Investitionsgütern austauschten, wieder landeten und diese Container wiederum den wartenden Flugfrachtern und Magnetbahnen übergaben. Wenig aufregend, aber dafür effizient. Leonidas langweilte sich schon beim Zugucken, obwohl er erst zum zweiten Mal hier war.
„Sir, wann fliegt mein Schiff?“, fragte er seinen Vater.
Sein Vater, ein 45 Jahre alter Veteran der TDF, atmete tief durch. Leonidas war schon seit der erfolgreichen Aufnahmeprüfung zur TDF vor zwei Monaten ständig darauf bedacht gewesen, diesen Termin nicht zu verpassen. So war es verständlich, dass er innerhalb von vier Stunden schon das zweite Mal seinen Vater nach dem Abflugtermin fragte. Andere wären überrascht, dass der gerade einmal fünf Jahre alte Junge nur zweimal gefragt hatte.
„Leonidas, du solltest es eigentlich wissen. Und jetzt hör auf, mir Löcher in den Bauch zu fragen. Kannst du denn nicht für einen Moment nur die Aussicht genießen?“
Das war natürlich nicht die Antwort, die ein fünfjähriger Junge hören wollte oder die man überhaupt hätte erwarten können in Anbetracht derTatsache, dass Leonidas in einer Stunde den Planeten verlassen würde, um vielleicht erst in fünfzehn Jahren zurückzukommen. Und das vor allem auch deshalb, weil bis auf die zweimalige Frage und die kurzen Antworten so gut wie kein Wort während der letzten dreitausend Kilometer gesprochen worden war. Doch in der Familie Falkenberg wurden nie viele überflüssige Fragen gestellt, und, was das betrifft, auch nicht geduldet. Diesmal war das Leonidas auch ganz recht so, denn er musste immer noch den Abschied von seiner Mutter, seiner Schwester Athena und seinem älteren Bruder Cäsar verdauen.
Er schielte zu seinem Vater hinüber. Der schien irgendwie auch nicht ganz glücklich über die Situation zu sein, obwohl er mächtig stolz darauf war, dass Leonidas die Aufnahmeprüfung so gut abgeschlossen hatte. Nach der Bekanntgabe der Ergebnisse hatte der ansonsten so schweigsame Mann seinem Sohn ein paar Bilder aus seiner Militärzeit gezeigt und ihm die dazugehörigen Geschichten erzählt. Auch etwas, was im Hause Falkenberg Seltenheitswert hatte und von Tessa Falkenberg, seiner Mutter, nicht gerade wohlwollend gesehen wurde.
Maximilian Falkenberg sagte nie sehr viel. Aber wenn er etwas zu sagen hatte, dann tat man gut daran, genaustens zuzuhören. Leonidas‘ Mutter sagte immer, dass daran die Verletzung schuld war, die sein Vater bei der Niederschlagung des Aufstandes auf Assur erlitten hatte. In einem Hinterhalt verlor er damals beide Beine, die halbe Lunge und seinen besten Freund. Leonidas hatte nie herausgefunden, in welcher Reihenfolge der Verlust für seinen Vater am schlimmsten gewesen war. Das war auch so ein Thema, das nie zur Debatte stand oder zu Fragen eingeladen hatte. Die Militärvergangenheit von Leonidas‘ Vater war ein absolutes Tabuthema in der Familie – wie das Thema Militär allgemein. Das lag hauptsächlich an seiner Mutter, die der Meinung war, dass ihre Familie ihre Schuldigkeit der Gesellschaft gegenüber getan
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