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Spritzenmäßig: Kurioses, Krasses und Komisches aus der Notaufnahme

Spritzenmäßig: Kurioses, Krasses und Komisches aus der Notaufnahme

Titel: Spritzenmäßig: Kurioses, Krasses und Komisches aus der Notaufnahme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna Tarneke
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wahrheitsgemäß zu beschreiben, sodass man als Arzt manchmal eine blühende Fantasie haben muss, um aus den blumigen Umschreibungen die tatsächlichen Beschwerden herausfiltern zu können. Ohne eine gesunde Portion Humor würde man als Urologe ein schwierigeres Dasein führen.
    Wobei das eigentlich für alle anderen Ärzte auch gilt. Humor ist ein erprobtes Mittel der Realitätsbewältigung im Krankenhaus, und in jeder Fachrichtung fällt er etwas anders aus. So witzig und ironisch die einen, so taff und handfest sind die anderen. Wie zum Beispiel unser Chirurg Dr. Claas H., dessen Humor eine Spur derber ausfällt, als man bei diesem schönen Mann vielleicht erwarten würde …
    Aber zurück zum gesundheitsgefährdenden Sex.
    Die mit Abstand meisten Sexunfälle gehen auf ein besonders großes Maß an Experimentierfreudigkeit zurück. Einige Dinge passieren dabei ganz banal aus mangelndem physikalischen Sachverstand (wussten Sie, dass sich eine offene Wasserflasche unter bestimmten Bedingungen festsaugen kann? Stichwort Unterdruck? Wo diese Bedingungen herrschen, können Sie sich vielleicht grob vorstellen).
    Andere Dinge passieren, weil sich manche einen Lustgewinn erhoffen, der sich rein praktisch nicht erreichen lässt durch ihr gewagtes Abenteuer. Wunsch und Wirklichkeit passen häufig einfach nicht zusammen. Sie glauben gar nicht, was sich einige Leute so in ihre Körperöffnungen stecken, weil sie denken, dass es Spaß machen könnte. Das Gegenteil ist oft der Fall.
    Alle diese Patienten haben aber eines gemein: Sie sind zutiefst beschämt, wenn sie zu uns in die Notaufnahme kommen und kramen die merkwürdigsten Erklärungen hervor (»Ich hab mich aus Versehen auf den Deo-Roller gesetzt …«).
    Ich kann Ihnen versichern, dass solche Ausreden überflüssig sind. Falls Sie jemals in die Notaufnahme eines Krankenhauses müssen, weil bei Ihrem Liebesspiel irgendetwas schiefgelaufen ist, dann seien Sie sich über eines im Klaren: Alle Mitarbeiter sämtlicher Notaufnahmen dieser Erde haben schon zig Sexunfälle behandelt – die meisten dürften weitaus schlimmer gewesen sein als Ihrer. So wie der von Boris R. …
    Als man Boris R. in die Notaufnahme getragen hatte, war sein Blutverlust bereits beträchtlich. Zwischen seinen Beinen hatte er ein großes geblümtes Badetuch, das von Blut getränkt war und aus dem es immer wieder tropfte.
    Eine Hose trug er nicht.
    Seine Gesichtsfarbe hatte sich der weißen Trage nahtlos angeglichen. Er presste die Lippen aufeinander und kniff die Augen zusammen, als wollte er einen Schrei unterdrücken. Mehr als ein leises Wimmern war nicht von ihm zu hören.
    Und das war erstaunlich.
    Denn als ich ihm vorsichtig das Handtuch aus dem Schritt entfernte und die Ursache der schweren Blutung in Augenschein nehmen wollte, hätte ich beinahe selbst laut losgeschrien – wie war es möglich, dass der Patient nicht in hysterische Schreikrämpfe verfiel?
    Es war, als hätte man sein Hinterteil mehrfach durch einen Fleischwolf gedreht, und ich muss zugeben, dass ich auf den Anblick einer solchen Schlachtplatte nicht gefasst war.
    Für die Behandlung einer derart schweren Verletzung kann es extrem wichtig sein, den Unfallhergang genau in Erfahrung zu bringen. Die Frage »Wie ist das passiert?« zählt daher zu den am häufigsten gestellten Fragen in der Notaufnahme, und in diesem Fall hier war sie mehr als angebracht.
    In all den 17 Jahren, die ich auf dieser Station gearbeitet hatte, habe ich mich stets bemüht, so nüchtern und sachlich wie nur möglich zu klingen, egal, wie irrwitzig oder abstoßend die Verletzungen waren, die da vor mir auf dem Tisch lagen. Aber im Fall von Boris R. wollte es mir einfach nicht gelingen, mein Entsetzen zu verbergen:
    Â»Um Gottes willen, wie ist denn das passiert??!«, entfuhr es mir erschrocken.
    Â»Ich bin ausgerutscht und mit dem Hintern auf die Kante des Bürgersteigs gefallen«, stöhnte Boris R. – und natürlich wussten wir beide, dass das so nicht stimmen konnte.
    Ich hatte schon viele Notlügen gehört und brachte für einige durchaus Verständnis auf. Jeder Mensch macht schließlich Fehler, aber deshalb muss lange nicht jeder von diesen Fehlern auch erfahren. Besonders nicht von den geheimen Leidenschaften und abseitigen Interessen, die mitunter gar peinliche Auswirkungen haben. Deshalb gab

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