SPQR - Der Falke von Rom: Teil 1: Imperium (German Edition)
hältst, mein Junge. Immer!“
So etwas hatte sein Vater noch niemals gesagt. Im Gegenteil. Zu Hause hieß es immer, man solle sich ein Vorbild an Großvater Marcus nehmen, der anno 2432 bei der Kaperung der Raumbasis auf Ceres alleine die Sicherheitszentrale stürmte und für diese Heldentat das Terran Cross noch auf dem Schlachtfeld vom Flottenadmiral persönlich erhielt. Oder Onkel Hadrian, der das Defence Cross erhielt, weil er trotz Verwundung eine feindliche Geschützstellung im Nahkampf ausgeschaltet hatte. Der Hergang dieser Heldentaten allerdings war auch wieder mehr oder weniger ein weiteres Tabuthema im Haus und Leonidas hatte schwer daran „gearbeitet“, um wenigstens das Wenige herauszubekommen. Und nun das!
„Vater, darf ich dir eine Frage stellen?“
„Mein Junge, du durftest doch immer alles fragen. Was möchtest du wissen?“
„Warum bist du nach deiner Verwundung nicht wieder zu der TDFzurückgegangen?“ Leonidas sah seinen Vater an. Das war eine heikle Frage, die seine Mutter ihm eigentlich ausdrücklich verboten hatte, zu stellen. Sie sagte, dass sein Vater sie ihm irgendwann einmal von selbst beantworten würde – wenn er soweit wäre. Einen Augenblick sah es auch so aus, als ob sein Vater Tränen in den Augen hätte. War vielleicht nicht so eine gute Idee gewesen, ihn ausgerechnet jetzt zu fragen.
„Junge, wenn du deine Ausbildung überstehst, ohne auszuscheiden, du alt genug wirst und du lange genug herumgekommen bist, dann wird es einen Zeitpunkt geben, an dem du nur noch zwei Möglichkeiten hast: Du änderst das, was dich und deine Kameraden auf Dauer umbringt, oder du hörst ganz damit auf. Ich habe mich damals entschieden, aufzuhören.“
Leonidas hatte noch viele Fragen, doch die Zeit war um. Umihn herum begann der große Aufbruch. Eltern umarmten ihre Kinder, letztes Händeschütteln mit Freunden und die jungen Kadetten gingen zum Meldepunkt. Es war zwei Minuten vor vier. Leonidas sah seinen Vater an und umarmte ihn noch einmal. „Grüß Mutter noch einmal von mir, Sir.“
„Und du passt gut auf dich auf, Leo!“
„Aye aye, Sir“, sagte Leonidas und drehte sich schnell um, damit sein Vater nicht seine Tränen sah. Dann ging er wie all die anderen Kadetten zu den Soldaten am Meldekopf, zeigte seine Marschbefehle vor, erhielt an einem Tisch weiter hinten einen grauen Overall mit seinem Namen darauf und ein paar Zero-G-Bordstiefel, zog sich im Umkleidebereich um, entleerte seine Taschen, entsorgte seine Zivilkleidung im Müllschlucker, nahm seine persönliche 3-kg-Ausrüstung und ging an Bord des TDSF-Shuttles Prometheus, das ihn zum TDSF-Truppentransportkreuzer 73 Gladius in den Orbit brachte. Ab jetzt sollte für Leonidas alles anders werden als bisher. Und er würde noch an diesen Tag zurückdenken. Er wusste es nur noch nicht.
2
Im Orbit von Theben, TDSF-Barkasse 73-2 TDSFS Prometheus, 21.08.2466, 21:20 Uhr LPT, 15:45 Uhr Galactic Standard Time (GST)
Sein Vater hatte Recht gehabt. Die Gladius war größer als der Shuttle. Deutlich größer. Der blau uniformierte Petty-Officer, der die 32 Kadetten begleitete, erklärte ihnen, mit was für einem Schiff sie die Reise nach Terra via Sparta, Megara und Olont die Ehre haben würden, erleben zu dürfen. Er erklärte ihnen, während alle auf die Sichtschirme starrten, um entweder noch einen Blick auf ihre Heimat zu erhaschen oder versuchten, die Gladius während des Anflugs zu bewundern, dass dieses ehrwürdige Schiff schon an fast allen Operationen der Flotte in den letzten 70 Jahren teilgenommen hatte.
„Meine Damen und Herren, unsere Gladius ist ein Truppentransportkreuzer der Weapon-Klasse. Mit einer Länge von eintausendzweihundert Metern, einer größten Breite von vierhundertfünfzig Metern und einer Besatzung von eintausendsechshundert Mann kann sie eine komplette Division Bodentruppen nebst Ausrüstung transportieren. Die Landungsbarkasse Prometheus, auf der Sie sich zurzeit befinden, ist nur eine von insgesamt sechs Barkassen der Gladius, mit der jeweils eine komplette Kompanie abgesetzt werden kann. Deshalb haben Sie hier im Moment auch so viel Platz.
Da es sich hier also um ein Kriegsschiff handelt, ist mit eingeschränktem Luxusleben zu rechnen. Soll heißen: Die Grandhotelzeiten, die der eine oder andere von Ihnen vielleicht bis dato gehabt hat, kann er oder sie endgültig vergessen! Hier gibt es keinen Zimmerservice, keinen zusätzlichen Nachtisch und kein Rumgemecker. Ab sofort sind Sie alle Angehörige
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